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Der Kampf gegen die Elemente: Wettereskapaden in Irland

Das irische Wetter hat zwei Eigenschaften: unberechenbar und unbarmherzig.

Kein Wunder, dass es in Irland nicht nur Hunde und Katzen regnet, sondern dass der irische Wind laut den Iren „eine Abkürzung durch dich durch nehmen“ würde, wenn er könnte, und dass die Sonne „die Steine spaltet“.

Dabei haben wir, als wir uns zu den berühmten Klippen von Moher aufmachen, eigentlich bisher eine wettertechnisch sanfte Woche hinter uns. Wenn es regnete, konnten wir uns immer rechtzeitig ins Auto retten – und Steine verätzt die Sonne Anfang März wohl auch noch nicht so ganz. Wir wiegen uns also noch in trügerischer Sicherheit.

Unterwegs im Märchenland

Dabei steht heute zum ersten Mal eine kurze Wanderung an: Vom Örtchen Doolin aus geht es etwa acht Kilometer entlang der steil abfallenden Klippen. Sobald man von der Landstraße auf den Wanderweg abbiegt, empfängt einen das erste Warnschild. Achtung, gefährliche Klippen voraus! Scheint ein abenteuerlicher Weg zu werden, denkt man sich, und läuft durch das Schafsgatter. Der Blick geht auf den Turm des Castle of Doonagore, der einsam in der Landschaft steht und aussieht, als könnte jederzeit Rapunzel ihr Haar von den Zinnen herabwerfen.

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Als ein Rabe von der Größe mindestens eines Adlers auftaucht, bin ich schon so im Märchen-Modus, dass es mich wohl gar nicht mehr wundern würde, wenn er uns mit krächzender Stimme vom Weg abraten würde. Hat schon etwas Eindrucksvolles, wenn sich das Tier keine drei Meter vor einem auf den Zaun setzt und gen Himmel schreit. Schlechtes Vorzeichen? Ach was!

Der Weg steigt in Kurven immer weiter nach oben, am höchsten Punkt erheben sich die Cliffs of Moher 214 Meter aus dem Meer. Während wir am Anfang noch fast direkt neben den Wellen entlanglaufen, sind die Felsen, in denen sich das Wasser wie in kleinen Swimming Pools sammelt, irgendwann nur noch Kiesel mit blauen Flecken darin. Wir fangen auch in der Märzsonne im T-Shirt zu schwitzen an. Wie war das nochmal mit dem Steine spalten?!

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Die Cliffs of Moher: Endlich angekommen

Wir sind die einzigen Wanderer und wenn auch nicht unbedingt kurz davor, den Weg zu verlieren, mehrmals zumindest dabei, ihn stark anzuzweifeln. Zum Beispiel, als wir Zäune überqueren, an denen uns deutliche Warnschilder davon abhalten, die einzige Alternative jedoch der Weg zurück wäre, oder als wir mitten durch eine matschige Wiese stapfen, ohne zu sehen, wo diese letztendlich hinführt. Irgendwann stehen wir verwirrt auf einem Parkplatz und beschließen, dass wir richtig sind.

Als wir ganz oben ankommen, hat der Rabe scheinbar verstanden, dass wir kein ganz so leichtes Opfer sind – oder, in etwas weniger horrorfilmszenarienhafter Vorstellung, dass er uns sicher ans Ziel gebracht hat – und dreht schließlich um. Zum ersten Mal sehen wir die Klippen in ihrer vollen Höhe, während uns der berüchtigte Wind um die Ohren weht. Allzu nah sollte man hier nicht an der Kante stehen, vor allem, da es keinerlei Begrenzung gibt. Ein Schritt zu viel und es geht tief nach unten – man möchte sich hier keine Horden mit Selfie-Sticks vorstellen.

Je näher man dem Visitor Center kommt, das auch mit dem Auto angefahren werden kann, desto mehr Menschen sind unterwegs. Die paar Meter aus dem offiziellen Bereich heraus nehmen die Besucher wahrscheinlich gerade wegen der abenteuerlich aussehenden Hinweisschilder mit.

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Überraschung an den Klippen

Und so werde ich an einer kleinen Plattform, die die Klippen gebildet haben, von einem jungen Mann gefragt, ob ich Fotos von ihm und seiner Freundin machen kann. An sich keine Seltenheit, aber als er schließlich auf die Knie geht und ihr einen Heiratsantrag macht, bin ich doch etwas überrascht. Ich drücke fleißig weiter auf den Auslöser der Handykamera – so was ist mir echt noch nie passiert. Sieht so aus, als wär ich hier wirklich irgendwo im Märchen gelandet. Okay, in einem modernen Märchen vielleicht. Aber immerhin!

Vom Besucherzentrum aus sieht man erst einmal, wie eindrucksvoll sich das Wasser in die Klippen gegraben hat. Adrett aufgefächert hintereinander werden die steil abfallenden Felsen in der Ferne immer blasser.

Unter uns fahren die Boote vorbei, von denen aus man die Klippen von unten bestaunen kann, über uns kreischen die Möwen.

Als wir später wieder in unserem Ferienhaus ankommen, muss ich feststellen: Die irische Sonne hat es vielleicht nicht geschafft, die Felsen zu spalten, aber zumindest meine Haut ordentlich rot gefärbt.

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Weiter im Märchen: Der Killarney-Nationalpark

Es war einmal eine Reiseblogger-Truppe… Wir bleiben unserem Motto treu und steigen am nächsten Tag standesgemäß in eine Kutsche, die uns durch das Gap of Dunloe, die bekannteste Schlucht im Killarney-Nationalpark, führen wird. Einmal königlich gewunken, ein Foto mit Pferd, und vorbei ists mit der standesgemäß guten Stimmung, denn der Himmel möchte nicht so ganz mitspielen und lässt einen heftigen Wolkenbruch auf uns nieder. Ehe ich mich richtig einpacken kann, bin ich bis auf die Unterwäsche durchweicht. Nach und nach bilden wir ein wenig märchenhaftes Dach aus Regenponchos und Plastikplanen über unseren Beinen, doch so richtig hilft das auch nicht, um die Laune in die Höhe zu treiben.

Erst die Cliffs of Moher in strahlendem Sonnenschein, dann der Killarney-Nationalpark in strömendem Regen – unterschiedlicher könnten sich die zwei bekanntesten Sehenswürdigkeiten Irlands wohl kaum zeigen.

Langsam geht es voran, immer weiter nach oben in der Schlucht, das Pferd ist wenig begeistert. Der erste Arbeitstag nach dem Winter, erklärt der Kutscher, verständlich, dass da nicht so viel Motivation vorhanden ist, vor allem, wenn dann auch noch das Wetter nicht mitspielen will. Aber zum Glück ist unser Ziel ein Cottage, in dem wir uns aufwärmen können. Fröhlich malen wir uns heiße Schokolade oder Irish Stew am Kaminfeuer neben gemütlicher Holzvertäfelung aus, und als wir oben im Gap of Dunloe ankommen und die Sonne endlich durch die Wolken blitzt, sind wir vollkommen versöhnt.

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Regen, kalt, grau, Stimmung trotzdem gut ?✌ Nur die Harten kommen in den Garten, oder nach Irland!

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Immer nasser

Das Trocknen geht ähnlich schnell wie das Nasswerden im irischen Wetter, dafür sorgt schon allein die konstante steife Brise. Doch als wir besagtes Cottage schon sehen können, legt der Regen nochmal los – und zwar so richtig. Wir rennen die letzten paar Meter und werden trotzdem klatschnass. Gut, dass wir uns nun aufwärmen können, oder?

Pustekuchen – uns erwartet eine Hütte, die zwar überdacht ist, aber keine Wände hat und durch die entsprechend fleißig der Wind fegt. Zu essen gibt’s Gemüsesuppe, die nach Pulvermischung schmeckt, und Gute-Laune-Schokolade, während draußen wieder die Sonne rauskommt. Vielen Dank auch, denke ich mir, und wringe meine Haare aus.

Zurück geht’s per Boot – zum Glück scheint sich der Regen endgültig verzogen zu haben. Denn im Wolkenbruch über einen See zu fahren, das klingt für mich gerade in diesem Moment nicht unbedingt nach der schönsten Freizeitbeschäftigung.

Hätten wir gewusst, was uns erwartet, wir hätten uns wohl ein bisschen besser vorbereitet. Doch die Bootsfahrt wirkt zunächst entspannt. Wir fahren durch den Nationalpark, von einem See zum nächsten, navigieren dabei durch enge Stellen und unter alten Steinbrücken hindurch.

killarney bootsfahrtkillarney bootsfahrt

Mit dem Boot durch den Killarney-Nationalpark

Erst, als wir aufgefordert werden, uns alle zusammen in den hinteren Teil des Bootes zu setzen, werde ich stutzig. Wir bekommen wieder eine Plastikplane in die Mitte, unter die ich Rucksack und Kamera packe, und dann geht es auch schon los. In gefühlt zehnfacher Geschwindigkeit jagen wir über den größten der Seen im Killarney-Nationalpark und mit jeder neuen Welle ergießt sich ein ganzer Schwall Wasser über uns. Als wir ankommen, können wir unsere Klamotten auswringen.

Noch nie in meinem Leben war ich so dankbar über die Wechselklamotten in meinem Rucksack. Selbst meine Unterhose ist komplett durchweicht. Unsere Verabschiedung des Bootskapitäns fällt entsprechend verhalten aus – bis heute fragen wir uns, ob die Dusche wirklich nötig war oder vielmehr einfach nur zum Irland-Feeling beitragen sollte.

Unsere heiße Schokolade, inklusive Marshmallows, bekommen wir schließlich noch, genauso wie den Kamin. Und spätestens, als wir im Anschluss zu unserer Unterkunft fahren und auf dem Weg an einem Strand anhalten, an dem wir den schönsten Sonnenuntergang der Reise erleben, ist alles vergeben und vergessen.

Kampf gegen die Elemente? Gewonnen – mit Wechselklamotten und Sonnencreme.

dingle strand sonnenuntergang

Die Cliffs of Moher und der Killarney-Nationalpark: Mehr Informationen

Die Cliffs of Moher

Die bekanntesten Klippen Irlands werden von ganz schön vielen Besuchern angefahren. Kein Wunder, dass es hier voll ist – die Klippen sind wirklich eindrucksvoll. Trotzdem ist es natürlich schöner, wenn man sie für sich hat. Das geht relativ leicht auf der Wanderung von Doolin zu den Klippen. Die Strecke ist acht Kilometer lang und von jedem begehbar, der ab und an mal einen längeren Spaziergang macht – und sich nicht vom Weg abbringen lässt, wenn der auch mal über Zäune und durch Matschpfützen führt. Festes Schuhwerk ist praktisch, weil der Weg nicht nur matschig sein kann, sondern man vermutlich desto weniger ausrutschen will, je näher man an einem 200 Meter hohen Abgrund entlangläuft. Übrigens, aber psssst: Wer wandert, spart sich den Eintritt zum Cliffs of Moher Visitor Centre. Mehr Infos zur Strecke gibt’s hier.

Wer nicht wandern möchte, kann sich die Klippen übrigens auch per Boot anschauen. Mehr dazu, zu den Klippen selbst und zum hübschen Örtchen Doolin gibt’s bei Misses Backpack.

Der Killarney-Nationalpark und das Gap of Dunloe

Auch der Killarney-Nationalpark ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Irlands. Daher lohnt es sich, im Frühjahr oder Herbst anzureisen und den vollen Sommer zu meiden. Die Schlucht Gap of Dunloe lässt sich durchwandern, man kann aber auch mit dem Rad fahren oder sich per Kutsche bringen lassen. Zurück geht es im Idealfall per Boot – aber: Wechselklamotten nicht vergessen! Mehr Infos findet ihr hier. Über Killarney hat übrigens auch die Ausreißerin geschrieben – bei ihr gibt es viele Ideen für Dinge, die man im Nationalpark unternehmen kannn.

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Meine Irland-Reise
In Irland war ich mit dem Hostelmax, mit Marieke von Flashpackcitygirl, mit Annik von Misses Backpack, mit Marion von Escape from Reality und Susanne von Schaf Paul unterwegs. Unterstützt wurden wir bei unseren Streifzügen von Irland – vielen Dank dafür!

3 Gedanken zu “Der Kampf gegen die Elemente: Wettereskapaden in Irland”

  1. Haha, ich muss ein bisschen schmunzeln. Meine erste Wanderung durch die Gap of Dunloe und die anschließende Bootstour hab ich bei strahlendem Sonnenschein gemeistert, das zweite Mal schüttete es, wie aus Eimern und das dritte mal war es ein solider Sonne-Wolken-Mix – aber jedes Mal fand ich es einfach großartig. Letztes Jahr mussten ich und ein paar andere Mädels aus dem Boot steigen, ein paar Meter um die Brücke rum laufen und auf der anderen Seite wieder einsteigen, da der Wasserstand zu niedrig war, um uns alle heil durch die Steine zu bekommen. Ein ander Mal war das Wasser so hoch, dass wir die Köpfe ducken mussten.
    Ich bin einfach riesig gespannt darauf, wie es dieses Jahr wird!! 🙂

  2. Herrliche Bilder und Eindrücke… vielen Dank dafür, da werden Erinnerungen wach! Mein große Schwester lebt seit über zehn Jahren in Irland, wird höchste Zeit mal wieder auf die Insel zu fliegen, auch wenn es mich sonst mehr Richtung Schönwetter treibt… 😉

    1. Vielen Dank! 🙂 Auf jeden Fall wird’s dann Zeit, das solltest du ausnutzen! Gutes Wetter gibt es in Irland auch… mehrmals am Tag 😉

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