Da ich in letzter Zeit mal wieder viel zu viel über Peru geredet habe und mein geplanter Peru-Travel-Guide leider aufgrund Zeitmangels erst mal auf Eis gelegt wurde, muss ich euch einfach mal mit ein paar kurzen Peru-Anekdoten erheitern. Ich hatte ja bereits über meine Gürteltier-Erfahrung berichtet – heute werde ich mich einem ganz anderen Thema widmen, und zwar peruanischer Namensgebung.
Eines der Dinge, die mir in Peru ziemlich früh aufgefallen sind, ist die vollkommene Gleichgültigkeit der Peruaner gegenüber richtiger Orthographie. Das fängt zum Beispiel damit an, dass im Spanischen (was die Aussprache angeht) „V“ und „B“ ein Buchstabe sind – und von den meisten Peruanern auch beim Schreiben synonym verwendet werden. Da heißt das peruanische Nationalgericht in einem Restaurant Cebiche und in dem direkt daneben Ceviche, und niemanden störts. Auch meine Chefin verfasste Texte, die wir auf ein Plakat übertragen sollten, meistens nach der Devise: Solange man’s versteht, ist es okay.
Peruanischer Pragmatismus, würde ich heute sagen und mit den Schultern zucken, aber damals stellte mich das vor große Herausforderungen, vor allem, weil ich begann, an meinem eigenen Spanisch zu zweifeln.
Genauso wie mit ihrer eigenen Sprache verfährt der Großteil der Peruaner mit Fremdsprachen. Alles wird genau so geschrieben, dass man es als Peruaner eben versteht, und quasi lautschriftmäßig ins Spanische transkribiert. Und niemanden stört es, wenn dabei mal Gebilde wie „ghei“ anstatt „gay“ herauskommen, das Sandwich als „Sanguche“ auf der Karte steht oder der Sicherheitsbeamte „Guachiman“ heißt – vom Englischen „Watchingman“.
An solche Begriffe kann man sich auch als Ausländer gewöhnen und, ganz ehrlich, irgendwann wundert man sich über gar nichts mehr. Aber es gibt etwas, über das ich bis zum Ende noch gestolpert bin, und das sind peruanische Namen. Schöne, spanische Namen wie Carmen, Raúl oder José, denkt ihr? Ja, auch. Die häufigsten Namen in Peru sind immer noch Jorge und José. Aber in Peru geht, wie in vielen Ländern der Welt, der Trend zu englischen Namen. Wäre ja auch nicht allzu schlimm, wenn die in Peru nicht aussehen oder klingen würden wie dreimal durch den Reißwolf gedreht. Jhon ist ja noch verständlich, aber spätestens bei Brayam, Hardy, Estiben, Gésica oder Wilmer stellen sich mir die Nackenhaare auf. Der schlimmste „englische“ Name, der mir mal untergekommen ist: Leidy.
Einige lustige Anekdoten hab ich auch noch, was „deutsche“ Namen angeht. Der Kreativität peruanischer Eltern steht nämlich, anders als in Deutschland, bei der Namensgebung nichts im Wege.
Zum einen habe ich beim Weggehen mit einer Freundin eine Gruppe Kerle kennengelernt, von denen zwei österreichische Vorfahren hatten. Der eine hieß, ohne Mist, Oswald Dienstknecht. Und der andere, noch besser: Hanssel. Seine Schwester? Gretel. Ich scherze nicht. Die Jungs wollten uns an dem Abend noch überreden, in Hanssels und Gretels Haus aus Lebkuchen zu übernachten, aber wir haben abgelehnt…
Außerdem hatte ich öfter gehört, dass in Peru auch Leute Hitler oder Stalin heißen, und das eigentlich nie so wirklich geglaubt. Bis ich Hatler kennenlernte. Hatler, ihr erinnert euch? Ich musste mich auf jeden Fall ziemlich beherrschen, nicht laut loszulachen, als er mir seinen Namen nannte. Woher der stammte, konnte er mir allerdings nicht sagen.
Wer in Peru irgendwo seinen Namen diktieren muss, kann sich übrigens auch auf einige interessante Versionen gefasst machen. Denn die Ignoranz gegenüber der richtigen Schreibweise spiegelt sich auch bei Starbucks oder beim Kauf eines Bustickets wieder. Ohne einmal nachzufragen, wie sich denn der Name schreibt, wird der Name einfach irgendwie notiert. Eine Freundin und ich haben uns im Bus immer einen Spaß daraus gemacht, unseren Namen ganz normal deutsch auszusprechen und zu gucken, was hinterher auf dem Ticket stand. Ayana Cuba wäre ja auch irgendwie ein schicker Alternativname für mich, oder?
Das Foto passt zwar nicht soo gut dazu, ist aber auch ganz witzig: Fernbedienungen von Panasoni, LGI, Philps & Co.
Haha wieder eine EXTREM lustige Geschichte 😀 Obwohl ich die mit dem Gürteltier damals auch schon genial fand 😀 Und über isländische Namen will ich auch schon seit Eeewigkeiten was schreiben, allerdings ist das im Vergleich eh nicht so lustig 😉
Hihi, das ist ja mal wieder lustig! Die lautschriftmäßige Übertragung von Fremwörten oder Namen kenn ich auch aus der Türkei. Und manchmal wird das Ganze dann auch noch witzig verändert, mein Lieblingsbeispiel: Börger kvin!
😀
LG
Der Text bringt einen wirklich zum Lachen 🙂 schön beschrieben.
Dazu fällt mir ein: http://starbucksspelling.tumblr.com/ 😉
Liebe Grüße,
Petra
Sehr schöner Post mal wieder. Hat mich sehr zum Schmunzeln gebracht. 🙂 In Spanien ist das Gott sei Dank nicht ganz so schlimm. Hier wird sich immerhin bemüht Namen richtig zu schreiben. Wie sie es mit der Schreibweise von englischen Wörtern handhaben, würde ich allerdings auch interessieren. Kann hier ja keiner… 😀
Liebe Grüße, Mona
Traumtänzer