Am Freitag gabs in Jena (mal wieder) ein tolles kleines Event, das Cooking Around. Ganz ehrlich, je länger ich in Jena lebe, desto faszinierter bin ich davon, dass es dort trotz der nur knapp 100.000 Einwohner so viele Veranstaltungen, so viel kulturelles Leben und eine so tolle alternative Szene gibt. Länderabende, spannende Vorträge, aktive Vereine, politische Diskussionen… Hut ab vor den ganzen tollen Leuten, die all diese Dinge ehrenamtlich organisieren! Und weil ich von vielen Dingen total begeistert bin, möchte ich diese oft vorstellen. Ein Problem habe ich dann meistens nur: das Fehlen vernünftiger Fotos, die einen Blogartikel ausmachen. Heute tu ich euch deshalb grauenvolle Handyfotos an und hoffe, ihr könnt darüber hinwegsehen und euch auf meinen Text konzentrieren.
Was ist ein „Cooking Around“?
Das Cooking Around, oder oft auch „Running Dinner“ ist eine Veranstaltung, die in vielen Städten regelmäßig stattfindet – ihr könnt ja mal auf der Website von Auf Haxe vorbeischauen. Wie der Name sagt, geht es ums Kochen – es gibt ein Drei-Gänge-Dinner, wobei jeder Gang in einer anderen Wohnung stattfindet und von anderen Menschen gekocht wird. Man selbst bereitet also einen Gang zu und bekommt die beiden anderen woanders serviert. Oft gibt es auch noch ein bestimmtes Thema, unter dem dann die Gerichte stehen müssen, wie ein bestimmtes Land oder eine Region.
Der Ablauf ist relativ einfach: Übers Internet meldet man sich vorher als Zweierteam an. Kurz vor der Veranstaltung bekommt man dann eine Mail mit der Info, welchen Gang man zubereitet, und den Adressen der beiden anderen Gänge. Man trifft als Zweierteam übrigens bei jedem Gang auf komplett andere Leute. Meistens hat man zwischen den einzelnen Gängen dann so eine bis anderthalb Stunden Zeit – so muss man überall einigermaßen fix aufessen, um schnell weiterzukommen, und macht dem Namen „Running Dinner“ alle Ehre. Vor allem in Städten wie Berlin oder München stelle ich mir das ganz schön spaßig vor – in Jena hingegen sind die Distanzen relativ kurz. Nach dem Essen gibts übrigens oft auch noch eine Party, wo man die Menschen der einzelnen Gänge wiedertreffen kann.
Ein Running Dinner ist dabei kein Wettbewerb, sondern der Spaß daran, gemeinsam bei Speis und Trank zusammenzusitzen und neue Leute kennen zu lernen, steht im Vordergrund. Trotzdem kann man sich natürlich als Gastgeber total austoben. Wann hat man schließlich mal die Gelegenheit, für sechs Menschen zu kochen und nach einem passenden Thema den Tisch hübsch zu decken?!
Auch Vegetarier können übrigens mitmachen, denn normalerweise gibts im Anmeldeformular eine Option, in der Allergien und Dinge, die man gar nicht mag, eingetragen werden können.
Ein kleiner Erfahrungsbericht
Nachdem ich letzten Sommer schon einmal mit meinem Freund dabei war, bildete ich diesmal ein Zweierteam mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin Annemie. Das Thema des Abends war „Grenzgänger_innen“ – so sollte es eine asiatische Vorspeise, ein afrikanisches Hauptgericht und ein europäisches Dessert geben. Wir hatten uns im Vorfeld eigentlich das Dessert gewünscht und hatten schon so einige Ideen, stattdessen traf uns aber die Vorspeise und die Wahl fiel auf eine thailändische Hühnchen-Gemüse-Suppe. Da ich im Sommer vorher bereits die Vorspeise abgedeckt hatte, wusste ich schon, dass das Vor- und Nachteile hat: Einerseits ist es super, das Kochen früh hinter sich zu haben – bei Hauptspeise und Nachtisch ist man viel entspannter und hat weniger Zeitdruck. Andererseits sind die Gäste beim ersten Gang irgendwie noch nicht ganz warm – ich habe die Stimmung bei den anderen Gängen als etwas gelöster und netter empfunden. Aber vielleicht war das auch Einbildung, weil ich bei der Vorspeise Köchin und bei den anderen Gängen Gast war 😉

So eine Suppe lässt sich schwer vorbereiten und deshalb waren wir ein bisschen im Verzug und mussten unsere Gäste noch zwanzig Minuten warten lassen. Ich fand die Suppe wirklich gelungen und auch mal etwas ganz Anderes. Thai-Essen hatte ich noch nie bewusst probiert und fand die Geschmackskombination aus Zitronengras, roter Curry-Paste und Koriander wirklich spannend! Nach einem Kampf gegen Essstäbchen und Unterhaltungen über Erfahrungen aus den früheren Cooking Arounds ging es auch schon weiter in Richtung Hauptgang, wofür wir wirklich quasi einmal durch die ganze Stadt fahren mussten. Ein bisschen schade war diesmal, dass es regnete – so mussten wir die Straßenbahn nehmen, anstatt zu Fuß oder per Fahrrad weiterzukommen.
Die Hauptspeise war lustigerweise etwas sehr Ähnliches wie unsere Vorspeise: es gab Hühnchen in Kokos-Chili-Sauce. Lecker! Allerdings fand ich es ein bisschen schade, kein Gericht nach einem festen afrikanischen Rezept zu bekommen. Ich hätte gerne einmal etwas ganz Neues ausprobiert und finde, das Thema „afrikanische Hauptspeise“ lädt geradezu dazu ein, irgendetwas Spannendes und Ungewöhnliches aus Süßkartoffeln, Couscous, Maniok oder Erdnuss zu zaubern. Aber Hauptsache lecker, und Hauptsache nette Gesellschaft!
Zum Nachtisch ging es dann per Straßenbahn nochmal fast bis ans andere Ende Jenas und im Schnellschritt zur nächsten Wohnung, wo wir mit Mousse au Chocolat und Himbeeren empfangen wurden. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich noch nie so eine leckere Mousse au Chocolat gegessen habe – glücklicherweise gab es sogar noch Nachschlag. Außerdem hatten wir hier wirklich Glück mit der Zusammensetzung der Runde. Eine ganze Weile und drei Flaschen Wein später war es dann eigentlich auch schon zu spät, um zur Aftershow-Party zu gehen, die wir eigentlich ins Abendprogramm eingeplant hatten… Aber gibt es einen besseren Indikator für einen schönen Abend als das komplette Vergessen der Zeit?! Nächstes Mal bin ich definitiv wieder dabei!

Das klingt ja total cool!
Ich hab noch gar nicht von einem solchen Event bei mir in der Nähe gehört, aber da muss ich mich wohl echt mal umhören… würde mir sicherlich auch viel Spaß machen.
Danke für den schönen Bericht!
Alles Liebe,
Katha
Cooking Around klingt wirklich super. Ausprobieren würde ich so etwas ja auch gerne mal, auch wenn ich es mir etwas komisch vorstelle, für wildfremde Menschen zu kochen. Das ist ja immer etwas schwierig, weil man so gar nicht weiß, was da auf einen zukommt. Klingt aber auf jeden Fall spannend. Schade, dass es das bei uns hier nicht gibt.
Alles Liebe
Gerade, wenn man neu in einer Stadt ist, ist das sicher auch eine tolle Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen! 🙂 Witzige Idee, habe ich noch nie etwas von gehört…
Also ist es tatsächlich so, dass man die Hauptspeise mit ganz anderen Leuten hat als zum Beispiel den Nachtisch?
Viele Grüße,
Malika
Oh ja, bei uns gibt es sowas auch! Ich habe allerdings noch nie mitgemacht – wahrscheinlich war mir der Stressfaktor, alles rechtzeitig fertig haben zu müssen (wenn man die Hauptspeise oder den Nachtisch erwischt) zu hoch. Aber es lohnt sich bestimmt – ich werde das für das nächste Mal überdenken. Denn dein Erfahrungsbericht hört sich so gut (und lecker!!) an!