Auf Donnerstag letzter Woche hatte ich mich schon eine halbe Ewigkeit gefreut. Endlich würde ich eine Mitfreiwillige aus Peru wiedertreffen (mit der es sich am allerbesten über Lima, peruanische Musik, Busfahren und unsere Freunde und Bekannte aus Peru reden lässt) und in München Inca Kola trinken und peruanisch essen gehen. Um euch zu erklären, was das für mich bedeutet, muss ich, glaube ich, ein bisschen weiter ausholen…
Das Besondere an der peruanischen Küche ist der Stolz darauf. In Deutschland essen wir ja meist international – zwischen Schweinebraten und Knödel kommt auch mal Pasta und Tomatensauce, asiatisch angehauchtes Gemüse und mehr auf den Tisch. Woher die Rezepte stammen, die wir essen, dessen sind wir uns selten bewusst, und wir probieren gern Neues aus Kochbüchern aus. In Peru ist das anders. Alles, was in Peru auf den Tisch kommt, ist urperuanisch, Zeichen des Nationalstolzes, und es schmeckt natürlich auch nur in Peru. Auch, wenn das Hauptgericht einfach ein gebratener Fisch mit Kartoffelbrei ist, ist es peruanisches Essen und kann nirgends sonst schmecken 😉
Die peruanische Küche ist eigentlich eine ziemlich wilde Mischung, eine „Fusion“, wie es der peruanische Starkoch Gastón Acurio ausdrückte. Zuerst einmal liegt das daran, dass Peru als Land unglaublich viele verschiedene Lebensmittel hervorbringt. Peru ist durch seine Teilung in Küstenwüste, Anden und Dschungel eines der Länder mit der höchsten Biodiversität dieser Erde. Wer einmal in Lima über einen Markt schlendert, wird viele Obst- und Gemüsesorten kennen und lieben lernen, die er vorher noch nie gesehen hat. Oder kennt ihr lilanen Mais, Lúcuma oder rosane Bananen? Und selbst die Sorten, die bei uns schon recht alltäglich sind wie Bananen oder Mangos, schmecken in Peru tausendmal besser und intensiver, weil sie keine so lange Reise hinter sich haben.
Zum anderen haben die verschiedenen Einwanderer viele neue Pflanzen, Zubereitungsarten und Geräte mitgebracht. Die Spanier kamen und brieten und frittierten, anstatt nur zu kochen, außerdem brachten sie Milchprodukte, neue Nutztiere, Zwiebeln und Knoblauch und etablierten Konditorei und Süßspeisen. Mit ihnen kamen afrikanische Sklaven, die die peruanische Küche, bzw. die Küche der Küste, ebenfalls nachhaltig prägten. Zum Beispiel verwendeten sie oft Innereien. Ab dem 19. Jahrhundert begann die Einwanderung von Asiaten, die neben anderen Einflüssen hauptsächlich den Reis populär machen – dieser ist in Peru Hauptnahrungsmittel. Italiener brachten außerdem Nudeln und weitere Süßspeisen mit. Durch all diese neuen Lebensmittel sind so manche tollen Gemüse- oder Getreidesorten aus der Inka-Zeit in Vergessenheit geraten. Inzwischen werden sie aber wiederentdeckt und neu und kreativ in tolle Gerichte miteingebunden.
In Deutschland ist die peruanische Küche noch relativ unbekannt, was ich sehr schade finde. Mittlerweile gibt es aber zum Beispiel auf dem amerikanischen Doppelkontinent in jeder großen Stadt ein peruanisches Restaurant, meist ein sehr schickes und exklusives. In Deutschland war ich bisher zweimal peruanisch essen, einmal in Regensburg und einmal in München, und ich fand es beide Male fast ein bisschen komisch, in einem so schicken Restaurant normale peruanische Gerichte zu essen. In Lima gibt es an jeder Ecke kleine, billige und normalerweise nicht sehr schöne Restaurants, die mittags ein so genanntes Menu anbieten – Vorspeise, Hauptspeise und Getränk für umgerechnet zwischen 1,50 und 3,50 €, abhängig vom Stadtteil. Das ist manchmal sehr lecker und manchmal eher ekelig, ein bisschen so wie Essen in der Mensa 😉 Man muss halt lernen, welche Gerichte man besser umgeht… zum Beispiel habe ich bis auf wenige Ausnahmen auf Suppe verzichtet, als ich am Anfang mehrmals Hühnerfüße (noch mit Krallen dran!) drin schwimmen gesehen habe. Bäh!
Und, achja, um die erste Frage zu beantworten, die mir die Leute meistens stellen: Man isst in Peru auch Meerschweinchen. In Lima allerdings sehr selten und nur in speziellen Restaurants. In den Anden ist das mehr verbreitet, und in kleineren Dörfern ist es wirklich noch so, dass zu besonderen Feiern ziemlich viele Schweinchen ihr Leben lassen müssen. Ich selbst habe in dem einen Jahr dreimal Meerschweinchen gegessen und lag danach jedes Mal wochenlang wegen Magenproblemen flach. Ich würde es also nicht unbedingt weiterempfehlen 😉
In München haben wir jedenfalls Papa a la Huancaína und Anticuchos gegessen. Das erste sind eigentlich nur Kartoffeln mit einer speziellen Sauce, die scharf, aber auch unheimlich lecker ist. Anticuchos sind da schon toller. Das sind Spieße mit Rinderherz-Scheiben (bitte nicht ieh schreien, sondern erst mal probieren!), die mit Kartoffeln und Ají, also scharfer Sauce, serviert werden. Die gibt es in Lima normalerweise in nicht allzu schicken Stadtteilen an der Straße zu kaufen. Das ist eines der Sachen, die ich echt vermisse… Noch mehr hatte ich aber Inca Kola vermisst. Ich trinke eigentlich keine Säfte und schon gar keine Limonaden oder Colas, einerseits, weil sie mir nicht sonderlich schmecken, andererseits, weil Mineralwasser auch lecker und tausendmal gesünder ist. Inca Kola fand ich am Anfang meines Peru-Jahres ekelhaft. Ein Geschmack zwischen Kaugummi und Gummibärchen, endlos süß und pappig. Mehr als einen Schluck hätte ich gar nicht runterbekommen. Doch mit der Zeit, als ich immer öfter eingeladen bzw. gezwungen war, dieses gelbe Gesöff zu trinken, fand ich es immer besser, und am Ende des Jahres war eine eisgekühlte Inca Kola für mich der allergrößte Genuss. Vielleicht hat mich der Zucker leicht abhängig gemacht… In München habe ich mir auf dem Viktualienmarkt jedenfalls gleich mal drei Dosen gekauft 😉 Zitat meiner Mitfreiwilligen: „Endlich hört das Zittern auf…“
Hallo meine Liebe, ich bin wieder da. 😉
Sehr informativer Beitrag. 🙂 Freu mich immer wenn du sowas schreibst. Allerdings hätte ich mich bei Hühnerfüßen auch verweigert. 😛
Liebe Grüße, Mona
Traumtänzer
Echt interessanter Post! Aber irgendwie tuen mir die Meerschweinchen leid… Naja, für die Leute in Peru ist das ganz normal. 🙂
l.g. Lena
ich bewundere es wirklich, dass du in Peru warst. Ich würde um ehrlich zu sein sofort in ein Land, das in unseren Augen arm ist, auswandern, oder zumindest zeitweise wohnen und arbeiten… Ich mag auch einfach die Küchen dort (wo wir bei dem Thema mit dem Nationalstolz wäre, der bei mir wohl tatsächlich zumindest in der Küche gering ausgeprägt ist^^)
Wobei was wäre Küchennationalstolz in Deutschland. In Bayern ist Scheinshaxe, Kraut und Kartoffelpü, in Bawü Käsespätzle oder Schäufele, in NRW Eintöpfe verschiedenster (eklig aussehender^^) Art und im Norden Fische und Muscheln… Da "die deutsche Küche" auszumachen halte ich für extrem schwierig.
Wirklich interessant! Bei manchen Gerichten sollte man vielleicht erst probieren, wie´s schmeckt, und dann fragen, was es ist…;)
LG
Christiane
http://bikelovin.blogspot.de
Als ich das mit den Hühnerfüßen las, dachte ich mir nur so: Richtige Entscheidung! Ich stelle es mir sehr fies vor…
Huhu, ich wollte mich nochmal wegen dem Gastpost erkundigen. Hätte da schon ein wenig geschrieben & einige Bilder rausgesucht 🙂