Chronik einer Nacht
22:00 Ich sitze mit einer heißen Tasse Glühwein auf dem Sofa. So langsam sind alle eingetrudelt und eine Mädelsrunde sitzt in meinem Wohnzimmer, um eine große Schale Chips herum, alle schick angezogen. Erwartungen auf das, was kommt, mischen sich mit einer großen Portion Gemütlichkeit, mit Kerzen und gedämpftem Licht, mit dem Duft nach Nelken und Zimt. Um halb zwölf bin ich selbst überrascht, dass wir uns auf den Weg machen – viel zu oft bleiben wir an solchen Abenden dann einfach zu Hause, trinken noch eine Tasse, quatschen bis zum Umfallen, gehen irgendwann spät nach Hause, aber bestimmt nicht mehr tanzen. Und auch, wenn das genauso schön ist, manchmal muss man sich einfach mal unter andere Menschen mischen…
0:00 „Du siehst mich später. Ich sehe dann eher nichts mehr“, bekomme ich bei brummender Musik ins Ohr gebrüllt. Nun ja, ist auf jeden Fall ein Plan, denke ich, und sehe zu, wie er bei einem Absinth direkt in die Tat umgesetzt wird. Es wird langsam voller, die Party hat, auch, wenn sie es offiziell nicht ist, den Anschein einer Semesteranfangsfeier meines Studiengangs – überall Menschen, die ich kenne, überall tauscht man sich aus, wie die Hausarbeitsnoten ausgefallen sind, welche Kurse nächstes Semester belegt werden, gleichzeitig verdreht ständig jemand die Augen: „Aber lass uns doch jetzt nicht über die Uni reden…“