Travelguide Peru: Unterkünfte und Vorankommen

Der vierte Teil des Travelguides ist wohl einer der Teile, auf die ich mich schon am meisten gefreut habe. Ihr fragt euch vielleicht, wieso, schließlich ist das Thema eher nicht so spannend. Doch ich glaube, hier kann ich einiges an Erfahrung teilen – und, ganz ehrlich, ich liebe es einfach, über den Verkehr und vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel in Lima zu erzählen. Deswegen lege ich gleich mal los – vorher jedoch noch die Links zu den bisherigen Beiträgen:

Unterkünfte

Wenn ihr eine Peru-Reise plant, müsst ihr euch über die Unterkünfte (wie auch die Verbindungen zwischen den einzelnen Orten – es sei denn, ihr wollt fliegen) erst mal keine Gedanken machen. Solche Dinge lassen sich in Peru sehr gut spontan regeln. In touristisch recht erschlossenen Gebieten sowie den schicken Stadtteilen von Lima findet ihr viele Hostels, die normalerweise so 15-25 Soles, also etwa 4 bis 7 Euro, pro Nacht kosten. Die sind ganz unterschiedlich eingerichtet, aber meistens sehr auf Backpacker ausgelegt. Manchmal hat man, wenn man zu zweit oder zu dritt ankommt, ein eigenes Zimmer, manchmal schläft man im Schlafsaal, die Bäder sind normalerweise geteilt. Es gibt auch oft W-Lan und Computer zur Benutzung. Oft bieten die Hostels auch Stadttouren oder Ausflüge an – dabei würde ich euch einfach raten, vorher zu vergleichen, ob ihr das Ganze nicht billiger über eine andere Reiseagentur oder auf eigene Faust organisieren könnt. Für Hostels kann ich euch sonst noch empfehlen, vielleicht einen Schlafsack oder zumindest ein Inlay dabei zu haben. Ich bin da zwar immer recht wenig empfindlich, aber manche könnten die Betten in einigen Hostels vielleicht ein bisschen ranzig finden. Und wer in die Anden reist (oder Lima zur Winterzeit erreicht), der hat ohnehin immer besser eine Decke (bzw. einen Schlafsack) zu viel als eine zu wenig dabei.Zwei Hostel-Empfehlungen in Lima: Lex Luthor’s House in Miraflores und Hotel España im Centro. Letzteres hat eine tolle Dachterrasse mit viel Grün, Pfauen und Schildkröten.

In weniger touristischen Orten und in äußeren Bezirken der touristischen Städte gibt es dann eher Hotels. Wahrscheinlich werdet ihr euch (wie ich) wundern, warum es zum Beispiel in den Außenbezirken Limas so viele Hotels gibt, irgendwo zwischen Märkten und Mototaxis. Ganz einfach: In Peru leben junge Menschen meist bei ihren Eltern, bis sie heiraten, und die sind oft recht konservativ, so dass Pärchen, die sich im elterlichen Haus aufhalten, die Zimmertür offen lassen müssen oder Jungs- bzw. Mädchenbesuch gar nicht erlaubt ist. Deshalb wird häufig auf Hotels ausgewichen – oder auf Parks und andere Grünflächen. (Geht am besten einfach vorbei, wenn ihr des Nachts im Park vor eurer Haustür Gekicher hinterm Gebüsch hört…) Die Hotels kann man auch lustigerweise meistens pro vier Stunden oder pro Nacht bezahlen. Aber so blöd das klingt, diese Hotels sind wirklich eine super Alternative – und oft eure einzige Möglichkeit, wenn ihr in Städte wollt, in denen normalerweise keine Touristenströme erwartet werden. Ihr bezahlt wahrscheinlich in etwa genauso viel wie für ein Hostel, habt dafür aber ein top sauber eingerichtetes Zimmer mit Doppelbett, Fernsehen, eigenem Bad – und oft noch einem Spiegel über dem Bett 😉 Dafür werdet ihr hier wahrscheinlich kein W-Lan finden, was aber nicht so tragisch ist, schließlich findet man in peruanischen Städten normalerweise an jeder Ecke ein Internet-Café. Achja, das soll jetzt nicht so klingen, als gäbe es keine schicken internationalen Touristen-Hotels, natürlich gibts die, in Lima sind alle möglichen internationalen Hotelketten ansässig und in Cusco gibts auch Fünf-Sterne-Hotels für alle, bei denen Geld keine Rolle spielt. Aber dieser Travelguide soll eher auf den Low-Budget-Reisenden ausgerichtet sein – und mit teuren Hotels habe ich auch selbst keine Erfahrungen gemacht.

Hotels und Hostels könnt ihr, wie gesagt, einfach spontan beziehen. Wenn ihr ankommt, könnt ihr euch entweder vorher schon eine Liste mit Adressen (Reiseführer, Internet) bereithalten und abklappern. Oder ihr fragt einfach nach – zum Beispiel in der Touristen-Information, bei Taxifahrern, Sicherheitsleuten, anderen Touristen oder Passanten. Die meisten Menschen in Peru sind unglaublich hilfsbereit und werden versuchen, euch so gut es geht weiterzuhelfen. Wenn in einem Hostel wirklich keine Zimmer mehr frei sind, werden euch die Leute außerdem bestimmt den Weg zum nächsten erklären können.

Für Abenteuerlustige kann ich auch nur immer wieder Couchsurfing empfehlen. Allerdings zwei kurze Hinweise für weibliche Reisende: Erstens werdet ihr als weiße Alleinreisende (oder auch als zwei oder mehr weiße Frauen, die zusammen reisen) immer eine Unterkunft per Couchsurfing finden. Achtet für Peru aber noch mehr als sonst darauf, bei wem ihr übernachtet. Ich will damit nicht sagen, dass alle männlichen peruanischen Couchsurfer nur auf „das Eine“ aus sind oder euch Probleme machen werden, aber ich würde euch empfehlen, die Referenzen (zumindest, wenn ihr bei einem Mann übernachten wollt) genau durchzulesen und zu gucken, ob derjenige auch mal Männer, Pärchen, PeruanerInnen oder Menschen aus anderen lateinamerikanischen Ländern beherbergt hat, oder eben nur Frauen aus Europa, Nordamerika und vielleicht noch Japan und Hong Kong… Und zweitens: Stellt keine Open Couch Requests. Wenn ihr angebt, dass ihr euch gerade in Peru befindet, bekommt ihr wahrscheinlich schon Massen an Nachrichten und Angeboten dafür, euch zu hosten, euch die Stadt zu zeigen, und so weiter… Vielleicht sind da auch nette und normale Menschen darunter, aber meiner Erfahrung nach: Lasst die Finger davon, von all diesen Angeboten. Das sind oft Leute, die euch in bestimmte Hostels/Restaurants/Bars bringen wollen, weil sie dort eine Kommission bekommen, oder sonst irgendwie anstrengende Personen. Trotzdem: Keine Scheu vor Couchsurfing! Mit ein wenig gesundem Menschenverstand findet ihr da bestimmt tolle Leute, die euch weiterhelfen oder euch für ein paar Tage hosten.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit anderen Unterkünften keine Erfahrung gemacht habe. Ich denke aber, dass man auf längeren Trips durch die Anden bestimmt auch wild campen kann, ohne Probleme zu bekommen. Ansonsten könnt ihr für coole, vorher geplante Unterkünfte ja auch mal bei airbnb vorbeischauen, da gibts tatsächlich fast überall in Peru Unterkünfte, allerdings nicht ganz günstig, wie ich das bisher gesehen habe.

Vorankommen

Zwischen Städten

Zwischen Städten sind die bevorzugten Verkehrsmittel in Peru große Fernbusse. Jede große Stadt hat ein Busterminal (terminal terrestre), wo alle ansässigen Busgesellschaften ihre Verbindungen anbieten. Ansonsten haben die Busgesellschaften normalerweise auch ein eigenes Terminal – wenn es kein allgemeines Terminal gibt, müsst ihr damit Vorlieb nehmen und euch die Busgesellschaft schon vorher aussuchen. Die ganzen Einzel-Terminals liegen aber oft in einer Straße oder einem Bezirk. In Lima beispielsweise findet ihr die ganzen Busgesellschaften in La Victoria, entlang der Via Expresa – gleichzeitig gibts aber auch ein allgemeines Terminal in der Plaza Norte.

Es gibt viele konkurrierende Busgesellschaften, die meisten decken jedoch unterschiedliche Ziele bzw. Regionen ab. Im Terminal kann man einfach hingehen und ein Ticket noch für den selben Tag erstehen. Das funktioniert normalerweise – allerdings gibt es auch wichtige peruanische Feiertage, an denen die Busse oft heillos überfüllt sind, über Neujahr oder Semana Santa zum Beispiel. Da empfiehlt es sich dann doch, die Tickets mit ein bisschen Vorlauf zu kaufen. Übrigens: Auch, wenn in Peru viele Menschen ständig zu spät kommen, die Busse fahren für gewöhnlich pünktlich ab.

Busgesellschaften gibt es wie Sand am Meer, die Preise unterscheiden sich genauso wie die Sicherheit und der Komfort. Hört euch am besten ein bisschen um, entscheidet euch aber nicht ausschließlich aufgrund des Preises. Gute Buslinien betonen extra, dass sie bei ihren Fahrern Alkohol- und Drogentests durchführen und dass auf einer 24-Stunden-Fahrt zwei Fahrer im Bus sitzen, die sich abwechseln. Ihr seht: So was ist nicht selbstverständlich für alle Buslinien. In Peru passieren unglaublich viele Unfälle, die meisten davon sind Auffahrunfälle – der Fahrer hat nicht richtig aufgepasst oder war schon im Halbschlaf und ist aus der Spur gerutscht. Auf engen Serpentinenstraßen in den Anden kann so etwas schnell tödlich ausgehen. Ich bin oft mit Civa gefahren, die einen guten Ruf haben. Trotzdem hatte ich einmal auf einer 24-Stunden-Fahrt mit Civa drei Pannen. Eine besonders gute und teure Buslinie ist beispielsweise Cruz del Sur, eine für ihre vielen Unfälle (aber auch dafür, dass sie besonders schnell da sind ;)) bekannte Flores.

Busfahrten sind besonders nachts gefährlich, weshalb ihr in Reiseführern etc. oft lesen werdet, dass ihr das nächtliche Reisen über Land vermeiden solltet. Ganz ehrlich: Das wird, wenn ihr nicht jede einzelne Strecke fliegen wollt, fast unmöglich sein, denn die Peruaner fahren bevorzugt nachts – so spart man sich schließlich einen Urlaubstag und gleichzeitig noch eine Hotelnacht. Und bei Strecken von 24 Stunden oder mehr wird es auch unmöglich, nicht bei Dunkelheit unterwegs zu sein.

Übrigens ist auch die Verpflegung je nach Buslinie unterschiedlich geregelt. Manchmal bekommt ihr Frühstück, Mittag- und Abendessen im Flugzeug-Stil sowie noch Tee und eine dicke Decke, wenn es kalt wird, manchmal wird zwischendurch einfach an der Straße an einem Restaurant angehalten, manchmal gibts zwölf Stunden lang gar nichts. Fragt am besten vorher nach oder nehmt euch vorsorglich schon mal was zu essen mit bzw. esst euch vorher voll. Auf jeden Fall solltet ihr ausreichend Getränke dabei haben, denn die kann man im Bus höchstens teuer kaufen. Das bekommt ihr aber normalerweise alles in oder um die Terminals herum günstig angeboten.

Ein „Geheimtipp“ mancher Reisender ist, den Bus nicht im Terminal zu betreten, sondern sich an eine Straße zu stellen, an der der Bus vorbeifährt. Hat ein Bus noch freie Plätze, hält er auf Winken vielleicht an und lässt euch rein, wobei ihr dann einen niedrigeren Preis für die Fahrt bezahlt. Ganz ehrlich: Ich würd das nur bei kürzeren Distanzen machen, also nur, wenn ihr höchstens ein paar Stunden unterwegs seid. Denn während der Strecke anhalten, das tun nur unseriöse Unternehmen, mit denen ich persönlich nicht zwölf Stunden oder mehr unterwegs sein möchte… Mein persönlicher Geheimtipp ist dagegen ein bisschen eklig: Da die Busse normalerweise nur Toiletten für flüssiges Geschäft anbieten und selten stoppen, hilft es, bei Endlos-Strecken vorher vorsorglich eine Loperamid-Tablette einzuschmeißen. Und für alle, denen bei Serpentinen und beim Rauf und Runter genauso schlecht wird wie mir: ausreichend Tabletten für Reiseübelkeit dabei haben. Das Gute an denen ist außerdem, dass sie als Nebenwirkung oft Müdigkeit auslösen, ideal für eine endlose Busfahrt…
So, erst mal mehr als genug zu Bussen. Weitere Verkehrsmittel für lange Strecken sind natürlich das Flugzeug oder auch das Schiff. Ersteres ist für Inland-Flüge oft billiger als gedacht, einfach mal gucken. Und letzteres ist vor allem für Reisen in der Regenwaldregion sowie für den Titicacasee interessant.

Zwischen kleineren Orten bzw. von großen zu kleineren Orten fahren häufig auch anstatt großen Bussen kleinere Combis oder Colectivos. Die sind recht wenig geregelt, es gibt keine festen Abfahrtszeiten oder -terminals, da muss man sich dann einfach durchfragen, von wo die starten – normalerweise von einer bestimmten Ecke im Ort. Das Unangenehme bei diesen Fahrzeugen ist, dass sie oft erst dann losfahren, wenn sie voll sind. Steigt man als erstes ein, hat man den Salat – und wartet manchmal ewig, bis man endlich starten kann.

Innerhalb einer Stadt

In Lima gibts eine riesige Vielfalt an verschiedenen Gefährten. Um die Straßenecken brausen zunächst einmal unglaublich viele Taxis. Die sind im Vergleich zu Deutschland sehr billig, zumindest, wenn ihr auf spanisch den Preis runterhandeln könnt. Es gibt nämlich kein Taxameter oder etwas Ähnliches, stattdessen handelt man vor der Fahrt den Preis aus. Der Taxifahrer wird euch, da er euch als Touristen erkennt, vielleicht erst mal einen höheren Preis nennen. Da ist es hilfreich, wenn ihr ungefähr wisst, was der Normalpreis ist – und geschickt im Handeln seid. Ein Tipp von mir: Handelt, aber besteht nicht zwingend auf dem Preis, den die Peruaner zahlen. Ganz ehrlich, vor allem, wenn ihr im Urlaub seid, 2-3 Soles mehr zu zahlen, tut euch nicht unbedingt weh. Und vor allem: Versucht niemals, noch weniger zu zahlen als die Einheimischen. Anstatt den Taxifahrer abzuzocken, nur, um euch selbst toll zu fühlen, weil ihr so gut im Handeln seid, bleibt nett, höflich und entgegenkommend. Achja, übrigens: Wie ihr herausfindet, wie viel der Normalpreis für ein Taxi ist? Der Geheimtipp lautet guachimán, das peruanische Wort (übrigens aus dem Englischen übernommen, von watching-man) für die Sicherheitsleute, die mit frisch polierten Stiefeln in den „guten“ Stadtteilen Limas vor gefühlt jedem zweiten Gebäude stehen. Die sind normalerweise sehr freundlich und vor allem haben sie den Großteil des Tages nichts zu tun, deswegen helfen sie immer gerne weiter – bei Fragen nach dem Weg, nach einem guten Restaurant in der Gegend, danach, welcher Bus wo hinfährt und eben auch danach, wie viel ein Taxi zu einem bestimmten Ort kostet.

Achtet darauf, in welches Taxi ihr einsteigt – hier wieder Stichwort „gesunder Menschenverstand“. Schaut dem Fahrer in die Augen, um zu sehen, ob er fahrtüchtig ist. Wenn ihr kein gutes Gefühl habt, steigt nicht ein. Taxis in Peru sind nicht fest geregelt, oft sind es einfach private Autos, auf die sich die Fahrer in ihrer Freizeit ein Schild setzen, um sich etwas dazuzuverdienen. So können natürlich auch Überfälle passieren, oder es kann sein, dass der Fahrer alkoholisiert ist oder Ähnliches. Da will ich aber den Teufel nicht an die Wand malen, mir ist nie irgendetwas zugestoßen – stattdessen hatte ich oft interessante Unterhaltungen mit sympathischen Taxifahrern.

Ich geb euch trotzdem ein paar Tipps zur Sicherheit beim Taxifahren:

  • Fahrt im Idealfall nicht alleine. Wenn ihr alleine fahrt, könnt ihr euch auch vorne hinsetzen – das macht eigentlich niemand, deswegen wird es den Taxifahrer wahrscheinlich ganz schön überraschen und im Zweifelsfall vielleicht verunsichern. Außerdem könnt ihr so, falls etwas passiert, besser aussteigen. Achja: Vorne schnallt man sich an! (Hinten gibts meistens gar keine Gurte…)
  • Tut immer so, als würdet ihr euch extrem gut auskennen, auch, wenn das nicht der Fall ist. Fragt zum Beispiel nach, wo der Taxifahrer genau langfahren will und tut ganz wissend. Wenn ihr euch wirklich auskennt, dann achtet während der Fahrt immer darauf, ob der Fahrer auch auf Kurs bleibt.
  • Fahrt auf keinen Fall Taxi, wenn ihr sehr müde seid. Im Taxi zu schlafen ist wirklich das Dümmste, was man machen kann – wer da an der richtigen Stelle und noch im Besitz aller seiner Wertgegenstände aufwacht, hat wirklich Glück gehabt.
  • Wenn ihr euch unsicher oder unwohl fühlt, erzählt etwas von euch: von euren Eltern, die euch so vermissen, von einem echten oder imaginären Freund, von Hobbys und Gefühlen. Menschlichkeit führt zu Mitgefühl und dazu, dass der Fahrer eventuelle Intentionen, euch etwas anzutun, wieder aufgibt.

Neben Taxis gibt es oft Mototaxis oder kurz Motos, vor allem in ärmeren Stadtvierteln und in kleinen Städten bzw. Dörfern. Das sind Motorräder mit zwei Rädern hinten, die mit einem Draht- oder Stoffgerüst überzogen sind und oft ziemlich selbstgebaut aussehen – ein bisschen so wie die Tuk-Tuks in Asien. Ganz ehrlich: Wenn ihr es vermeiden könnt, fahrt nicht Mototaxi. Die Dinger kippen gerne um und die Fahrer sind oft irgendwie unangenehm. Trotzdem, die Preise sind günstig und in vielen Stadtteilen sowie für ganz kurze Distanzen sind sie die einzige Alternative, weil nur wenige Taxis fahren. Und um ehrlich zu sein, ist mir dabei auch nie was passiert. Einmal jedoch dachte ich, ich müsste bald sterben, als wir in einem Dorf südlich von Peru einen riesigen Sack mit Dünger zum nächsten Dorf transportieren wollten, um dort in einer Schule einen Biogarten anzulegen. Wir saßen dann zu dritt im Moto, das eigentlich für zwei gedacht ist, plus ein Sack Dünger, der so viel wog, dass ihn zwei Personen zusammen kaum heben konnten. Und so überquerten wir die Panamericana – nur blöd, dass zwischen den zwei Spuren in die unterschiedlichen Richtungen ein kleiner Graben lag. Als wir da hineinfuhren, wäre das Sch…ding fast umgekippt. Ich war zum Glück so geistesgegenwärtig, dass mich mit meinem gesamten Gewicht an die entgegengelegene Seite klammerte, so dass alles noch gutging und wir wieder gerade standen… Aber naja, man lerne: Mototaxis nicht gut.

An öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es Busse, Micros und Combis sowie in Lima den Metropolitano, den Tren Eléctrico und seit Neustem die buses azules. Die Busse, Micros und Combis sind jedoch immer noch die Verkehrsmittel, die den Verkehr in Lima prägen – und unglaublich chaotisch machen. Das System dahinter ist sehr undurchsichtig und hat teilweise fast mafiöse Strukturen: Jemand kauft eine bestimmte Route von der Stadt, vermietet diese an eine Busgesellschaft, diese vermietet die Route an einen bestimmten Fahrer, der meist noch einen cobrador, einen Geld-Einsammler, einstellt. So hat niemand einen Überblick, auf welchen Routen welche Busse fahren und wie viele es insgesamt sind – man weiß nur, dass es viel zu viele sind und dass eigentlich überall irgendein Bus, Micro oder Combi fährt. Die Unterschiede zwischen den dreien liegen übrigens eigentlich nur in der Größe: Busse sind richtig groß, oft ausrangierte US-Schulbusse, Micros Minibusse und Combis richtig klein, so etwa wie VW-Busse. Während Busse und Micros auf großen Straßen und oft quer durch die ganze Stadt fahren, haben Combis oft kürzere Wege und fahren in kleinen Straßen. In allen dreien gibt relativ feste Preise für bestimmte Distanzen (was nicht heißt, dass man nicht manchmal übers Ohr gehauen wird). Man steigt erst mal ein, und irgendwann wird der cobrador zu einem kommen. Man zahlt und wird eventuell noch gefragt, wo man hinmöchte – oder man fragt direkt, was es kostet, zu einem bestimmten Ort zu kommen.

Oft liest man in Reiseführern & Co., dass Busfahren in Lima gefährlich ist. Das ist Quatsch! Das einzige Problem bei den Bussen ist, dass es zwar mehr und mehr feste Haltestellen (paraderos) gibt, diese aber natürlich keine Namen oder irgendwas haben – und die Fahrer nicht an jeder Haltestelle halten. Man muss also, wenn man aussteigen möchte, „Baja!“ rufen und der Bus hält an und lässt einen raus. Doch wenn man keine Ahnung hat, wo man gerade ist und wo man rausmuss, ist das natürlich schwierig. Außerdem hat man keine Möglichkeit, irgendwo einzusehen, welcher Bus zu dem Ort fährt, an den man möchte. Die einzige Hilfe bietet die Schrift außen an den Bussen, die verrät, welche großen Straßen er entlangfährt. Oder natürlich der cobrador – der euch aber ab und an auch einfach alles erzählt und zu allem ja sagt, nur, um mehr Fahrgäste zu bekommen. Trotzdem würde ich euch das Busfahren sehr empfehlen, denn irgendwie kommt man immer an. Im Zweifelsfall, erzählt dem cobrador, wo ihr hinwollt und dass er euch Bescheid geben sollt, wenn ihr da seid. Oder fragt andere Leute im Bus, wie gesagt, die meisten Menschen sind unglaublich hilfsbereit.
Ein Tipp fürs Busfahren: Wenn ein cobrador euch über den Tisch ziehen möchte, tut so „local“ wie möglich. Benutzt zum Beispiel typisch limensische Begriffe für die einzelnen Geldbeträge wie luca für einen Sol oder china für 50 Cent.

Der Metropolitano und der tren eléctrico sind recht neue Erfindungen. Der Metropolitano ist ein Bus mit eigener Spur auf der Straße, festen (und sehr schicken!) Haltestellen und festen Karten, auf die man Geld laden kann, das einem dann im Bus abgebucht wird, pro Fahrt 1,50 Sol, der tren eléctrico funktioniert ähnlich, ist jedoch, wie der Name verrät, ein Zug. Der Metro fährt von Nord nach Süd und klappert viele für Touristen interessante Stadtteile ab wie Miraflores, Barranco und das Centro. Den tren eléctrico hab ich persönlich noch nie ausprobiert, weil er in einem Teil der Stadt fährt, der für mich nicht so interessant war – er wurde und wird aber immer weiter ausgebaut. Die buses azules sind auch ganz neu, deswegen kann ich dazu nichts sagen – aber sehr spannend!
Jede Regierung in Peru und Lima versucht, das Verkehrschaos in der Hauptstadt in den Griff zu bekommen. So war der tren eléctrico lange Zeit ein ziemlicher Witz, weil seit den achtziger Jahren jede Regierung versprochen hatte, ihn fertig zu bauen. Ein Bekannter von mir meinte mal, wenn irgendwann der Tod vor seiner Tür steht und ein Ultimatum verlangt, wann er sterben möchte, wird er sagen, wenn der tren eléctrico fertig ist… Nunja, 2012 war er dann fertig. Und es tut sich wirklich immer mehr für ein bisschen Ordnung, auch, wenn viele, vor allem die „Lobby“ der Busfahrer, sich sehr stark dagegen wehren. Vor allem die momentane Bürgermeisterin von Lima, Susana Villarán, versucht, mit allerlei Maßnahmen (die teils absurd, teils wirklich nützlich sind) der Lage Herrin zu werden – weshalb sie schon fast wieder aus dem Amt gewählt worden wäre.

10 Gedanken zu “Travelguide Peru: Unterkünfte und Vorankommen”

  1. Wow, richtig gut geschrieben. Danke! Ich glaube für eine Reise nach Peru kann man nicht besser und praktischer informiert werden, als hier 🙂 Mal sehen, wann ich mir Peru ansehe 😀

  2. Mit deinen Bericht und jetzt auch noch dem Travelguide machst du mir richtig Lust auf Peru!
    Im Moment fehlt mir für sowas leider das nötige Kleingeld 🙁 Aber das ist definitiv noch auf meiner imaginären Liste mit Reisezielen (:

Schreibe einen Kommentar zu copy.cat Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.