Über den Dächern von Lima

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Eines der ersten Dinge, das den meisten Menschen bei einer Peru-Reise auffällt: Beinahe alle Wohnhäuser in Lima gleichen sich perfekt in der Bauart. Gut, in Miraflores und Barranco gibt es zudem schicke, moderne Appartment-Gebäude, doch Einfamilienhäuser sehen auch hier nicht anders aus als in den ärmeren Stadtteilen im Norden oder Süden.

Ein kleiner Vorgarten mit Blumen oder Kakteen trennt das Haus von der Straße und wird nach außen hin von einem Zaun oder einer hohen Mauer umschlossen. Dahinter mehrere Stockwerke, relativ schnörkellos aufeinandergebaut. Verputzt und bunt gestrichen ist nur die Wand, die zur Straße zeigt, rechts, links und hinten wird typisch pragmatisch auf jeglichen Schmuck verzichtet. Außerdem könnte es ja noch sein, dass die Nachbarn von rechts oder links aufstocken – und die sinnloserweise verputzte Mauer nun gar nicht mehr zu sehen wäre!

Und ganz oben? Da erstreckt sich ein Flachdach, auf fast jedem Haus in Lima.

Es ist ein Prozess

Der Grund dafür ist simpel: Peruanische Häuser sind nie fertig, sondern ständig im Wandel. Vielleicht möchte man in einem Jahr ja ein weiteres Stockwerk anbauen? Vielleicht brauchen die eigenen Kinder, wenn sie erwachsen sind, mehr Platz? Vielleicht kommt noch einmal Nachwuchs oder man kommt zu mehr Geld? Solche Optionen will man sich offen halten – und so bleibt die Decke des oberen Stockwerks, wie sie ist. Meist stechen sogar noch die Metallstreben aus dem Boden hervor, damit man direkt anbauen kann.

Am deutlichsten sieht man das in den Pueblos Jóvenes, den jungen oder neuen Dörfern. Der schöne Begriff wird im Deutschen meist nur mit dem negativ belasteten Wort „Slums“ übersetzt, dabei erklärt die Wendung der jungen Dörfer sehr gut, worum es sich handelt: Die Wohnsiedlungen am Stadtrand bestehen noch nicht sehr lange, erst vor zehn oder zwanzig Jahren sind Menschen aus den Anden oder dem Regenwald hier hergezogen. Die Häuser sind noch im Aufbau, in fünf Jahren mag dort, wo heute notdürftig ein Wellblech als Zimmerdecke dient, ein schickes Haus mit mehreren Stockwerken entstanden sein.

Dächer Lima

Lima ist die Stadt der Welt, in der am meisten Wohnfläche illegal ist. Gut zwei Drittel der Häuser in Lima wurden einfach auf Land gebaut, das dem Bauherren gar nicht gehörte. Ganze Dorfgemeinschaften haben sich teils verabredet und sind nachts nach Lima gekommen. Mit dem, was sie dabei hatten, haben sie erste Hütten aufgebaut, die nach und nach verbessert wurden. Die Stadtteile, die so anfingen, aber bereits seit fünfzig oder sechzig Jahren existieren, sind mittlerweile ansehnlich geworden, haben eine gesicherte Wasser- und Stromversorgung und geteerte Straßen. So etwas muss in den Pueblos Jóvenes teils erst noch folgen. Aber, wie man in Peru so schön sagt: Es un proceso, es ist ein Prozess. Alles verändert sich, oft so schnell, dass man zusehen kann – ich bin wahnsinnig gespannt darauf, wie Lima aussehen wird, wenn ich nächstes Jahr wieder dort bin!

Das Flachdach hat sich für mich in meiner Zeit in Lima zum Symbol für die ganze Stadt, vielleicht sogar das ganze Land entwickelt: der für viele Menschen typische Pragmatismus spiegelt sich ebenso in ihm wie das stetige Arbeiten für Veränderung und Verbesserung.

Dächer Lima

Und auf dem Dach?

Wie die Menschen ihre Flachdächer nutzen, das unterscheidet sich jedoch von Haus zu Haus und von Stadtteil zu Stadtteil. Am häufigsten werden wohl zwischen den übrigen Metallstreben vom Bau Wäscheleinen gespannt – bunte T-Shirts und Hosen, die über den Dächern im Wind wehen, sind ein allgegenwärtiges Bild in Lima.

In Deutschland stehen Flachdächer ja für moderne, geradlinige Häuser, und oft gibt es kreative Nutzungsformen*, die das Flachdach zum absoluten Highlight des Hauses machen. Wer sich schicke Dachterrassen oder bunte, niedliche Dachgärten vorstellt, wird in Lima meist enttäuscht werden. Doch in Bezug auf die Kreativität stehen die Limeños den Deutschen in nichts nach.

In den jüngeren, weniger etablierten Stadtteilen Limas wird ein Flachdach oft zum Ersatz für den Garten oder Hof, da stehen dann über den Dächern der Zehn-Millionen-Stadt Hasenställe oder es laufen gackernde Hühner herum. In den moderneren und reicheren Vierteln Limas steht auf einem Flachdach auch mal ein Pool oder man funktioniert das Dach zu einer schlichten Terrasse inklusive Grill um.

Dächer Lima

Dach eines Hostels im Cercado de Lima: Neben obligatorischem Holzverschlag ist Platz für eine Schildkröte, einen Pfau, Wellensittiche und viele Plfanzen.

Anstatt ein neues festes Stockwerk aus Ziegeln und Beton aufzubauen, werden auch gerne Holzverschläge gezimmert, die dann als zusätzliches Zimmer dienen. Das milde Klima und der fehlende Regen in Lima machen das gut möglich. In so einem Zusatz-Zimmer aus Holz wohnte ich in Lima und konnte von meiner Küche aus nachts über die erleuchtete Plaza Bolívar blicken. Unpraktisch war das nur ein einziges Mal, nämlich als es regnete. Ein Spalt zwischen Wellblechdach und Holz machte es möglich, dass mein gesamtes Wohnzimmer unter Wasser stand. Aber da es in Lima bereits ungewöhnlich ist, wenn es einmal im Jahr regnet, kann man das verschmerzen…

Nachts hoch über der Stadt stehen und die kleinen Lichter beobachten, das ist überall ein wunderschönes Gefühl. In Lima ist es nicht schwer zu erreichen, denn in fast jedem Haus kann man einfach aufs Dach klettern, und dunkel wird es ja ohnehin schon gegen 18 Uhr. Je höher man ist, desto weniger chaotisch wirkt die Stadt von oben. Statt des riesigen Verkehrsaufkommens nimmt man nur noch bunte Punkte auf schnurgeraden Wegen wahr, der Staub der Wüstengegend verschwindet im Dunkeln und der frische Wind, der einem um die Nase weht, lässt einen fast die vielen Abgase vergessen.

Nur das konstante Gehupe, das auch abends nicht abreißt, bringt einen zurück in die Realität. Aber wenn man schon lange genug in der Stadt lebt, kann man sich irgendwann zumindest einbilden, dass man auch das nicht mehr hört.

Dächer Lima

Mein Dach-Ausblick

* Hinweis: Für einen mit „Werbung“ gekennzeichneten Artikel bzw. Link habe ich eine Vergütung erhalten. Das Thema des Artikels habe ich mir jedoch ausgesucht, und auch der Inhalt ist komplett von mir erstellt. Für dich ändert sich also nichts, du bekommst auch hier einen authentischen und hoffentlich spannenden Artikel zu lesen 🙂 Und das Geld, das ich dadurch einnehme, ermöglicht es mir, in Zukunft länger und weiter zu verreisen – was wiederum zu mehr interessanten Inhalten auf heldenwetter führt. Yeah!

5 Gedanken zu “Über den Dächern von Lima”

    1. Hättest dus mal gemacht, Lima ist eine großartige Stadt und kein Ort, an dem man Angst haben muss…

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