Kategorie: Geschichten

Geschichten

Ein Ort zum Bleiben: Huanchaco in Nordperu

Huanchaco

Allgegenwärtig ist das Rauschen der Wellen in Huanchaco, man hört es, wo man geht und steht, man gewöhnt sich daran und doch zaubert es einem ein Lächeln aufs Gesicht, wenn man es wieder bemerkt, allein die Vorstellung: Da draußen, keine zweihundert Meter entfernt, liegt der Pazifische Ozean, so groß wie alle Kontinente der Welt zusammen, da vorne liegt mehr als die Hälfte des Wassers, was es auf dieser Erde gibt. Immer hätte ich gedacht, in den Bergen, in der Natur, fühlt man sich klein, doch das geht auch am peruanischen Pazifikstrand. Weiterlesen

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Indigener Stolz und die Mitte der Welt: Der Markt von Otavalo

Otavalo Markt

„Sie betrachten ein Werk von 1613, an dem hunderte versklavte indigene Männer, Frauen und Kinder arbeiteten.“ Mit diesen Worten wird man am Wasserfall Peguche in Otavalo im Norden von Ecuador empfangen, wo eine Art Aquädukt den Eingang markiert. Na und, mag man denken, ist doch normal, dass den Indigenen hin und wieder ein Denkmal gesetzt wird, schließlich haben sie genug durchlebt. Doch mit ein bisschen Lateinamerika-Erfahrung kommt man nicht umhin, sich zu wundern. All die kolonialen Prunkbauten, die riesigen goldgeschmückten Kirchen, die kolossalen Denkmäler in lateinamerikanischen Städten – sie wurden alle von Indigenen gebaut, und das weder freiwillig noch im Mindesten zu fairen Arbeitsbedingungen. Einen Hinweis, ein Schild, eine kleine Plakette sucht man dennoch vergeblich. In Kirchenführungen wird möglicherweise erwähnt, dass es Indigenen früher verboten war, die Messen zu besuchen. Dass sie die Kirchen trotzdem bauen mussten – darüber spricht man nicht.

In Otavalo dagegen spricht man nicht nur darüber, man schreibt es in goldenen Lettern auf ein großes Holzschild und stellt es mitten vor eine der wichtigsten Attraktionen des Ortes, so dass niemandem entgehen kann: Hier ist etwas anders. Weiterlesen

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Da, wo die Wale geboren werden

Puerto Lopez Ecuador

Ich steige in ein Mototaxi und fühle mich angekommen. Der Wind, der die Haare zerzaust, der Staub, der durch die Ritzen kriecht, das Ruckeln auf den ungeraden Straßen, die die dreirädrigen Gefährte häufig zum äußersten Wanken bringen und sie manchmal auch umkippen lassen. Ich folge dem Rauschen des Meeres hinunter zum Strand, brauner Sand, graublaue Weite, helle Gischt. Fast niemand ist unterwegs, einsame Fischerboote wackeln auf den Wellen oder stehen verlassen im Sand, blau, grün und gelb getüncht, mit Zeichnungen von Fischen und religiösen Namen versehen. Welle um Welle erreicht den Strand und gleitet wieder zurück in den Pazifik, diese endlose Wassermasse, die mehr als ein Drittel der Erde einnimmt. Palmen schütteln ihre Blätter im Seewind, Pelikane halten mit eleganten Flügelschlägen dagegen. Obwohl keine Sonne scheint und es Winter ist, haut einen die Hitze einfach um, T-Shirts und Flip-Flops sind hier im gesamten Jahr der Dresscode, wobei: Die Herren verzichten auch gerne auf Letzteres und recken einem ihre Wampe entgegen. Träge liegt ein Hund am Straßenrand, wie so oft fragt man sich, ob er überhaupt noch atmet. Weiterlesen

Geschichten

Märchenstunde aus Wales

Rundreise Wales

Grün wogende Hügel, blau glitzerndes Wasser, riesige Felsbrocken, ferne Burgen und Schlösser, mit Efeu bewachsene Schiefermauern, bunte Fischerboote – noch kein Land vorher schien mir derart Kulisse eines Märchens zu sein wie Wales. Vielleicht mag es an unserer spontanen Art zu reisen liegen, an der Einfachheit, die einen zurückversetzt in die Zeit des Wunderns und Staunens, vielleicht spielen auch die Ortsnamen eine Rolle, kaum aussprechbar und umso mystischer, vielleicht haben mich die vielen lokalen Sagen inspiriert, die zu den Landschaften kursieren. Eins weiß ich sicher: Wales wird in meinem Kopf immer das Land der Märchen, der Burgherren und Hexenhäuser, der Riesen und Nixen bleiben.

Deshalb heute, zur Abwechslung nach all den Ecuador-Artikeln, eine kleine Märchenstunde aus Wales, in fünf Geschichten. Inklusive Tipps und Inspirationen für deine eigene Rundreise durch Wales. Viel Spaß! Weiterlesen

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Die kleinen Dinge

Quito Altstadt

Ich glaube, zwischen all den Neidisch-Mach-Fotos und abenteuerlichen Geschichten, zwischen den vielen neuen Facebook-Freunden und den Beweisen darüber, wie sehr man sich doch schon eingelebt hat, zwischen all dem fragt sich jeder, der für eine längere Zeit ins Ausland geht, an irgendeinem Punkt, warum er sich das eigentlich antut.

In Peru war dieser Punkt gekommen, als ich mir nach etwa fünf Monaten eine schlimme Mandelentzündung eingefangen hatte und meine Eltern verabschieden musste, die mich zwei Wochen lang besucht hatten. Damals war mein erster Wunsch, mit ihnen in den Flieger zu steigen. Weg von dem Stress und den Unannehmlichkeiten, weg von der langweiligen Arbeit und den komplizierten Freundschaften, wieder zurück in dieses grüne, saubere, leise und komfortable Deutschland, in dem einen einfach jeder versteht.

Nun, in Ecuador, habe ich diesen Punkt gleich bei meiner Ankunft erreicht. Anstatt gemeinsam mit anderen die ersten Tage lang zu Erkundungstouren zu starten und direkt Freunde zu finden, sitze ich in meinem Zimmer und gucke mir auf WhatsApp die Fotos von der Grillparty meiner Freunde an, zu Hause in Deutschland. Nach jetlagbedingten vier Stunden Schlaf verschwimmt alles vor meinen Augen. Weiterlesen

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So einfach kann es sein: Unterwegs rund um Aberystwyth

Keine Vorstellung, keine Erwartungen. In etwa so bin ich an unsere Zeit in Wales herangegangen. Okay, ich hatte einen Reiseführer durchstöbert, einen Wanderführer gekauft und ein paar Artikel auf Reiseblogs gelesen, aber das war es dann auch. Ich hatte keine Sehenswürdigkeiten im Kopf, die ich besuchen wollte, und keinen konkreten Plan für die Zeit in dem kleinen Land. Vielleicht liegt meine Begeisterung für unsere Reise genau darin – Leben von Tag zu Tag, den Kopf frei von Plänen, sehen, was kommt, ist es nicht das, was wir uns von einer Reise wünschen, besteht die Abwechslung vom Alltag, die wir wollen, nicht genau darin? Weiterlesen

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Zwei Seen und das Meer: Die Cregennan Lakes

Die Straße schlängelt sich zwischen Hügeln hindurch und scheint immer schmaler zu werden. Rechts und links ist sie von niedrigen Mauern aus gestapelten Schieferstücken oder Zäunen begrenzt – würde uns jetzt ein Auto entgegenkommen, wir müssten ein ganzes Stück rückwärts fahren. Doch wie so oft in Wales sind wir die einzigen weit und breit. Weiterlesen

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Der nicht ganz so geheime Blue Lake

„Da fahren wir heute hin!“, sagt mein Freund neben mir bestimmt und reißt mich aus meinen Gedanken. Während ich die Nase in unseren Wanderführer gesteckt habe, sitzt er mit dem Tablet in der Hand auf dem Bett und hält mir einen Blogartikel hin, der von einem Ort erzählt, den angeblich nicht einmal die Locals kennen: dem Blue Lake, einen durch Mineralien dunkelblau gefärbten See inmitten einer alten Schiefermine. Weiterlesen

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Auf zum Sitz des Riesen: Wandern in Cadair Idris

Kaum verwunderlich, dass sich um viele Gebirge Sagen und Legenden ranken. Spontan auftretende Gewitter, sich ständig verändernde Himmelsfarben, Hausdächer zerstörender Hagel – für solche Naturphänomene suchen Menschen nach Erklärungen, und ungewöhnliche, besonders extreme Wetterlagen treten eben gehäuft in extremen Landschaften auf. Weiterlesen

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„Das ist dann eine Sache zwischen dir, der Spinne und dem Karma!“

Julia von Bezirzt erzählt auf ihrem Blog oft Geschichten, bei denen mir der Atem stockt, so spannend und nervenaufreibend sind sie. In ihren Berichten erzählt sie auch offen von ihren Ängsten und Sorgen und geht damit, wie ich finde, sehr reflektiert um. Als sie eine Blogparade zum Thema „Wenn Reisen Angst macht“ ins Leben rief, wollte ich daher unbedingt teilnehmen.

Ich war bisher auf Reisen, vor allem in Peru und Ecuador, aber auch in Deutschland, wie beispielsweise bei meiner Tramp-Erfahrung von Jena nach Berlin, öfter mal in Situationen, in denen ich Angst hatte. Oder in denen ich vielleicht auch keine hatte, obwohl ich welche hätte haben sollen. Und immer ist alles gut ausgegangen – oft sogar ein bisschen zu gut bei ein bisschen zu viel Leichtsinn, so als wollte mir jemand ein Zeichen geben, dass ich einen Schutzengel besitze. Weiterlesen