Fernweh, was ist das eigentlich?

„Was bedeutet Fernweh für dich?“, fragt Sabine in ihrer aktuellen Blogparade, und ich habe das Gefühl, dass das eine Frage ist, der ich mich mal widmen sollte.

Vielleicht kann man sagen, dass es zwei verschiedene Arten von Fernweh gibt. Zum einen die relativ simple, spontane Lust darauf, irgendwo hinzureisen. Das tolle Gefühl, noch ein Ziel auf die imaginäre Bucket List zu setzen, wenn man schöne Bilder davon in einem Magazin oder auf einem Blog sieht. Das Träumen mit dem Finger auf der Landkarte, das Planen von längeren Reisen oder kurzen Wochenendtrips, die Lust daran, neue Stecknadeln in die Weltkarte an der Wand zu stecken. Die bohrende Frage im Kopf, wie es wohl hier oder dort aussehen mag, der Wunsch, endlich mal etwas Neues zu sehen, durch unbekannte Straßen zu schlendern, oder auch das Gefühl, einfach mal einen kurzen Ausbruch aus dem Alltag zu brauchen.

Dieses Gefühl kennt wahrscheinlich jeder, und es ist irgendwie zu einem Teil meines Lebens geworden. Gleichzeitig bitter und süß ist das Gefühl – ich finde es spannend, mich mit anderen Ländern und Städten zu beschäftigen, und Reiseplanung ist für mich irgendwie eine Beschäftigung, die sich durch meinen gesamten Alltag zieht. Doch leider ist es nicht möglich, überall hinzureisen, wo ich das gerne würde, sei es aus Zeit- oder Geldmangel oder weil manche Länder eben nicht so einfach bereisbar sind. Die Silbe „weh“ im Wörtchen Fernweh zeigt ja schon an, dass das Gefühl eben auch eine sehnsüchtige, melancholische Komponente hat.

Was gegen diese negative Komponente hilft? Na wegfahren! Oder auch einfach etwas anderes tun, mit dem man etwas ganz Neues kennenlernt. In einem Restaurant essen, in dem man noch nie war – wie wäre es zum Beispiel mit peruanischer, georgischer oder thailändischer Küche? Musik hören aus Ländern und auf Sprachen, die man nicht kennt – gebt doch einfach mal auf Youtube eure Lieblingsmusikrichtung und irgendeine Sprache ein und schaut, was rauskommt. Im Zweifelsfall laut aufdrehen und einmal durch die Wohnung tanzen, das vertreibt alle negativen Gefühle. Oder auch Menschen treffen aus Ländern, die einen interessieren. Hier hatte ich euch noch ein paar Tipps zusammengeschrieben.

Die zweite Form von Fernweh geht ein bisschen tiefer – der Wunsch, das absolute Verlangen danach, irgendwo anders zu leben, dort so richtig einzutauchen und in gewissem Sinne die Seele eines Ortes zu spüren… Manchmal erklärbar, manchmal nicht, ist man erstaunlich fasziniert von einem bestimmten Land, einer bestimmten Region oder Stadt oder einfach nur von dem Gefühl, unterwegs zu sein, und gibt sich mit einer zweiwöchigen Reise bestimmt nicht zufrieden. Am liebsten würde man einfach direkt aufstehen, seinen Rucksack packen, und in den nächsten Zug oder Flieger steigen, oder im Zweifelsfall einfach laufen. Man tut alles, um sich seinem Traum näher zu fühlen, lernt wie besessen eine bestimmte Sprache, trifft sich mit Menschen aus der entsprechenden Region der Welt, arbeitet auf Hochtouren daran, sich seinen Traum zu finanzieren. Die Planung, die Mühe, die all das erfordert, erscheint einem erstaunlich leicht, wenn man nur kurz an sein Ziel denkt. Genauso ist der Gedanke daran, auf einiges verzichten zu müssen, auf einmal in ganz ganz weite Ferne gerückt.

Diese Form von Fernweh kommt und geht bei mir. Und wenn sie kommt, gibt es eigentlich keine andere Option mehr, als für eine längere Zeit ins Ausland zu gehen. In der Schule ging es mir so, mit meinem Wunsch, nach Peru zu gehen. Noch vor einem halben oder dreiviertel Jahr, als gefühlt alle meine Kommilitonen anfingen, Auslandssemester oder Praktika in allen möglichen Teilen Europas zu planen, beschloss ich, einfach hier zu bleiben – keine Anzeichen von akutem Fernweh. Und jetzt? Jetzt plane ich wieder einen Auslandsaufenthalt, lerne die Sprache, lese Bücher über das Land, finde es immer faszinierender, je mehr ich darüber erfahre. (Wohin? Wann? Wie? Das erfahrt ihr, sobald alles in trockenen Tüchern ist!) Fernwehgefühl Typ zwei, willkommen zurück!

Wie ist das bei euch? Ist Fernweh auch ein Teil eures Lebens?

11 Gedanken zu “Fernweh, was ist das eigentlich?”

  1. Ich glaub ich bin echt eher der Fernweh 2 Typ. Immer, wenn ich irgendwelche Dokumentationen sehe oder Artikel über fremde Länder lese, kommt bei mir dieser riesige Wunsch hoch, zu wissen, wie es denn ist, dort aufzuwachsen oder dort wirklich dazuzugehören. Seien es so nahe Länder wie Schweden oder aber die Virgin Islands – ich will nicht nur ein paar Sehenswürdigkeiten sehen, ich möchte das Leben sehen. Das ist ein ziemlich frustrierendes Fernweh, weil man weiß, dass man niemals in allen Ländern, die für einen so interessant sind, wirklich leben kann.
    Allerdings merke ich auch gerade im Ausland mal wieder, dass ich Deutschland doch auch schon echt zu schätzen weiß, und nehme mir vor, nächstes Jahr ganz viel in Deutschland zu erkunden.
    Freue mich schon auf die Enthüllung des nächsten Ziels 🙂

    1. Das stimmt, das ist ein Fernweh, mit dem man wahrscheinlich nicht hundertprozentig glücklich werden kann. Aber solange man sich irgendwann irgendwie heimisch fühlt… 🙂

  2. 'Diese Form von Fernweh kommt und geht bei mir. Und wenn sie kommt, gibt es eigentlich keine andere Option mehr, als für eine längere Zeit ins Ausland zu gehen. ' Ich weiß nicht wieso, aber diese zwei Sätze haben es mir angetan. Und irgendwie habe ich gerne Fernweh, auch wenn es weh tut!

  3. Vielen Dank für den schönen Artikel zu meiner Blogparade. Ich gehöre zu Fernwehtyp 1: Reisen ja, und das auch so oft wie möglich. Aber ich habe noch kein Land gefunden, in dem ich gern mal längere Zeit leben möchte. Irgendwas ist halt immer, das nicht passt … 🙂

    1. Das kann ich verstehen 😀 Aber manchmal hilft das längere Leben im Ausland auch, die Dinge zu akzeptieren, die nicht 100% passen. Einen Ort, an dem ich bis ans Ende meines Lebens bleiben möchte, habe ich aber auch noch nicht gefunden…

  4. Schöne Worte!!
    Ich bin auch ständig vom Fernweh geplagt (eher Typ 1). Aber wie du schon schreibt lässt es sich zum Glück auch mit kleineren Mini-Reisen, dem Ausprobieren von neuen Dingen oder dem Planen der nächsten Reise befriedigen.
    Schön über die Blogparade so viele verschiedene Gedanken über Fernweh zu lesen!

  5. …wir werden wohl von beidem ein bisschen sein, wenn wir es denn schaffen aufs Meer zu kommen sind wir permanet dabei zu "rechnen" ob es wohl reichen würde auf Dauer so zu leben – das würde es eventl. auch aber dann kommt wieder der typische Sicherheitsgedanke durch…und wir segeln wieder heim..

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