Erfahrungen

Die spannendsten und skurrilsten Märkte in Lima

Wenn ich die peruanische Hauptstadt in drei Worten beschreiben müsste, würde ich wohl „vielseitig“, „groß“ und „chaotisch“ wählen. Wer alle drei Eigenschaften zur gleichen Zeit erleben möchte, muss nur einen der vielen Märkte in Lima besuchen. Ob man etwas braucht oder nicht, ist dabei zweitrangig, denn die meisten Märkte sind für sich schon ein richtiges Erlebnis. Besonders Freitagabend und am Wochenende treten sich die Menschen fast gegenseitig auf die Füße, alles um einen herum wuselt und alle paar Meter läuft unterschiedliche Musik. Reizüberflutung total – und an jeder Ecke neue Skurrilitäten. Weiterlesen

Geschichten

So einfach kann es sein: Unterwegs rund um Aberystwyth

Keine Vorstellung, keine Erwartungen. In etwa so bin ich an unsere Zeit in Wales herangegangen. Okay, ich hatte einen Reiseführer durchstöbert, einen Wanderführer gekauft und ein paar Artikel auf Reiseblogs gelesen, aber das war es dann auch. Ich hatte keine Sehenswürdigkeiten im Kopf, die ich besuchen wollte, und keinen konkreten Plan für die Zeit in dem kleinen Land. Vielleicht liegt meine Begeisterung für unsere Reise genau darin – Leben von Tag zu Tag, den Kopf frei von Plänen, sehen, was kommt, ist es nicht das, was wir uns von einer Reise wünschen, besteht die Abwechslung vom Alltag, die wir wollen, nicht genau darin? Weiterlesen

Geschichten

Zwei Seen und das Meer: Die Cregennan Lakes

Die Straße schlängelt sich zwischen Hügeln hindurch und scheint immer schmaler zu werden. Rechts und links ist sie von niedrigen Mauern aus gestapelten Schieferstücken oder Zäunen begrenzt – würde uns jetzt ein Auto entgegenkommen, wir müssten ein ganzes Stück rückwärts fahren. Doch wie so oft in Wales sind wir die einzigen weit und breit. Weiterlesen

Geschichten

Der nicht ganz so geheime Blue Lake

„Da fahren wir heute hin!“, sagt mein Freund neben mir bestimmt und reißt mich aus meinen Gedanken. Während ich die Nase in unseren Wanderführer gesteckt habe, sitzt er mit dem Tablet in der Hand auf dem Bett und hält mir einen Blogartikel hin, der von einem Ort erzählt, den angeblich nicht einmal die Locals kennen: dem Blue Lake, einen durch Mineralien dunkelblau gefärbten See inmitten einer alten Schiefermine. Weiterlesen

Geschichten

Auf zum Sitz des Riesen: Wandern in Cadair Idris

Kaum verwunderlich, dass sich um viele Gebirge Sagen und Legenden ranken. Spontan auftretende Gewitter, sich ständig verändernde Himmelsfarben, Hausdächer zerstörender Hagel – für solche Naturphänomene suchen Menschen nach Erklärungen, und ungewöhnliche, besonders extreme Wetterlagen treten eben gehäuft in extremen Landschaften auf. Weiterlesen

Gedanken

Warum Freiwilligenarbeit auf Reisen oft die schlechteste Idee ist

Weit weg von Zuhause auf Elefanten reiten, am Strand entspannen und gleichzeitig etwas Gutes tun, etwas in der Welt verändern – für viele junge Leute klingt das wie der Inbegriff einer perfekten Fernreise. Nicht nur NGOs, sondern auch zunehmend Reiseveranstalter springen auf diesen Zug des „Volontourism“ auf und bieten Komplettprogramme an. Einen Monat im Waisenhaus in Uganda aushelfen, eine Woche Holzhütten bauen in Costa Rica, zwei Wochen Englischunterricht halten in Indien… Die Liste an Aktivitäten ist lang, doch die Werbung sieht für die meisten Angebote ähnlich aus: Schwarze Kinder tummeln sich um eine weiße blonde Freiwillige oder hören dieser geduldig beim Unterricht zu, dazwischen ein paar Naturaufnahmen, neue Freunde vor Safari-Kulisse.Die Programme der Veranstalter laufen oft sogar unter Schlagwörtern wie „ethischer Tourismus“ oder Nachhaltigkeit. Doch gut gemeint ist oft sehr weit weg davon, wirklich gut zu sein. Kurzzeit-Freiwilligenarbeit auf Reisen schadet zumeist mehr, als dass sie nützt. In diesem Artikel möchte ich ein paar Argumente liefern und versuchen, dir Auswahlkriterien an die Hand zu legen, falls du doch einmal auf Reisen in einem Freiwilligenprojekt mitarbeiten möchtest.

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Geschichten

„Das ist dann eine Sache zwischen dir, der Spinne und dem Karma!“

Julia von Bezirzt erzählt auf ihrem Blog oft Geschichten, bei denen mir der Atem stockt, so spannend und nervenaufreibend sind sie. In ihren Berichten erzählt sie auch offen von ihren Ängsten und Sorgen und geht damit, wie ich finde, sehr reflektiert um. Als sie eine Blogparade zum Thema „Wenn Reisen Angst macht“ ins Leben rief, wollte ich daher unbedingt teilnehmen.

Ich war bisher auf Reisen, vor allem in Peru und Ecuador, aber auch in Deutschland, wie beispielsweise bei meiner Tramp-Erfahrung von Jena nach Berlin, öfter mal in Situationen, in denen ich Angst hatte. Oder in denen ich vielleicht auch keine hatte, obwohl ich welche hätte haben sollen. Und immer ist alles gut ausgegangen – oft sogar ein bisschen zu gut bei ein bisschen zu viel Leichtsinn, so als wollte mir jemand ein Zeichen geben, dass ich einen Schutzengel besitze. Weiterlesen

Gedanken

Wie „wir“ über „die“ schreiben: Gedanken zur Sprache in Reiseberichten

Ich fürchte, mit diesem Post werde ich manchen Menschen auf die Füße treten, und veröffentliche ihn trotzdem. Weil er mir wichtig ist. Weil es um etwas geht, mit dem ich mich häufig beschäftige: Wie erzähle ich von meinen Reisen und meinem Auslandsjahr? Was für ein Bild vermittle ich als Deutsche, als weiße Person von Peru und von „den Peruanern“, von Spanien, von Portugal oder Slowenien, wenn ich erzähle und schreibe? Im kleinen Kreis ist mir das immer schon ein wichtiges Thema, schließlich sehe ich meine Reisen und die Zeit, die ich im Ausland verbringe, immer auch als eine Möglichkeit, zu lernen, Erfahrungen zu machen und diese auch an meine Mitmenschen weiterzugeben. Im großen Kreis, namentlich auf diesem Blog mit doch ein paar Lesern im Monat, ist die Beschäftigung mit der Frage „Wie erzähle ich und welches Bild vermittle ich?“ mir ein entscheidendes Thema. Mit Reichweite kommt Verantwortung, und Verantwortung heißt nicht nur, die Wahrheit zu schreiben, sondern auch darauf zu achten, wie das Land, über das man schreibt, auf die Leserinnen und Leser, die noch nie dort waren, wirken mag. Weiterlesen

Geschichten

Allerheiligen auf dem zweitgrößten Friedhof der Welt. Oder auch: Warum sich in Peru Himmel und Erde ganz besonders nah sind.

13. August 2011.
Langsam schiebt sich der riesige Reisebus durch die schlecht befestigten, dreckigen Straßen. Uns allen ist es sichtlich unangenehm, hier zu sitzen, in diesem Fremdkörper, der durch seinen makellosen Zustand und die grellweiße Farbe noch mehr aufzufallen scheint zwischen den niedrigen Ziegelbauten mit Wellblechdächern und dem für die peruanische Küstenwüste so charakteristischen Graubraun. Die Straße ein schmaler grau betonierter Streifen, auch der Blick in die Ferne zeigt grau, der dichte Nebel hat sich wieder wie eine Decke über die Stadt gelegt und scheint die Bewohner nach und nach ersticken zu wollen. Endlose Reihen an dicht in die Hügel gedrückten Häusern so weit das Auge reicht, dann verliert sich alles im dichten Grau. Je weiter man fährt, desto mehr Häuser kommen einem entgegen, es nimmt kein Ende, es kommt immer noch ein Hügel mit Häusern, die nach oben hin immer mehr zu schmalen Hütten werden, mit diesen typischen gelben Treppen, auf denen die Bewohner jeden Tag hunderte von Stufen nach oben steigen müssen. Am Rande von Lima kommt einem die Stadt wirklich endlos vor, auch, weil kaum ein Platz verschont wurde, jeder Quadratmeter ist dicht an dicht bebaut, überall Häuser, alle unterschiedlich und doch aus der Ferne heraus so gleich. Die Hügel scheinen die Stadtgrenze zu beschreiben und doch geht es dahinter noch weiter, gibt es noch mehr Häuser auf noch mehr Hügeln. Chaos scheint vorzuherrschen, und das trotz des Schachbrettmusters, in dem hier wie in ganz Lateinamerika die Straßen angelegt sind. Die düstere Stimmung lässt die Szenerie noch trister erscheinen, auch die teils bunt angestrichenen Fronten der Häuser oder die grellen Ladenschilder können daran nichts ändern. Die wenigen Pflanzen, die es gibt, Kakteen und niedrige Bäume, haben sich farblich der grauen Umgebung angepasst. Weiterlesen

Geschichten

Unterwegs im Kleinen Kaukasus: Das Felsenkloster Vardzia und andere Absurditäten

Ich muss sagen, eine Fahrt durch den Kaukasus hatte ich mir irgendwie ruckeliger vorgestellt. Doch in Borjomi hatte uns weder eine Pferdekutsche noch ein Pick-up mit offener Ladefläche abgeholt, sondern ein geräumiges schwarzes Gefährt einer englischen Automarke, inklusive Ledersitzen, Kamera zum rückwärts Einparken und dezent mafiöser Ausstrahlung. Die Festung Rabati haben wir hinter uns gelassen und nähern uns der türkischen Grenze. Rechts und links Bergpanorama, über uns strahlend blauer Himmel und gleißende Sonne. Die Umgebung ist vor allem karg, nur vereinzelt stehen Gruppen von Bäumen in der grünlich-grauen Felswelt. In den schattigen Hängen hält sich hartnäckig der Schnee. Manchmal kann man ganz oben auf den Gipfeln einzelne Häuser erkennen, ganz alleine und ohne eine Straße, Seilbahn oder auch nur einen Strommast, der hinaufführt. Wer dort wohl leben mag? Weiterlesen