Während du das liest, bin ich bereits auf dem Weg nach Wales! Ich freue mich einfach riesig, vor allem, weil es meine erste „richtige“ Reise dieses Jahr ist. Vorher gab es für mich nur Wochenendtrips und Heimatbesuche, nun geht es endlich mal für eine längere Zeit zumindest ein bisschen in die Ferne. Wales, warum denn Wales, fragen viele. Warum nicht gleich Irland oder Schottland? Genau deswegen – ich habe ja ohnehin ein Faible für ungewöhnliche Reiseziele, und so suchte ich mir Wales aus, diesen kleinen Teil von Großbritannien, von dem man wenig hört und liest. Außerdem habe ich noch dazu ein Faible für Orte mit spannenden Namen, und der Nationalpark im Norden von Wales, den wir hauptsächlich erkunden werden, heißt einfach mal „Snowdonia“. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, Snow-do-nia. Wie traumhaft – da kann es ja nur schön sein!
Wirklich geplant haben wir unsere Reise bisher nicht. Wir fliegen nach Manchester und fahren von dort weiter nach Liverpool, wo wir zwei Nächte verbringen werden. Mit dem Mietauto geht es dann weiter nach Ceinws (von dem ich noch nicht weiß, wie man es ausspricht), an den unteren Rand des Nationalparks. Wir bleiben dann eine ganze Woche an einem Fleck und werden jeden Tag kleinere oder größere Touren unternehmen – wohin, sehen wir dann. Natur wollen wir vor allem sehen, aber vielleicht zwischen längeren, anstrengenden Wandertagen auch mal eine Burg oder ein kleines Städtchen erkunden. Ich freue mich vor allem auf einem Urlaub ohne ständiges Weiterreisen und den damit verbundenen Stress! Mein Freund und Reisebegleiter hat in letzter Zeit viel arbeiten müssen und ein bisschen Entspannung verdient – und für mich gilt die Reise als letztes Luftholen, bevor es endgültig an den Studiums-Endspurt und die Bachelorarbeit geht.
Da ich dir vor meinem Urlaub noch keine Geschichten über Wales erzählen kann, habe ich fünf andere Bloggerinnen und Blogger eingeladen, um hier jeweils ein Erlebnis aus dem kleinen Land vorzustellen. Auch die Fotos stammen natürlich von ihnen – mit einem Klick kommst du auf den Blog des jeweiligen Urhebers!
Schwarze Schafe Anita war einen Tag lang in Wales - und erzählt von schwarzen Schafen und Wetterkapriolen
Auf 9 Millionen Schafe kommen weniger als 10‘000 „Black Welsh Mountain Sheep“. Und so fassen wir gleich zu Beginn unseres Ausfluges nach Nordwales die Tagesaufgabe so viele wie möglich zu erspähen. „Black Welsh Mountain sheep on the right“, sollen wir laut rufen, wenn wir eines am rechten Strassenrand erblicken, instruiert uns unser Guide. Zur allgemeinen Erheiterung ist die kompetitive Stimmung in unserer 12-köpfigen Reisegruppe ziemlich hoch und so schreit schon nach wenigen Minuten mein Sitznachbar laut „Black Welsh Mountain sheep on the left“. Doch halt, das ist kein Schaf, sondern ein Baumstrunk. Ein heiterer Start in den Tagesausflug von Liverpool quer durch Nordwales, den ich bei BusyBus gebucht habe.
Im Verlauf des Tages zeigt sich dann doch noch das eine oder andere schwarze Schaf mitten in den vor lauter Schafe weiss gepunkteten Feldern. Nordwales zeigt sich an diesem Tag von seiner typischen Seite. In Ilandudno fühle ich mich beim Spaziergang über den Pier wie vom Winde verweht. In Conwy tropfen die ersten Regentropfen vom Himmel und in Snowdonia regnet es in Strömen. Beim Pontcysyllte-Aquädukt kommt dann zur Versöhnung noch kurz die Sonne raus.
Doch trotz Wetterkapriolen habe ich mich an diesem Tag Hals über Kopf in die vielseitige Landschaft und die hübschen Ortschaften verliebt. Vor allem Conwy mit dem mittelalterlichen Conwy Castle, ein UNESCO Weltkulturerbe, und dem schmalsten Haus Grossbritanniens sowie Betws-Y-Coed mit den malerischen Steinbrücken haben es mir angetan. In Conwy sollte man unbedingt über die Stadtmauer spazieren, die kostenlos zugänglich ist. In Betws-Y-Coed gibt’s im Cwmni Cacen Gri hausgemachten Fudge – köstlich! Durch den Snowdonia Nationalpark fahren wir auf der A5 – Long and winding Road genannt. Die Berglandschaft ist selbst bei Regen reizvoll und ich habe mir fest vorgenommen, bald einmal zum Wandern in die Gegend zurückzukehren.
Neun Stunden später sind wir zurück in Liverpool. Doch bevor die Tour fertig ist, wird noch ehrenvoll den „Black Welsh Mountain Sheep“ Champion gekürt. Ganze 16 Exemplare haben wir an diesem Tag durchs Busfenster gesehen.
Die Halbinsel Gover von oben Sabine hat eine ganz besondere Erinnerung an Wales: Sie hat die Küste im Sturzflug gesehen!
Das spannendste Erlebnis während meines Wales-Aufenthalts war mein Fallschirmsprung über der Halbinsel Gower bei Swansea. An einem Freitagabend fuhr ich zu dem kleinen Flugplatz mitten auf Gower, wo ich zusammen mit anderen Waghalsigen in die Theorie eingewiesen wurde. Wir lernten, wie wir den Schirm steuerten, wie wir uns bei der Landung abrollten und was wir in einem Notfall zu tun hatten.
Am Samstagmittag sollten wir endlich springen – aber das walisische Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung: Es war so neblig, dass an einen Start nicht zu denken war. Eine Woche später sah es zum Glück besser aus. Am Flugplatz wiederholten wir schnell noch einmal das Gelernte, und schon warf der kleine Flieger seine Motoren an. Wie ein Tausendfüßler saßen wir hintereinander auf dem Boden des Flugzeugs, der Vordermann jeweils zwischen den Beinen des Hintermanns. Da die Tür offenstand, sah ich, wie die Halbinsel Gower mit ihren weißen Stränden und den grünen Hügeln unter mir immer kleiner wurde.
Auf rund 1000 Metern Höhe hieß es: „Raus aus der Maschine!“ Da ich die Erste in der Tausendfüßler-Reihe war, gab es kein Zurück mehr. Ich ließ mich aus der Luke fallen, schrie laut, wie vorher geübt, gegen den Wind „1000, 2000, 3000, check canopy!“ und sah über mir schon den offenen Fallschirm, der am Flieger befestigt gewesen und daher von alleine aufgegangen war. Ich machte eine Rechtsdrehung Richtung der großartigen Rhossili Bay und eine Linksdrehung zur sanft geschwungenen Three Cliffs Bay. Viel zu schnell waren die paar Minuten in der Luft schon vorbei, und ich landete sanft in der Nähe des Flugplatzes.
Weil der Ausblick über die walisische Küste mich so begeistert hatte und der Fallschirmsprung gar nicht so schlimm war, buchte ich kurz darauf meinen nächsten Start. Dieses Mal ging alles schief: ein verhedderter Fallschirm, dadurch wenig Zeit für den Gower-Blick, viel zu schnelle Landung … Das war mein letzter Fallschirmsprung in Wales (und anderswo). Fortan genoss ich Gower lieber per Fahrrad oder zu Fuß.
Warum unsere Erinnerung an Wales eher neblig ausfällt Nach Wales im Dezember? Auf die Idee können nur echte Traveliers kommen!
Wenn ich an unseren Wales-Urlaub zurückdenke, frage ich mich, wer eigentlich auf die äußerst bescheuerte Idee kam, Anfang Dezember auf die eh schon nicht gerade für ihr sonniges Wetter bekannte Halbinsel zu reisen. Nicht nur weil um diese Jahreszeit das Tageslicht endgültig zur Mangelware wird und die Nacht bereits gegen 16 Uhr über die verdutzten Urlauber hereinbricht. Auch die Nebelschwaden scheinen Ende des Jahres besonders aktiv. Das war ja erst noch ganz amüsant. Bei den berühmten Ruinen von Tintern Abbey fast schon mystisch. Doch spätestens als wir in den Brecon Beacons für kurze Zeit die Orientierung verloren, hätte der Spaß eigentlich aufhören müssen. Aber wir wären ja keine echten Traveliers, wenn wir uns von solchen Kleinigkeiten einschüchtern ließen.
Und so machten wir uns ein paar Tage später an die Besteigung des Snowdon. Den höchsten Berg von England und Wales zu bezwingen – das würden wir uns bestimmt nicht entgehen lassen. Und immerhin hatten wir ja auch eine tiefgreifende Erkenntnis aus unserer Brecon Beacons Erfahrung gezogen: Aus jeder noch so brenzligen Lage kommt man schon irgendwie wieder raus. Mit Hilfe von Turnschuhen,Wollmantel und Jutebeutel sollten die 1.085 m Höhe also kein Problem sein. Lediglich die verdutzten Gesichter, mit denen uns die Rückkehrer – übrigens allesamt mit Wanderschuhen, -stöcken und Regenjacken ausgestattet – begegneten, waren uns irgendwie unheimlich und hätten wohl jeden anderen zum Umkehren motiviert. Nicht aber uns. Wir würden diesen Berg schon irgendwie kleinkriegen. Davon konnten uns auch die plötzlich zu Eis erstarrten Gehwege nicht abhalten. Und so schafften wir es nach etlichen Schlitterpartien und gegenseitigem Zureden schließlich wirklich bis ganz nach oben. Und die Aussicht war: atemberaubend… weiß!
Einen kleinen Einblick in die Waliser Geschichte... Wales, das Land der Burgen - davon kann Dunja ein Lied singen
…erhielten wir während unseres Mini-Trips nach Wales im Frühjahr 2015 schon nach wenigen Minuten Autofahrt ab der Grenze zu England. Gefühlt stehen in jeder Grafschaft des Landes ein Dutzend Schlösser und Burgen bzw. Burgruinen. Da wäre zum Beispiel das denkmalgeschützte Abergavenny Castle inmitten des gleichnamigen Ortes oder eben Raglan Castle (Castell Rhaglan) – unweit der Grenze zu England.
Raglan Castle ist eine besondere Burgruine aus dem 15. Jahrhundert. Die Burg wurde mit der Zeit von einer Festung zu einem Schloss im Tudorstil umgebaut, ehe diese nach ihrer Zerstörung im 17. Jahrhundert als Steinbruch diente. Mein Tipp: Klettert auf den Burgturm und lasst den Blick Richtung Norden über das Umland schweifen. Auch wenn die Rapsfelder wohl damals noch nicht angelegt waren, lässt sich sehr gut erahnen, wie damalige Feinde über die Hügel zum Angriff auf die Burg ansetzten. Spätestens an diesem Punkt habe ich an meine Kindheit und die Nachmittage mit der Ritterburg (des Zirndorfer Unternehmens) zurückgedacht. Der Eintrittspreis für die Burgruine beträgt rund 4,50 GBP für einen Erwachsenen – gut investiertes Geld für das Angebotene! Wir ließen unseren Ausflug bei einem Mittagessen in dem verschlafenen Ort Raglan ausklingen. Mein Fazit: Schon ein kurzer Abstecher an den richtigen Ort nach Wales kann einen tiefen Einblick in Land und Kultur geben – wir kommen in jedem Fall wieder!
Noch mehr Lust auf Wales?
Dann habe ich noch ein paar zusätzliche Links für dich:
- Auf Fernwehosophy stellt Elisaveta ihr Fotobuch mit Bildern aus Wales zum Download zur Verfügung.
- „Sucht der Mensch verwunschene Schönheit und Ruhe gehe er nach Wales“, schreibt Johannes von Reisedepeschen. Klingt super! Hier gibt es Berichte aus dem kleinen Land.
- Nadine hat zumindest virtuell für Wales gepackt, den Artikel dazu gibts hier.
- Marianna vom Weltenbummler Mag hat vor einiger Zeit einen Sprachkurs in Aberystwyth gemacht und darüber berichtet. Der Ort mit dem langen Namen wird mir aufgrund einer Prüfungsfrage aus dem ersten Semester wohl nie mehr aus dem Kopf gehen – dort gab es das weltweit erste Institut für internationale Politik 😉 (Ja, ich merke mir solche Dinge. Für immer.)
So – ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel mein Reiseziel für die nächsten Tage vorstellen und die Frage nach dem „Warum“ mehr als gut beantworten – beziehungsweise beantworten lassen! Noch einmal vielen Dank an die lieben Bloggerinnen und Blogger, die hier heute zu Gast waren. Schaut unbedingt auf ihren Blogs vorbei!
Ganz toller Artikel! Den drucke ich mir aus und nehme ihn mit auf meine Wales-Reise Ende des Monats!
Danke! Viel Spaß dir, ich bin gestern wieder gekommen 🙂 Falls du noch mehr Tipps brauchst, sag also Bescheid!
Wales ist wunderschön, genau so wie Irland und Schottland! Wie sollte es auch nicht. Aber auch in Wales war ich noch nicht und ich wünsche dir ganz viele tolle Momente, eine grandiose Reise, super Erfahrungen und bitte bring ganz viele tolle Bilder mit nach Hause damit ich mein Fernweh wieder ein bisschen füttern kann. ♥ Seit meine Kindheitsfreundin letztes Jahr in Wales war, ist es auch wieder ein ganzes Stückchen weiter auf meiner Liste nach oben gestiegen. Ich bin gespannt!
Oh ja! Es ist wirklich wunderschön 🙂 Artikel gibts ganz bald!