Bled {Sommerurlaub 2014}

Ich glaube, wenn man zum ersten Mal am Ufer des Sees von Bled steht, kann man gar nicht anders als ins Schwärmen zu geraten. Das ruhige, klare Wasser, in dem man weit bis nach unten gucken und alle möglichen Fische beobachten kann, ringsherum Wald und hohe Berge, auf einem freistehenden Felsen die eindrucksvolle Burg und am hinteren Ende des Sees die kleine kreisrunde Insel, auf der außer der alten Kirche nicht viel mehr Platz hat. Mir persönlich bleibt der Mund offen stehen bei dem Anblick. Ein Spaziergang um eine Ecke des Sees zeigt, dass sich aus jedem Winkel eine ganz andere Perspektive ergibt: Mal sieht man Burg, mal Insel besser, mal hat man einen tollen Blick auf die Berge, mal auf das Dorf.

Am Abend unseres ersten Tages regnet es, und obwohl ich anfangs etwas meckere – Urlaub bedeutet für mich eigentlich auch immer gleichzeitig Sonne und relativ warme Temperaturen – hätte es kaum besser kommen können. Als wir nach dem Schauer wieder nach draußen treten, hängen die Wolken tief zwischen den Tälern und über der Marienkirche im See. Wunderbar dekorativ sieht das aus, fast schon ein bisschen märchenhaft. Überall tiefes Grün, satte Farben, dazwischen weiß, als würde sich die gesamte Landschaft aus dem Nebel erheben. Wir klettern über einen etwas rutschigen Pfad auf die Burg, um das Ganze von oben festzuhalten. Die Burg haben wir übrigens nie von innen gesehen, den absurd hohen Eintrittspreisen sei Dank. Stattdessen weiter über noch engere, rutschigere Pfade, immer weiter nach oben, an den Burgmauern entlang und um diese herum, auf der Suche nach dem perfekten Aussichtspunkt.

Ich stelle nach und nach fest, dass Bled einfach bei jedem Wetter gut aussieht. Klar ist ein Sonnenuntergang eindrucksvoller als grauer Himmel, aber auch die wolkenverhangenen Bergspitzen haben ihr ganz eigenes Flair. Je dunkler es tagsüber ist, je weniger Bled nach Badeparadies aussieht, desto verschlafener wirkt es und desto deutlicher nimmt man die wunderschöne Natur wahr. Beim Anblick der Fotos bin ich jetzt auf ein Neues begeistert darüber, wie die grauen Berge im Hintergrund nach oben immer blasser werden. Auch Wolken bieten in den Bergen oft ein ganz eigenes Schauspiel, kommen aus dem Nichts, türmen sich bedrohlich auf, wechseln ganz plötzlich Farbe und Form… Einen Nachmittag sitzen wir in praller Sonne am Ufer, während hinter uns urplötzlich dichte schwarze Wolken aufziehen. Wir schaffen es gerade noch nach Hause, ohne nass zu werden.

Klar, dass hier viele Touristen hinwollen. Doch der See bietet recht viele Badeplätze und den größten Ansturm erleben wohl der Sandstrand am hinteren Ende sowie das Seebad. Wir klettern von einer Wiese ins Wasser und gucken den Fischen zu, ehe wir uns in den See werfen. Außer uns ist trotz bestem Wetter niemand im Wasser, nur vereinzelt sitzen Menschen am Rand und lesen. Kein Vergleich zu den bekannten Urlaubsdestinationen am Meer, wo man sich mit maximal einem halben Meter Abstand zum Nebenmann an den Strand quetschen muss. Im See schwimmen gefällt mir auch sehr viel besser als im Meer zu plantschen, und das kristallklare Wasser macht die fehlenden dreißig Grad mehr als nur wett. Touristisch sind da schon eher die Preise in den Restaurants – trotzdem gönnen wir uns das eine oder andere Mal Spezialitäten aus der Region. Pilzsuppe mit Blätterteighaube, zum Beispiel. Oder die Kremšnite, deutscher Name mit slawischen Buchstaben, eine fette Kalorienbombe aus verschiedenen Sorten Quark und Creme, die tatsächlich auch noch mit Sahne serviert wird.

Unsere Tage in Bled sind schön, aber auch anstrengend. Am See liegen wir eigentlich nur, wenn wir uns abends nicht mehr bewegen können, weil wir tagsüber so viel gelaufen sind. Einen Tag verbringen wir wandernd zur Vintgar-Klamm, einen anderen fahren wir zum Wandern an den See von Bohinj – zu beiden Orten kommen nochmal extra Posts. Trotzdem ist jeder Ausflug in die Natur Entspannung pur, und dass wir diesmal in einem eigenen Zimmer ganz für uns im Hostel übernachten, auch noch ein bisschen abseits des Ortes, trägt noch dazu bei. Ich liebe es, Fotos von Bergen und See zu machen und nehme mir fest vor, in Zukunft mehr Natur- anstatt Städteurlaub zu machen – auch, wenn das heißt, dass ich bei der einen oder anderen Wanderung am Ende halb zusammenbreche und mir die Busfahrten auf den kurvigen Straßen den Schweiß auf die Stirn treiben. Es ist unglaublich, wie jeder Ausflug in den Wald oder generell in menschenleere Natur mich innerlich zur Ruhe bringt. Ich habe fast das Gefühl, erst jetzt zu merken, wie sehr das Alltagsleben mich doch manchmal stresst, und dass ein Aufenthalt in einer fremden Stadt, sei sie noch so exotisch und noch so schön, mich niemals so gut auf den Boden zurückbringen kann wie ein Tag in der Natur.

17 Gedanken zu “Bled {Sommerurlaub 2014}”

    1. Danke! Ja, mich hat Bled auch an andere Alpenseen in Deutschland wie den Chiemsee (wo ja auch auf den verschiedenen Inseln Gebäude stehen) erinnert. Einfach traumhaft schön 🙂 Am Königssee war ich selbst noch nie, sieht aber auch wirklich sehenswert aus.

  1. Das wäre auch was für mich gewesen. Danke fürs Zeigen dieses tollen Ortes. Es ist doch erstaunlich, was es in Europa alles zu sehen gibt. Mein Roadtrip durch Südfrankreich hat mir auch vor Augen geführt, dass ich noch etwas warten kann, in die weite Welt hinaus zu reisen. So viel Schönes in den umliegenden Ländern, was es noch zu entdecken gibt. Und den Abschnitt, in dem du über die Entspannung in der Natur sprichst, kann ich auch nur unterschreiben. Da muss ich gleich an die Wanderreise auf den Azoren denken – hach.
    Ich hätte übrigens wieder Lust, etwas zu deinem Projekt Fernweh beizusteuern. Was würde dich mehr interessieren? Wandern auf den Azoren oder Wohnmobil-Roadtrip durch die Provence?
    Lieben Gruß
    Melly

    1. Freut mich 🙂 Ja, ich bin auch immer wieder total fasziniert, vor allem, wenn die Orte so nah dran liegen wie Slowenien und ich vorher so absolut wenig darüber wusste. Aber weit weg ist natürlich, wenn es einem möglich ist, auch ganz phänomenal 🙂

      Oh, das freut mich sehr! Beides klingt total spannend, worauf hättest du denn mehr Lust? Schreib mir am besten eine Mail!

  2. Wunderwunderschöne Aufnahmen! Das schlechte Wetter scheint dennoch einfach toll gewesen zu sein – zumindest für diese tollen mystischen Fotos am See mit tief hängenden Wolken. Einfach herrlich. Ich hätte nie gedacht, dass es an diesem Fleckchen Erde so schön ist. Ich glaube, das muss sofort auf meine Muss-Ich-Bereits-Haben-Liste! Vielen Dank fürs Zeigen.

    Herzliche Grüße sende ich dir. Hab noch einen schönen Samstag!
    Sarah

  3. Richtig schöne Fotos. Davon könnte man sich direkt zwei, drei auf Leinwand ins Wohnzimmer hängen. Ein bisschen sieht es wirklich aus wie im Märchen. Langsam aber sicher muss ich glaube ich meine Reisepläne etwas ändern.Mir war gar nicht bewusst, dass es dort in der Gegend so schön sein kann. Aber bei denen vielen schönen Plätzen, die es auf der Welt gibt..

    Ganz liebe Grüße und hab ein schönes Wochenende

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