Gastbeitrag: Von Inseln, Regen und einzigartigen Felsen

Durch mein Projekt Fernweh habe ich immer wieder tolle Gastbeiträge bekommen. Inzwischen ist das Projekt beendet und ich veröffentliche nur noch dann Gastbeiträge, wenn mich eine Mail erreicht und ich denke: Wow! So ging es mir, als mich Dominik von Follow the Shadow anschrieb. Wenn ich mir seinen Blog angucke, dann wirkt er auf mich wie ein Reisender und Abenteurer wie er im Buche steht. Er hat schon so einige Länder erkundet – und immer wieder zieht es ihn in die Ferne. Dabei verlässt er gerne die ausgetretenen Pfade. Seine längste Reise führte ihn zum Beispiel quer durch Ost- und Zentralafrika. Backpacker-Infrastruktur? Fehlanzeige. Stattdessen war es an manchen Orten nicht einmal so leicht, an Essen zu kommen. In seinem Gastartikel erzählt er von einem Land, das ihm ganz besonders in Erinnerung geblieben ist: Madagaskar. Ich bin absolut begeistert von seinen Geschichten und den tollen Fotos, und ich hoffe, ihr auch! Ganz viel Spaß beim Lesen – hier gibt es übrigens mehr Artikel von Dominik zu Madagaskar.

Es regnet in Strömen. Wo kommt denn das ganze Wasser her? Gerade bin ich noch trocken aus dem Flieger gekommen und jetzt will ich doch nur in die Stadt mit dem verdammt langen Namen, den man liebevoll mit Tana abkürzt. Gemeint ist Antananarivo. Eine Hauptstadt. Wo? Jetzt muss man schon etwas mehr nachdenken, aber ich will fair bleiben. Ich bin gerade in Madagaskar gelandet. Nein, nicht im Film. Ich meine auf der Insel vor der Ostküste Afrikas.

Und um gleich ein Gerücht aus dem Weg zu räumen und keine falschen Erwartungen zu schüren. Löwen, Zebras und Elefanten werden in diesem Bericht nicht erwähnt. Die gibt es nicht auf dieser wunderschönen Insel. Das größte Tier ist das Zebu, eine Art Kuh, danach kommen Lemuren als einzigartige Tierart, die nur hier vorkommen.

oben: Straßenzug in Antananarivo, unten: Berglandschaft südlich von Antananarivo

Meine vierwöchige Rundreise durch Madagaskar beginnt in der Hauptstadt Tana. Von hier aus arbeite ich mich auf der sogenannten Südroute immer weiter vor bis ich am Ende der Nationalstraße 7 in Tulear ankomme. Ich lerne schnell. Der Regen kommt immer zur gleichen Uhrzeit und ist genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen ist. Aber in der trockenen Wüste im Süden ist das bald sowieso egal. Dennoch bringt mich Anfang November und der Beginn der Regenzeit in einen gewissen Reisestress. Ich möchte unbedingt den Tsingy De Bemaraha Nationalpark besuchen. Der hat zwar das ganze Jahr offen, nur hilft das nicht viel, wenn die Straßen und Flüsse auf dem Weg dorthin nicht passierbar sind. Da ich gerne auch Land und Leute kennen lernen möchte, wähle ich den etwas langsameren Weg über eine Flussfahrt. Zwei Tage fährt meine Gruppe handbetrieben den Fluss abwärts und abseits jeder Straße kommen wir dem wahren Leben in Madagaskar auf die Spur. Glückliche Menschen, die ihr täglich Brot selbst backen, die Zutaten selbst anbauen und sich selbst versorgen.

oben: Pirogge auf dem Tsiribihina, unten: Kinder entlang des Tsiribihina-Flusses

Das Highlight bildet der Tsingy De Bemaraha Nationalpark mit seinen atemberaubenden Steinformationen. Es ist so surreal, dass ein einfaches Bild die ganze Schönheit nur schwer wiedergeben kann. Die Wanderung kann auch nicht wirklich als „materialschonend“ bezeichnet werden. Die scharfen Felsen schneiden regelrecht Gummistücke aus meinen Schuhen. Dafür kerben sie auch bleibende Eindrücke in mein Gedächtnis. So einen Nationalpark habe ich noch nie gesehen und die Einzigartigkeit ist bezaubernd. Auf dem Rückweg passieren wir noch die berühmte Baobab-Allee und im Abendrot werden aus den monströsen Bäumen Schattenfiguren, die ihresgleichen suchen.

oben: Tsingy De Bemaraha Nationalpark, unten: Echse im Tsingy De Bemaraha Nationalpark

Ich verlasse die Westküste und lasse mich an die Ostküste bringen. Über alte Gleise rattert der Zug durch dichten Dschungel. Es wird wärmer und die Klimazone verändert sich stetig.

Der hier vorherrschende Regenwald bietet wiederum eine ganz besondere Tiervielfalt, die weltweit einzigartig ist. Praktisch ist es ,dass es keine giftigen Tiere gibt. Somit stehen Ausflügen in die Tierwelt nichts im Wege. Dafür muss man aber nach den Tieren suchen. Es sind kleine Besonderheiten, wie Frösche, Salamander und Vögel. Über Jahrmillionen hatte sich die isolierte Tierwelt weiter entwickelt und zeigt ganz neue Facetten.

oben: Insekt im im Ranomafana Nationalpark, unten: Andringitra Nationalpark

Während die Ostküste warm, schwül und sehr Wasser dominiert ist, bietet sich im zentralen Süden eine Bergwelt, die weniger Wasser sieht. Hier befindet sich nicht nur der höchste Berg Madagaskars im Andringitra Nationalpark, sondern auch die trockensten Orte; zum Beispiel um den Isalo Nationalpark. Die Fahrt durch die Einöde würden USA-Kenner mit dem Monument-Valley und dem Wilden Westen vergleichen.

oben: Zug nach Osten, Mitte: Region um den Isalo Nationalpark, unten: Lemur im Isalo Nationalpark

Einige Fahrtstunden später erreiche ich wieder die Westküste. Die Wüste und die Trockenheit reichen dieses Mal bis ans Wasser. Eine Mischung aus Abgeschiedenheit und Idylle machen die Strände hier sehr angenehm und besuchenswert.

oben: Segelpirogge bei Tulear, unten: Fischer in der Region Tulear

Es sind mittlerweile fast vier Wochen vergangen, seitdem ich mich auf die südliche Tour begeben habe. Es kommt mir aber viel kürzer vor. Das Land bietet einen so großen Abwechslungsreichtum, dass man die Zeit vergisst. Regenwald, Berge, Wüsten und Wasser prägen mal mehr, mal weniger stark das Land und machen eine Reise zu einem unvergesslichen, vielfältigen Abenteuer. Und wer alle Facetten dieses Landes kennenlernen möchte, muss mindestens drei Monate einplanen. Einfach Mada!

4 Gedanken zu “Gastbeitrag: Von Inseln, Regen und einzigartigen Felsen”

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