Schlagwort: Peru

Geschichten

Ein Ort zum Bleiben: Huanchaco in Nordperu

Huanchaco

Allgegenwärtig ist das Rauschen der Wellen in Huanchaco, man hört es, wo man geht und steht, man gewöhnt sich daran und doch zaubert es einem ein Lächeln aufs Gesicht, wenn man es wieder bemerkt, allein die Vorstellung: Da draußen, keine zweihundert Meter entfernt, liegt der Pazifische Ozean, so groß wie alle Kontinente der Welt zusammen, da vorne liegt mehr als die Hälfte des Wassers, was es auf dieser Erde gibt. Immer hätte ich gedacht, in den Bergen, in der Natur, fühlt man sich klein, doch das geht auch am peruanischen Pazifikstrand. Weiterlesen

Gedanken

Grenzgänge: Im Nirgendwo zwischen Ecuador und Peru

Lambayeque Peru

„Por qué será que los ecuadorianos son unos sinverguenzas?“, warum sind die Ecuadorianer nur so unverschämt? Die Grenzbeamte schüttelt den Kopf und sieht auf mich herunter. Ich zucke mit den Schultern und bete innerlich, sie möge mir doch einfach schnellstmöglich einen Stempel in den Pass drücken. Unverschämt, damit meint sie ein älteres Ehepaar, das gerade an die Beamte herantrat, um sich über die lange Warteschlange zu beschweren. Ein paar Meter weiter erneute Diskussionen, es geht tatsächlich darum, dass man zum Überqueren ein kleines Formular ausfüllen muss, das die Beamten sechsmal auf eine Seite gedruckt haben. Da es keine Schere gibt, um aus einem Blatt sechs zu machen und diese den Leuten in die Hände zu drücken, müssen erst mal alle in Ecuador bleiben, rechtlich zumindest, faktisch stehen wir schon auf peruanischem Boden. „Son unos sinverguenzas sí o no?“, sie sind unverschämt, oder?, schiebt die Frau hinterher und wirft einen bitterbösen Blick auf die Diskutierenden. Ich versuche zu beschwichtigen und erkläre, dass wir alle gestresst sind aufgrund der Schlange, die bis zur Straße hinaus reicht. Tatsächlich frage ich mich, wie es sein kann, dass das Fehlen einer Schere einen ganzen Grenzposten lahm legt.

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Erfahrungen

Die spannendsten und skurrilsten Märkte in Lima

Wenn ich die peruanische Hauptstadt in drei Worten beschreiben müsste, würde ich wohl „vielseitig“, „groß“ und „chaotisch“ wählen. Wer alle drei Eigenschaften zur gleichen Zeit erleben möchte, muss nur einen der vielen Märkte in Lima besuchen. Ob man etwas braucht oder nicht, ist dabei zweitrangig, denn die meisten Märkte sind für sich schon ein richtiges Erlebnis. Besonders Freitagabend und am Wochenende treten sich die Menschen fast gegenseitig auf die Füße, alles um einen herum wuselt und alle paar Meter läuft unterschiedliche Musik. Reizüberflutung total – und an jeder Ecke neue Skurrilitäten. Weiterlesen

Geschichten

Allerheiligen auf dem zweitgrößten Friedhof der Welt. Oder auch: Warum sich in Peru Himmel und Erde ganz besonders nah sind.

13. August 2011.
Langsam schiebt sich der riesige Reisebus durch die schlecht befestigten, dreckigen Straßen. Uns allen ist es sichtlich unangenehm, hier zu sitzen, in diesem Fremdkörper, der durch seinen makellosen Zustand und die grellweiße Farbe noch mehr aufzufallen scheint zwischen den niedrigen Ziegelbauten mit Wellblechdächern und dem für die peruanische Küstenwüste so charakteristischen Graubraun. Die Straße ein schmaler grau betonierter Streifen, auch der Blick in die Ferne zeigt grau, der dichte Nebel hat sich wieder wie eine Decke über die Stadt gelegt und scheint die Bewohner nach und nach ersticken zu wollen. Endlose Reihen an dicht in die Hügel gedrückten Häusern so weit das Auge reicht, dann verliert sich alles im dichten Grau. Je weiter man fährt, desto mehr Häuser kommen einem entgegen, es nimmt kein Ende, es kommt immer noch ein Hügel mit Häusern, die nach oben hin immer mehr zu schmalen Hütten werden, mit diesen typischen gelben Treppen, auf denen die Bewohner jeden Tag hunderte von Stufen nach oben steigen müssen. Am Rande von Lima kommt einem die Stadt wirklich endlos vor, auch, weil kaum ein Platz verschont wurde, jeder Quadratmeter ist dicht an dicht bebaut, überall Häuser, alle unterschiedlich und doch aus der Ferne heraus so gleich. Die Hügel scheinen die Stadtgrenze zu beschreiben und doch geht es dahinter noch weiter, gibt es noch mehr Häuser auf noch mehr Hügeln. Chaos scheint vorzuherrschen, und das trotz des Schachbrettmusters, in dem hier wie in ganz Lateinamerika die Straßen angelegt sind. Die düstere Stimmung lässt die Szenerie noch trister erscheinen, auch die teils bunt angestrichenen Fronten der Häuser oder die grellen Ladenschilder können daran nichts ändern. Die wenigen Pflanzen, die es gibt, Kakteen und niedrige Bäume, haben sich farblich der grauen Umgebung angepasst. Weiterlesen

Geschichten

Meine Lieblingsstadt

Es ist zwar nun auch schon wieder eine Weile her, aber ich hatte euch ja bereits über die Blogparade „Meine Lieblingsstadt“ informiert. Heute bin ich dran und mache den Abschluss der Reihe, weshalb ich euch gar nicht mehr auf den morgigen Post verweisen kann. Gestern hat allerdings Sarah ihre Lieblingsstadt vorgestellt und vorgestern Jaqueline.

Ich hoffe, ich habe ein paar von euch ins Grübeln gebracht, welche Stadt ich denn vorstellen würde. Eigentlich habe ich keine wirkliche Lieblingsstadt. Regensburg ist eine traumhaft schöne Stadt und noch dazu meine Heimat, Lima war eine unglaublich spannende Erfahrung, trotz bisher nur kurzen Aufenthalten fand ich zum Beispiel Prag oder Granada toll und Jena hat mich so wundervoll aufgenommen. Aber um eine etwas unbekanntere Stadt vorzustellen (oder zumindest eine, von der kaum jemand ein konkretes Bild hat), gibt es heute einen Artikel über Lima, Peru. Weiterlesen

Geschichten

Namen in Peru

Da ich in letzter Zeit mal wieder viel zu viel über Peru geredet habe und mein geplanter Peru-Travel-Guide leider aufgrund Zeitmangels erst mal auf Eis gelegt wurde, muss ich euch einfach mal mit ein paar kurzen Peru-Anekdoten erheitern. Ich hatte ja bereits über meine Gürteltier-Erfahrung berichtet – heute werde ich mich einem ganz anderen Thema widmen, und zwar peruanischer Namensgebung.

Eines der Dinge, die mir in Peru ziemlich früh aufgefallen sind, ist die vollkommene Gleichgültigkeit der Peruaner gegenüber richtiger Orthographie. Das fängt zum Beispiel damit an, dass im Spanischen (was die Aussprache angeht) „V“ und „B“ ein Buchstabe sind – und von den meisten Peruanern auch beim Schreiben synonym verwendet werden. Da heißt das peruanische Nationalgericht in einem Restaurant Cebiche und in dem direkt daneben Ceviche, und niemanden störts. Auch meine Chefin verfasste Texte, die wir auf ein Plakat übertragen sollten, meistens nach der Devise: Solange man’s versteht, ist es okay. Weiterlesen

Geschichten

Wie ich lernte, an das Übersinnliche zu glauben

Dezember 2010 bekam ich die mit zitternden Händen und Knien ersehnte Mail: Ich würde einen Freiwilligendienst machen dürfen. Wohin genau die Reise gehen sollte, wusste ich noch nicht, aber ich begann mich schon einmal mit Informationen bzw. Vorfreude-Material zu Lateinamerika, besonders zu den Andenländern Peru, Bolivien und Ecuador einzudecken. Und da fiel mir das GEO Spezial Peru und Bolivien in die Hände, in dem die beiden Länder als Orte beschrieben wurden, in denen das Magische noch immer Alltag ist. Naja, dachte ich. In irgendwelchen abgeschnittenen Andendörfern vielleicht, aber bestimmt nicht in den großen Städten – da ist die Moderne schließlich schon lange angekommen. Als ich dann wusste, dass ich in der 10-Millionen-Metropole Lima leben würde, verwarf ich den Gedanken an das Magische völlig. Wo sollten denn bitte Geister und Gespenser noch Platz finden zwischen grauen Hochhäusern, stinkenden Kleinbussen und Menschenmassen? Weiterlesen