„All you can paint“ in Halle

Ich hatte schon länger geplant, mal die liebe Josephine in Halle zu besuchen. Schließlich trennen uns nicht allzu viele Kilometer und ihr Blog zählt zu meinen absoluten Lieblingen – er ist kreativ, hat ein echt schönes Layout und vor allem hebt er sich von der Masse ab. Zu lesen gibt es wirklich tolle Texte, die zum Nachdenken anregen, und spannende Reiseberichte. Aber gut, ich verliere mich mal nicht in eine Blogvorstellung, sondern komme zum eigentlichen Thema: Super, dass ich in Halle war – denn vorher hätte ich mir nie träumen lassen, dass es in dieser Stadt so viel zu sehen gibt. Denn erstens ist Halle viel größer, als ich erwartet hatte, zweitens gibt es eine historische Altstadt und drittens ein Stadtviertel, das aus seiner vorher eher schlechten Situation und dem vielen Leerstand etwas Grandioses geschaffen hat: eine Freiluftgalerie, bei der Häuser von Künstlern aus aller Welt in richtige Street Art-Juwele verwandelt wurden und immer noch werden. Also: Kombination aus mehr oder weniger heruntergekommenen Gebäuden, mit abgeblätterter Farbe, alten Türen, alten Industrieschildern – und grandioser Graffitikunst. Was will man mehr?

Übrigens hat auch Josephine über das Festival berichtet, man klicke hier.

Und als wäre das noch nicht genug hätte ich mir wohl kaum ein besseres Wochenende aussuchen können, um nach Halle zu kommen, denn ich kam während des Festivals „All you can paint“, das seit 2012 in der Landsberger Straße stattfindet. Künstler mit ganz verschiedenen Stilen reisen dann an, um die Häuser, die noch keine Kunstwerke an ihrer Fassade tragen, in Farbe zu tauchen, und rundherum gibt es Ausstellungen, einen Flohmarkt, sonstige Veranstaltungen und sogar die Möglichkeit, selbst „künstlerisch“ tätig zu werden, da das Festival auch einen gewissen interaktiven Anspruch hat. Wir werden zum Beispiel dazu angestiftet, Farbbomben gegen eine Wand zu werfen – sehr geniale Sache, vor allem, um auch Leute, die nicht so künstlerisch begabt sind und noch nie eine Spraydose in der Hand hatten, mit einzubinden.

Aber ich musste auf den Wegen durch die Straßen feststellen, dass es eigentlich noch toller ist, begabten Menschen beim Kunst machen zuzusehen als sich selbst daran zu versuchen. An vielen Gebäuden standen Gerüste, und darauf Künstler, die fleißig dabei waren, die Wände (noch) bunter zu bekommen. Ein bisschen schade war daran, dass man einige Bilder wegen der Gerüste schlecht sehen konnte. Aber seis drum, mitzubekommen, wie ein Kunstwerk entsteht, ist eine gute Entschädigung. Das besonders Spannende an so einer Open Air-Galerie ist ja auch, dass sie im Prinzip nie fertig, sondern immer in Veränderung und Erweiterung begriffen ist. Ein bisschen beneide ich Josephine ja darum, dass sie sich die halbfertigen Bilder nun noch einmal komplett und ohne Gerüst anschauen kann. Aber ich merke schon: nächstes Jahr muss ich mir das Festival definitiv dick im Kalender anstreichen, es gibt ja schließlich immer wieder etwas Neues zu sehen.

Obwohl es draußen eigentlich schon genug zu sehen gab, wurden übrigens in einem leerstehenden Gebäude auch noch Fotografien, Bilder, Bücher und Installationen ausgestellt – auf drei Stockwerken. Davon waren viele richtig schön, einige jedoch auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig – naja, ihr wisst schon, Kunst eben. Aber das Gebäude schuf mit den leeren Zimmern und den nackten Böden und Wänden auch eine richtig gute Atmosphäre, um sich auf die Werke einzulassen.

Ein insgesamtes Fazit: Was für ein tolles Projekt! Wie schön, Menschen ihre Stadt selbst gestalten zu lassen, und man sieht ja, was für grandiose Projekte daraus entstehen. Wer bei „Street Art“ an hässliche Namens-Tags und sonstiges Geschmiere denkt, der findet in Halle definitiv seine Vorurteile entkräftigt und wird ganz begeistert sein. Ein tolles Beispiel dafür, dass Menschen, wenn sie sich ihren eigenen Lebensraum gestalten können, meist allen Befürchtungen zum Trotz etwas richtig Schönes und vor allem auch Sinnvolles schaffen. Ein Projekt, das so bestimmt auch in anderen Städten funktionieren würde, die viel Leerstand zu verzeichnen haben.

Um euch Leserinnen und Leser zu schonen, habe ich heute nur etwa die Hälfte der Fotos dabei, die ich in Halle geschossen habe. Ihr merkt: Ich konnte die Kamera im Prinzip gar nicht wegstecken. Es gab aber auch so viel zu sehen – Sitzgelegenheiten aus angesprayten Paletten, hübsche alte Straßenschilder, dekorativ platzierte Fahrräder, tolle Farb- und Materialkombinationen an den Wänden. Noch mehr Graffiti-Kunst gibt es in einem zweiten Post, freut euch drauf!

12 Gedanken zu “„All you can paint“ in Halle”

  1. Ach, das war sicher toll! Ich wäre wahrscheinlich auch nur mit der Kamera rumgerannt, um möglichst alles mitzunehmen. Bei uns gibt´s auch mehrere Gebäude, an denen man fast immer Sprayern bei der Arbeit zusehen kann. Allerdings lassen sich viele nicht gern fotografieren – höchstens von hinten, hehe … Hatte dazu mal was auf meinem Fotoblog: hier
    Du hast auf jeden Fall grandiose Bilder mitgebracht. Und die dekorativ platzierten Fahrräder kommen dann sicher im zweiten Teil, oder?
    Liebe Grüße
    Christiane

  2. Ohh sehr cool! 🙂 Ich liebe Street Art ja sehr, Halle hatte ich dafür gar nicht auf dem Schirm. Naja, vielleicht schaff ich's ja im nächsten Jahr hin bei dem Festival.

    Liebe Grüße 🙂
    Petra

  3. Hahaha, zwei dumme, ein Gedanke. Ich tippe auch grad an meinem Post dazu, da schaue ich hier vorbei (weil ich dich auch verlinken wollte) und dann sehe ich, dass du schneller warst 😉 UND du willst auch einen zweiten Teil machen, also nein, nein, nein, das passt ja gut. 🙂 Freut mich, dass du es auch nach Zeit dazwischen immer noch als sehr schön wahrgenommen hast. Und dass dein Post textlastiger ist, als meiner (Zur Verbindung zu deinem Post neulich: Ich sitze gerade im Zug nach Berlin und "muss" am Laptop arbeiten, weil ich die nächsten Tage nicht dazu kommen werde) Liebste Grüße

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