10 Tipps für Couchsurfing

Wenn ich bei Reiseberichten hier auf dem Blog vermerke, dass ich per Couchsurfing übernachtet habe, kommen oft viele Fragen und Kommentare dazu. Viele sind echt überrascht davon, und fragen mich, welche Erfahrungen ich mit Couchsurfing gemacht habe. Dazu muss ich sagen: Als Surfer ausschließlich positive! Überall wurde ich unheimlich nett empfangen, jedes Mal habe ich unheimlich viel Neues gelernt und tolle Menschen getroffen.

Ihr wisst gar nicht, was Couchsurfing ist? Das ist eine Reise-Community, in der Menschen als Host kostenlos einen Schlafplatz bei sich zu Hause zur Verfügung stellen. Reisende, die Surfer, können dort unterkommen, indem sie eine Couch Request schreiben und diese angenommen wird, und hinterlassen hinterher eine Bewertung. Da sich diese Bewertungen nicht wieder löschen lassen, kann jeder lesen, ob alles in Ordnung war, wie die Wohnung so aussah und ob der Host denn freundlich war. Im Gegenzug wird natürlich auch jeder Reisende bewertet – so kann man selbst als Host wissen, wen man sich ins Haus holt.
Ich habe recht viel Erfahrung mit Couchsurfing, sowohl als Host als auch als Surfer, und finde diese Art zu reisen einfach grandios. Man übernachtet nicht nur kostenlos, so dass man das übrige Geld in längeres Reisen, in Sehenswürdigkeiten oder Essen investieren kann, sondern man hat auch die Möglichkeit, viel tiefer in die Kultur des Landes einzutauchen, in welches man reist. Dem Host kann man jede Frage stellen, die man in einem Reiseführer nicht beantwortet findet, und die meisten Menschen sind froh, viel über ihr Land, ihre Kultur und ihre Stadt zu erzählen. Viele Hosts zeigen einem, wenn sie denn Zeit haben, auch gerne Geheimplätze in ihrer Stadt oder freuen sich über gemeinsame Kochabende. Und damit vielleicht einige von euch auch Lust bekommen, Couchsurfing mal auszuprobieren, oder ein bisschen ihre Scheu verlieren, und damit das „erste Mal“ auch ein Erfolg wird, dachte ich mir, ich fasse euch ein paar Tipps zusammen.

1. Bring die richtigen Voraussetzungen mit!

Mach dir als allererstes klar: Wer couchsurft, der macht sich von seinem Host abhängig. Wenn dein Host dir keinen Schlüssel gibt, musst du eben das Haus verlassen, wenn er oder sie es tut, und zu einer Zeit, die er festlegt, zurückkommen. Noch dazu kannst du normalerweise nicht mit zu viel Privatsphäre rechnen, oft teilst du dir nachts ein Zimmer. Couchsurfing ist also am besten, wenn du offen bist, nicht allzu hohe Ansprüche stellst und kein Problem damit hast, dich auf jemand anderen einzustellen. Viele Hosts nehmen auch gerade aus dem Grund Couchsurfer an, weil sie sich auf Gespräche und gemeinsame Aktivitäten freuen. Du solltest also auch kontaktfreudig sein und Lust darauf haben, gemeinsam mit anderen etwas zu unternehmen. Suchst du lieber nach einer ruhigen Unterkunft, in der du volle Privatsphäre hast und nicht zu irgendetwas gezwungen bist, ist vielleicht airbnb oder ein Hostel die bessere Idee. Noch ein Tipp: Auch, wenn ich oft von Gruppen höre, die irgendwo gecouchsurft sind, klappt das Ganze meiner Erfahrung nach am besten, wenn du allein reist. Umso besser, da man alleine ja meist noch offener ist und selbst auch gerne mit neuen Menschen in Kontakt kommen möchte. Und auch die Reisezeit ist teils entscheidend: Couchsurfing-Mitglieder sind meist selbst sehr reiselustig. So sind im Juli und August viele potentielle Hosts selbst verreist, und dazu bekommen die wenigen, die da sind, auch noch viel mehr Anfragen. So lohnt es sich, frühzeitig anzufragen, oder möglichst einen Monat früher oder später zu verreisen.

2. Füll dein Profil komplett aus!

Viele Couchsurfing Hosts, vor allem solche in beliebten Städten, bekommen pro Tag zehn oder mehr Anfragen. Da wird schnell aussortiert. Neben dem Blick auf die Anfrage an sich erfolgt natürlich auch ein Blick auf das Profil. Da sollte so viel wie möglich drinstehen. Du musst keine Romane schreiben, aber schreib zu jedem einzelnen Profilpunkt mindestens ein paar Zeilen. Erzähl etwas von dir, mach dich als Person greifbar und sympathisch. Beschreib deine Hobbys, deine Lieblingsbücher oder -filme, irgendetwas. Berichte von ein paar Reisen, erzähl ein paar Anekdoten oder spannende Geschichten. So haben die Hosts, denen du schreibst, direkt das Gefühl, du hast viele spannende Dinge erlebt und bist ein interessanter Gesprächspartner. Außerdem: Denk daran, ein paar Bilder von dir hochzuladen. Für Frauen möchte ich noch hinzufügen, dass ihr bei Bildern und auch den Texten im Profil darauf achten solltet, wie ihr euch darstellt. Klar, jeder möchte auch attraktiv wirken, aber wenn man sich auf einer Plattform bewegt, auf der man bei fremden Menschen übernachtet, könnten Bikini-Fotos oder allzu „mädchenhafte“ Texte vielleicht die falschen Personen anlocken.

3. Wähle deine Hosts sorgfältig aus!

Zu allererst: Sicherheit ist das Wichtigste! Deswegen achte unbedingt darauf, dass die Surfer, bei denen du übernachtest, viele Freunde und positive Referenzen haben sowie am besten auch noch „verified“ oder sogar „vouched for“ sind. Ich schreibe zum Beispiel nur Hosts an, die mindestens drei positive Referenzen von Surfern haben. Aber auch sonst solltest du dir die Profile der Hosts ausführlich durchlesen. Klar, du liest gerade keine Heiratsanzeigen, aber du wirst mit der jeweiligen Person zumindest ein paar Tage verbringen. Deshalb solltest du im Idealfall ein paar Überschneidungen bezüglich eurer Interessen finden. Super ist es auch, auf dem Profil oder in den Referenzen früherer Surfer herauszufinden, wie dein Host seine Tage oder Abende plant. Wenn du, wie ich, kein großes Party-Tier bist, solltest du vielleicht lieber nicht bei jemandem übernachten, der jede Nacht bis spät feiern geht, und wenn du nach Action suchst, ist eine Übernachtung bei einer Familie vielleicht nicht das Richtige. Noch ein wichtiger Punkt: In den Profilen kannst du sehen, wer wann zuletzt eingeloggt war und viele viel Prozent der erhaltenen Anfragen derjenige beantwortet hat. Um nicht zehn Anfragen in die ewigen Jagdgründe des Internets zu schicken, achte darauf, dass der Host, dem du schreibst, höchstens vor zwei Wochen zuletzt online war und die meisten der Anfragen beantwortet hat.

4. Schreibe persönliche Couch Requests!

Wie gesagt, Hosts in Amsterdam, London oder Paris bekommen viele Couchsurfing Requests am Tag. Umso wichtiger, dass deine Anfrage nicht mit einem Klick gelöscht wird. Überzeuge also sofort, und das wirst du auf keinen Fall mit kurzen Copy&Paste-Anfragen. Beginne auf jeden Fall mit einer persönlichen Anrede, vielleicht sogar einen Gruß in der Sprache des Herkunftslandes des Hosts. Schreib dann am besten ein bisschen was über dich und deine Reise: Reist du alleine, und wenn nein, mit wem? Hat er/sie auch ein Couchsurfing-Profil? Warum hast du dir gerade dieses Reiseziel ausgesucht? Warst du schon mal dort? Wie reist du, schaust du dir eher Museen an oder feierst du lieber die Nächte durch? Ich schreibe in diesem Teil zum Beispiel auch immer über meine Liebe zur Fotografie und dazu, andere Städte mit der Kamera zu entdecken – außerdem, dass ich mich für Kunst interessiere, aber Street Art Museen vorziehe. Schreib irgendetwas, das möglichst unverwechselbar ist und dich interessant macht. Der nächste Schritt ist, sich nochmal das Profil des Hosts anzuschauen. Findest du dort Übereinstimmungen, was die Hobbys oder die Lebensphilosophie angeht? Versuch, irgendetwas herauszufiltern, dass du in der Anfrage als Grund anführen kannst, warum du genau bei dieser Person übernachten willst – und das sollte natürlich nicht sein, weil er oder sie als erstes in der Suche auftauchte oder auf dem Foto ein schönes großes Bett hat, auch, wenn das eher der Wahrheit entspricht… Und, ganz wichtig: Viele schreiben in den Infos über ihre Couch direkt ein paar Infos für Interessenten, die ihr selbstverständlich berücksichtigen solltet. So kann eigentlich fast gar nix mehr schief laufen – viel Erfolg!

5. Hab immer einen Plan B!

Beim Couchsurfing kann einiges schief gehen – auch, weil Verabredungen in anderen Kulturen manchmal nicht ganz so wörtlich genommen werden wie in Deutschland. Auch, wenn es sehr unwahrscheinlich ist, stell dich darauf ein, dass dein Host dich nicht abholt bzw. nicht zu Hause ist, wenn du kommst. Hab seine oder ihre Handynummer parat und schau dir vorher schon mal einen Stadtplan an, damit du weißt, wo du ankommst und wo du hinmusst. Außerdem: Es ist nie zu spät, abzusagen. Wenn du bei deinem Host zu Hause ankommst und direkt bei der ersten Begegnung ein schlechtes Gefühl hast oder du in der Wohnung nicht übernachten möchtest, lass es sein. Genauso, wenn du nach dem zweiten oder dritten Tag ein schlechtes Gefühl hast oder dich in Gegenwart des Hosts unwohl fühlst. Hab für solche Fälle immer eine Liste mit Hostels dabei, in die du im Notfall umziehen kannst. Wenn du Angst hast, die Probleme anzusprechen, sag einfach, du reist bereits ein bisschen früher weiter, weil du spontan festgestellt hast, dass sich eine alte Schulfreundin zufällig gerade in der Nachbarstadt aufhält (oder so ähnlich), und ziehst in ein Hostel am anderen Ende der Stadt.

6. Stell die Regeln rechtzeitig klar!

Die meisten Couchsurfing Hosts sind schon recht routiniert im Einweisen von Gästen. Das ist gut so, denn mir persönlich ist es ziemlich unangenehm, in eine Wohnung zu kommen und nicht direkt zu erfahren, wo ich schlafen werde, ob ich die Küche mitbenutzen darf, ob es Mitbewohner gibt, was die von Couchsurfing halten und so weiter. Sei nicht schüchtern und frag solche Dinge direkt, falls dein Host sie nicht gleich anspricht. So vermeidest du böse Überraschungen oder Missverständnisse hinterher.

7. Sei ein guter Gast!

Ich selbst habe auch die Erfahrung als Host gemacht und bitte deshalb inständig darum, dass ihr euch als Gast freundlich und dankbar verhaltet und keine Erwartungen stellt. Viel zu oft habe ich Couchsurfer erlebt, denen ich vorher bereits erklärt hatte, dass ich würde arbeiten müssen, und die trotzdem böse auf mich waren, wenn ich keine Zeit hatte, ihnen die Stadt zu zeigen. Oder ich hatte Surfer, die sich „mal eben kurz“ meinen Laptop ausleihen wollten und ihn die ganze Nacht nicht mehr verließen. Die Krönung war jemand, mit dem ich einen Treffpunkt zu einer bestimmten Uhrzeit ausmachte, um ihn wieder in die Wohnung zu lassen, der stundenlang nicht aufkreuzte und nicht Bescheid gab und anschließend mitten in der Nacht hereingelassen werden wollte. Solche Situationen sind nervenaufreibend und machen die Zeit als Host anstrengend. Versuch also, Rücksicht zu nehmen und dich möglichst an die Regeln deines Hosts zu halten. Sei pünktlich, wenn ihr Treffen ausmacht, richte dich nach dem Tagesplan deines Hosts, sei kommunikativ und freundlich. Bring, wenn es dir möglich ist, ein Gastgeschenk mit, am besten etwas aus deiner Heimat oder aus der Stadt, in der du vorher warst. Wenn nicht oder wenn du lange bleibst, wäre es auch eine gute Idee, für deinen Host zu kochen oder diesen zum Essen oder auf ein Getränk einzuladen. Klar, alle Reisenden haben ein schmales Budget, aber wenigstens eine kleine Geste gehört dazu.

8. Vergiss nicht, Referenzen zu schreiben!

Wenn du wieder zu Hause bist, schreib Referenzen. Denn so bekommst du auch welche zurück – und je mehr positive Referenzen du hast, desto schneller und problemloser wirst du nächstes Mal eine Couch finden. Versuch auch, Freunde hinzuzufügen. Klar muss nicht jeder, bei dem du übernachtet hast, gleich dein Freund auf Couchsurfing werden, aber wenn du dich mit jemandem gut verstanden hast, warum nicht?! Vielleicht findest du ja über die Suche auch ein paar Leute, die du persönlich aus deiner Heimatstadt kennst und zu Freunden hinzufügen kannst – all das macht dein Profil glaubwürdiger und vertrauenerweckender.

9. Safety First – aber nicht übertreiben!

Früher kam es mir immer etwas komisch vor, wenn ein Mann in seinem Profil angibt, lieber Frauen als Männer zu hosten. Inzwischen habe ich verstanden, dass ich mir dabei normalerweise absolut keine Sorgen machen muss. In vielen Kulturen sind die meisten Menschen ein bisschen vorsichtiger und weniger vertrauensselig als in Deutschland, und so ziehen es viele vor, weibliche Couchsurfer aufzunehmen. Einfach aus dem Grund, weil Frauen seltener eine Gefahr darstellen. Obwohl Sicherheit selbstverständlich das allererste Kriterium ist, anhand derer du deine Couchsurfing Hosts auswählen und dich generell verhalten sollst, sind manche Ängte oder Vorsichtsmaßnahmen bei näherem Hinsehen unbegründet. Aber das wirst du schon noch nach und nach feststellen 🙂

Ansonsten noch ein paar Sicherheitstipps: Vertrau deinem Gefühl – wenn du dich unwohl fühlst, dann sag das oder zieh um. Trink nicht mehr, als du gewohnt bist, denn betrunken machst du dich doppelt verletzlich. Wenn du allein bei einem männlichen Couchsurfer unterkommst, dann erzähl ab und an von deinem (realen oder fiktiven) Freund – besser noch: Verlobten/Mann. In vielen Kulturen – ich kenne es aus Lateinamerika – gilt ein „nein“ eher als ein „noch nicht“, und Männer sind es gewohnt, Frauen nachzulaufen oder sie trotz eines neins weiter anzugraben – noch mehr bei weißen Frauen, da diese oft als leicht zu haben gelten. Über die Erzählungen von deinem Freund zu Hause kannst du solchen Avancen direkt entgehen – und die die Absage „Ich habe einen Freund“ zählt viel mehr als „Ich habe kein Interesse“.

10. Sei ehrlich!

Ich habe das Gefühl, viele Couchsurfing-Mitglieder machen sich so viele Gedanken über ihre Bewertungen auf der Seite, dass sie sich nicht trauen, eine negative Bewertung bei jemand anderem zu hinterlassen – einfach aus Angst, dann selbst eine negative Referenz im Profil stehen zu haben. Aber ich bitte dich inständig: Wenn du eine schlechte Erfahrung gemacht hast, teil das den anderen Surfern mit! Nur so kann das Netzwerk sicher bleiben und das Referenzsystem funktionieren.

5 Gedanken zu “10 Tipps für Couchsurfing”

  1. Ich selbst habe Couchsurfing noch nie gemacht, aber ein Freund von mir ist damit ein halbes Jahr quer durch die USA gereist und bis auf ein paar Mal muss wohl alles immer perfekt gewesen sein!

  2. Ich stelle mir das sehr interessant vor per privaten Übernachtungsmöglichkeiten durch die Welt zu reisen, auch wenn es derzeit nichts für mich wäre. Man bekommt tatsächlich mehr mit, wenn man in privater Atmosphäre wohnt als in einem Hotel. Super Artikel!
    #BloKoDe14
    LG
    Salvia von Liebstöckelschuh

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