Können wir eigentlich auch mal nichts tun?

Momentan mache ich ein Praktikum, und deshalb muss ich jeden Tag eine gewisse Strecke mit dem Zug hinter mich bringen. Dreißig Minuten hin, dreißig Minuten zurück – eine Stunde am Tag. Eine Stunde am Tag, die ich wirklich gut nutzen könnte, denke ich mir. Per Smartphone die aktuellen Nachrichten verfolgen, E-Mails checken, vielleicht den einen oder anderen Blogpost zumindest in einer Skizze zu Papier bringen… Ich lese ein paar Ratgeber, den eigenen Blog trotz Vollzeitarbeit nicht zu vernachlässigen, und fast alle schlagen Pendlern vor, die Zeit mit dem Beantworten von Mails, dem Füllen der eigenen Social Media-Kanäle oder dem Lesen der Lieblingsblogs zu verbringen. Nun arbeite ich bei Weitem keine vierzig Stunden die Woche und habe auch nachmittags oder abends noch Zeit für den Blog und alles andere, aber hey, eine Stunde am Tag. „Sonst würdest du ja auch nur aus dem Fenster starren“, schreibt eine Bloggerin zum Thema. Ich überlege sogar, den Laptop mit in den Zug zu nehmen. Bis dahin sitze ich im Zug, tippe nervös ins Handy, sehe zu, wie sich Ladebalken langsam aufbauen und ärgere mich ein bisschen darüber, dass die Deutsche Bahn in ihren Regionalzügen kein W-Lan anbietet. Sollte ja eigentlich das Mindeste sein!

Und dann halte ich doch kurz inne… und frage mich, was ich da eigentlich mache. Ich sehe mich in meinem Zugabteil um und stelle fest, dass eigentlich jeder irgendetwas tut. Eine ältere Frau hat einen Liebesroman in der Hand, bei den meisten jungen Menschen sieht man Kopfhörerkabel unter dem Haarschopf hervorkommen, lange Fingernägel tippen eine Nachricht an die beste Freundin, um den Abend zu planen, ein Anzugträger blättert durch seine Zeitung, ein junger Mann mit langen Haaren organisiert Dateien auf dem Netbook. Alle beschäftigt, oder zumindest sehen sie so aus. Alle bei dem Versuch, sich irgendwie zu beschäftigen.

Ich muss unwillkürlich an meine Zeit in Peru zurückdenken. Dort ist mir mit der Zeit immer öfter aufgefallen, dass die meisten Peruaner, egal, wie lange sie täglich im Bus sitzen (dreißig Minuten wären in Lima schon ein phänomenal kurzer Arbeitsweg), keinerlei Beschäftigung dabei haben. Selten sieht man mal jemanden mit Buch oder Zeitung, öfter junge Leute, die sich fleißig mit dem eigenen Smartphone beschäftigen. Doch die meisten Menschen nutzen die Busfahrt einfach dafür, aus dem Fenster zu gucken. Oder zu schlafen – gefühlt die liebste Beschäftigung, um Zeit zu überbrücken. Ich weiß nicht, wie oft es mir passiert ist, dass ich in einem Geschäft oder an einem Marktstand erst mal ein sehr lautes „Buenas tardes“ äußern musste, um den Verkäufer aufzuwecken… Auch ich selbst habe mich damals angepasst – während ich anfangs für Busfahrten normalerweise meinen MP3-Player einpackte, konnte ich mir Musik hören im Bus später gar nicht mehr vorstellen.

Man könnte jetzt sagen, dass in Peru weniger Menschen die Möglichkeit haben, sich Bücher, einen MP3-Player, ein Smartphone oder die Zeitung zu kaufen. Oder, dass viele zehn oder zwölf Stunden am Tag arbeiten und dann nicht mehr zu etwas anderem als schlafen in der Lage sind. Das ist beides richtig und bestimmt auch ein Grund. Aber ich möchte trotzdem noch eine andere These aufstellen: In Deutschland, in Europa haben viele Menschen verlernt, einfach mal nichts zu tun.

Kennt ihr das auch? An der roten Ampel erfolgt erst mal ein Blick aufs Handy, wenn der Bus sich nicht vorwärts bewegt, werden wir ganz kribbelig, bei vorauszusehenden langen Wartezeiten auf Ämtern nehmen wir uns etwas zum Lesen oder Lernen mit. Jede Sekunde wollen wir irgendwie nutzen, verwertbar machen, im Idealfall mit etwas, das uns auch irgendwie weiterbringt, ob es nun ein fertig getippter Blogpost ist oder Wissen, das wir uns in den Kopf trichtern. Aber muss das wirklich sein?! Können wir nicht auch einfach mal… nichts tun? Aus dem Fenster gucken, die Augen schließen, die Gedanken streifen lassen, ein bisschen dösen… Die Pflichten mal Pflichten sein lassen, die unbeantworteten Nachrichten im Mailordner ignorieren. Die Langeweile auf uns zukommen lassen, all den Dingen, die wir tun könnten, mit einem Schulterzucken begegnen. Und einfach mal gar nichts tun, für eben diese eine Stunde am Tag.

Fahrt ihr auch viel Bus/Zug? Wie steht ihr dazu?

46 Gedanken zu “Können wir eigentlich auch mal nichts tun?”

  1. Ich habe die letzten 3 Jahre gependelt und kann es definitiv bestätigen – jeder ist beschäftigt. Auch ich. Bei mir ist es vielleicht noch etwas krasser – ich bin 1 St. 10 in eine Richtung gefahren (+ zum Zug hin und vom Zug weg). Und ich hatte immer was dabei – mindestens meinen Laptop, meinen MP3-Player und mein Handy, des öfteren auch Lernzettel, Bücher & co. Ich habe diese Zeit immer genutzt, um etwas für die Uni zu tun, sonst hätte ich das Pensum schlichtweg nicht geschafft. Und ja, ich fühlte mich immer schlecht, wenn ich zu lange bei FB hängen geblieben war oder schlichtweg zu kaputt, um zu lernen. Ich ärgerte mich über schreiende Kinder und Schulausflüge, die mich durch die Lautstärke zu sehr gestört haben. Lesen, im Internet surfen oder einfach Musik hören machte ich nur in Ausnahmesituationen, wenn mal sehr wenig anstand. Und geschlafen im Zug wurde auch nur, wenn die Sachen um mich herum anfingen sich zu drehen. Und ich finde es okay so. Ich verbringe meine Freizeit lieber damit, zu Hause mit meinem Freund eine Serie zu schauen, mit einer Freundin zu quatschen oder wenigstens mit einer normalen Verbindung zu surfen (die Internetverbindung in Zügen ist meist ein Grauen). Beides – also im Zug nix machen und zu Hause nix, das geht nicht, dann wäre ich nach 10 Jahren nicht fertig mitm Studium 😀 Aus dem Fenster zu gucken, wo ich jede Haltestelle auch ohne Ansagen erkenne ist irgendwie sinnlos. Da kann ich die Zeit im Zug eben besser nutzen. Und lesen, surfen, Musik hören im Zug ist für mich auch Entspannung, ich war immer etwas neidisch auf die Leute, die einen spannenden Roman im Zug lesen konnten.

    1. Hehe, das Dilemma kann ich sehr gut verstehen. Ich hab ja das Glück, gerade Uni-Ferien und demnach nach Feierabend keinerlei Arbeit mehr zu haben, und ich bin mir sicher, hätte ich gerade Prüfungen oder etwas Ähnliches, säße ich auch mit Lernkarten im Zug… Mir ging es mit dem Artikel auch eher darum, einfach mal das Nichtstun (ein bisschen provokant) herauszustellen und dass das auch mal schön sein kann 🙂

  2. Schöner Gedanke am Sonntagabend, habe ich mir eben gedacht. Ich bin ein halbes Jahr viel mit dem Zug gependelt, ca eine Stunde am Tag, hatte auch meistens etwas dabei, ein Buch, mein Handy. Aber ich merke es immer wieder, auch auf längeren Zugfahrten mit dem ICE, dass ich das oft gar nicht brauche. Ich liebe es nämlich, die Leute zu beobachten oder auch mal nur aus dem Fenster zu schauen. Trotzdem ist es nicht schlecht, sich manchmal auch mit etwas "sinnvollem" zu beschäftigen, so lange es kein Zwang ist.
    Ich habe diese Stunde am Tag sehr genossen, weil ich da mal nicht das Gefühl hatte, dass ich unbedingt was tun müsste.
    Spannendes Thema auf jeden Fall 🙂
    Liebe Grüße
    Fredi

    1. Danke! Das klingt wirklich schön, das Optionale ist ja auch gerade das Gute dabei – umso besser, wenn man etwas Schönes und Sinnvolles tun kann, wenn man Lust darauf hat, sich aber nicht unter Druck setzen muss.

  3. Nichtstun, und wenn auch nur eine Stunde lang, ist ein schwieriges Thema. Ich glaube es liegt ein bisschen an unserer Zeit, in der wir leben und an unserer Kultur: wir bürden uns einfach sehr viel auf, und das müssen wir dann auch irgendwie schaffen. Logisch, dass das jede freie Minute genutzt werden muss, sonst schafft man das ja alles nicht. Ich finde es kommt halt immer drauf an, wie lange man jetzt wirklich unterwegs ist. Eine halbe Stunde geht ja noch, da kann man Nichtstun noch verkraften. Aber ab einer Stunde pro Weg bekommt man halt auch irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn man nichts macht.
    Ich persönlich schaffe es auch fast nie nichts zu tun, würde das aber sehr gerne ändern, weil ich es auch einfach immer mehr als ungesund betrachte, sich ständig beschäftigen zu müssen.

    Liebe Grüße, Daniela

    1. Ja, da hast du definitiv Recht. Es ist auch wirklich schwierig, das schlechte Gewissen bei solchen Dingen hinter sich zu lassen – und einfach mal das zu tun, worauf man selbst Lust hat, ohne gleich wieder daran zu denken, was man alles Sinnvolles hätte tun können…

  4. Oh Ariane, dein Text trifft mich mal wieder ins Mark. Genau dieses Thema beschäftigt mich in letzter Zeit auch so sehr. Woher kommt es, dass heute alle scheinbar panische Angst vor dem Nichtstun, dem Unproduktivsein haben und jeder diesen Zwang fühlt, möglichst jede Minute effizient nutzen zu müssen?
    Ich bin seit einigen Wochen auch mehrmals die Woche 50 min (ein Weg) im Zug unterwegs und sehe mich da dem gleichen Dilemma ausgesetzt. Ich habe den Eindruck, ich sollte diese Zeit unbedingt nutzen. Aber gleichzeitig habe ich oft gar keine Lust dazu und liebe es im Zug einfach nur aus dem Fenster zu schauen und zu träumen. Oft tue ich dann auch genau das. Weil es meine freie Zeit ist, die ich nicht effizient nutzen muss – anders als bei der Arbeit.

    (Ergänzung aus intellektueller Perspektive: ich schreibe grad eine Hausarbeit in politischer Geographie über die Gouvernementalitätstheorie nach Foucault und dort findet man einige Antworten auf diese Fragen, warum die neoliberale Leistungsgesellschaft tickt wie sie tickt. Weil das ständige Produktivsein, zu dem uns niemand direkt zwingt, eine Form der "Selbst-Regierung" ist, um in der Wettbewerbs-Logik der Gesellschaft mithalten zu können, denn "jeder ist seines Glückes Schmiedes". In deinem PoWi-Studium kommst du bestimmt irgendwann mit Diskurstheorien in Kontakt, falls dich sowas interessiert, kann ich dir einen Blick darauf empfehlen. Soweit das Wort zum Sonntag 😉 )

    Lieben Gruß,
    Mirjam

    1. Es ist, glaube ich, schon mal ein sehr gutes Zeichen, wenn die liebste Beschäftigung im Zug das aus dem Fenster gucken und träumen ist 🙂 Damit hat man sich schon mal was ganz Wundervolles behalten. Der zweite Schritt wäre dann natürlich, das schlechte Gewissen auszuschalten…

      Und dankesehr für den Hinweis! Das ist mir in Soziologie auf jeden Fall schon mal untergekommen, da muss ich mich unbedingt näher mit beschäftigen 🙂 Ich finds immer total spannend, wenn ich Fragen, die ich mir im "realen Leben" stelle, irgendwie in der Politikwissenschaft oder Soziologie beantwortet finde.

  5. Das sind schöne Gedanken, die du hier mit uns teilst! Und sie regen mich zum Nachdenken an. Ich habe gerade selbst einen halben Offline-Tag hinter mir und frage mich, warum ich nicht mal öfter einfach das Smartphone und den Laptop ausmache. Die dienen häufig ja nur der Ablenkung von… von was eigentlich? Vor der Angst vor dem Nichtstun? Dem Gefühl, nichts zu leisten? Wenn ich nichts leiste, bin ich nichts wert? Bin ich dann ein Nichtsnutz?
    Ich denke, es ist so wie du schreibst: einfach mal nichtstun und die Welt um einen herum wahrnahmen, das sollten wir alle viel öfter tun!
    Ich wünsch dir einen schönen Sonntag!
    Liebe Grüße,
    Frauke

    1. Das ist eine sehr schöne Idee, die ich selbst auch öfter umsetzen sollte. Offline-Tage gibts bei mir eigentlich nur an den Wochenenden, die ich mit meinem Freund verbringe. Aber ich glaube, einen Tag alleine ohne Laptop oder Smartphone beschäftigen kann auch sehr viel wert sein 🙂 Ungestört Bücher lesen, vielleicht mal "analog" einen Text schreiben, rausgehen und fotografieren… Vielleicht hilft das auch, das schlechte Gewissen von wegen "ich sollte doch eigentlich…" abzuschalten – denn man darf ja heute nicht an den Laptop 🙂

  6. Oh ja, das kenne ich sehr gut. Ich erwische mich selbst oft dabei, dass ich auf dem Weg zur Arbeit/Uni Mails beantworte oder mir am Abend denke "Ach, das kann ich mir in der Straßenbahn dann durchlesen". Und manchmal bemerkt man gar nicht mehr, was um einen herum geschieht. Man sieht die Kinder nicht, die zur Schule gehen, die Eltern, die einkaufen gehen, das verliebte Teenie-Pärchen, das sich nicht voneinander losreißen kann. Und dann kommt man dort an, wo man hinwollte, ohne dass man die Gedanken hat schweifen lassen weil man zu fixiert war und beschäftigt damit, das Buch noch fertigzulesen oder Instagram zu durchstöbern. Ich finde das nach wie vor praktisch, aber manchmal sollte man sich vielleicht bewusst ein wenig Zeit nehmen, einfach mal nichts zu tun. Ein sehr schöner Post!

    1. Das stimmt 🙂 Praktisch ist das Nutzen der Zeit auf jeden Fall, und viele Beschäftigungen können ja auch sehr schön sein – aber mal kurz innehalten und die Umgebung beobachten kann einem auch sehr viel geben.

  7. Ich fahre zur Uni etwa eine Stunde – mit Hinlaufen zum Bahnhof und umsteigen. Bei mir ist es wirklich sehr unterschiedlich. Nach einem anstrenden Tag bin ich teilweise einfach zu erschöpft um noch irgendetwas zu tun, nichtmal mein Lieblingsbuch kann mich dann aus der Reserve locken. Und morgens, morgens will ich häufig einfach meine Ruhe.

    In letzter Zeit kommt es immer häufiger vor, dass ich mit meinem Handy rumspiele. Ich scheine es zu verlernen einfach die Gedanken kreisen zu lassen. Ich denke ich nehme das Handy in die Hand, damit ich nicht so 'einsam' bin. Beobachten kann ich das immer wieder bei anderen.

    Vor meinen Klausuren schaue ich mir den Stoff nochmal an, ansonsten vermeide ich es im Zug / in der Straßenbahn etwas zu tun, was mit der Uni zu tun hat.

    Meine Lieblingsbeschäftigung in der Bahn ist übrigens das Blättern in Zeitschriften.

    Liebste Grüße, Freja

    1. Ich kenne das Gefühl, das Handy direkt immer rausholen zu müssen – fast schon ein automatischer Akt bei mir, dem ich dann entgegenwirken muss… eigentlich schrecklich.

      Ich denke auch, dass die Zeit, die man mit Pendeln verbringt, eine gute Möglichkeit sein kann, vom Tag, den man hatte, Abstand zu bekommen 🙂 Zeitschriften blättern klingt auch super, so was mache ich persönlich auch NUR im Zug. Wenn ich längere Zeit unterwegs bin, kaufe ich mir immer eine Zeitschrift am Bahnhof, das ist dann so mein persönliches kleines Bahnfahr-Highlight.

  8. Interessante Gedanken! Ich hab mich bei meiner Bachelorarbeit n bisschen mit dem Thema auseinandergesetzt und dabei auch festgestellt, dass gerade für jüngere Leute in Deutschland das Bus- und Bahnfahren ohne Smartphone quasi undenkbar ist. Ich finde es kommt immer drauf an: Wenn ich gerade unterwegs bin und mir jemand schreibt, dann antworte ich meist direkt. Auch wenn ich später wenig Zeit habe, nutze ich die Gelegenheit um Social Media abzuchecken. Aber trotzdem genieße ich auch die Momente, in denen ich einfach aus dem U-Bahn-Fenster gucke und mich am Stadtbild erfreue. Meiner Meinung nach ist es echt wichtig das nicht vollkommen zu verlernen.

    So oder so, super Post!

    1. Dankeschön! Das ist ja mal ein interessantes Thema für eine Bachelorarbeit 🙂 Was mir immer so ein bisschen negativ auffällt, sind 13/14-jährige Mädchen, die nebeneinander im Zug sitzen, beide auf dem Smartphone herumtippen und höchstens mal miteinander kommunizieren, um einander ein cooles Video oder eine Chatnachricht zu zeigen…

  9. wunderschön anregender text ..
    letztes jahr während meiner schulzeit bin ich auch immer 1h im zug gesessen pro tag .
    anfangs immer völlig gestresst . weil die zeit nicht verging und ich doch noch so viel zu
    tun hab :P^^ aber mit der zeit ist mir bewusst geworden wie dumm dieses selbst-gehetze
    ist und ab da hab ich mir jeden tag diese stunde entspannung gegönnt . hab leute beobachtet
    aus dem fenster geschaut und einfach mal nichts gemacht ..
    jetzt muss ich leider immer mit dem auto fahren und ich kann's dir gar nicht sagen . wie sehr mir die zeit im zug fehlt 😛
    wünsch dir eine schöne woche . danke für den schönen text .! 🙂
    lg sarah

  10. Moin liebe Ariane!

    Hach ja, da sagst Du was. Ich war am Freitag nach langer Zeit mal wieder alleine mit der S-Bahn unterwegs und habe feststellen (und dabei auch schmunzeln!) müssen, dass viele, die in die Bahn steigen, sich hinsetzen und erstmal das Handy rausholen. Ich mach das übrigens auch! 😛 Allerdings steck ichs dann auch wieder weg, wenn nichts drauf ist. Und dann beobachte ich die Leute oder schaue tatsächlich aus dem Fenster. Ich kann sehr schlecht lesen etc. in der Bahn aus Angst, etwas zu verpassen. 😛 Tatsächlich. Auch, wenn ich die Strecke noch so oft gefahren bin, hab ich immer 'Angst', die Haltestelle zu verpassen! *loool* Und schlafen geht schon gar nicht! Soll ja schon Menschen gegeben haben, die haben Berlin schlafend mehrere Male mit der Ringbahn umrundet! *griiins* (Und nein! Nicht ich!!)
    Im Auto hingegen, da muss immer laut Musik an sein und ich singe laut mit! *hihihi*

    Ich wünsch Dir eine tolle Woche und dass Du Deine Bahnzeiten optimal nutzt! 😀

    Ganz liebe Grüße!
    Sanni (c:

    1. Haha, das Gefühl kann ich wirklich nachvollziehen 😀 Ich kann schlecht Musik hören in der Bahn aus genau der selben Angst – ich hab auch immer Angst, im falschen Zug zu sitzen, eigentlich so lange, bis ich da bin. Dabei ist mir das in der Tat noch nie passiert.

      Zum Thema schlafen übrigens: In Peru war ich extrem fasziniert davon, dass die Leute im Bus nicht nur innerhalb von 30 Sekunden nach dem Einsteigen eingeschlafen waren, sondern auch genau bei ihrer Haltestelle wieder aufgewacht und ganz entspannt ausgestiegen sind. Aber gut, vielleicht sind einige auch weiter gefahren 😛 Zumindest hab ichs nur ein einziges Mal mitbekommen, dass jemand sich beschwert hätte.

  11. Sehr gut beobachtet! Dummerweise finde ich dieses aus dem Fenster herausgucken immer fantastisch, dass es mir sogar schwer fällt, im Zug zu arbeiten. Aber ohne Musik finde ich es doch zu trist, da würde ich dann verzweifeln…

    1. Hehe, echt? Das ist ja schon wieder richtig schön 🙂 Ich merks aber auch, dass ich mich oft so richtig darin verlieren kann, aus dem Zugfenster zu schauen, vor allem morgens sind oft so grandiose Lichtstimmungen…

  12. Ich fahre viel Bus, meist kürzere Strecken und merke das auch, daß alle nur aufs Handy starren. Ich neige auch dazu, schnell noch den Feed an der Haltestelle lesen, schnell noch was tippen, aber ich mag es eigentlich überhaupt nicht und versuche es auch zu lassen, wenn nichts Dringendes ansteht. Und ich bin ein großer Fan vom Nichtstun! Beim Zugfahren liebe ich es einfach herumzusitzen und aus dem Fenster zu schauen. Aber das ist eigentlich gar kein Nichtstun, das ist Auftanken und Gedankenarbeit.
    Ein schöner Artikel!
    LG
    Katharina

    1. Da hast du recht – es ist irgendwie schwer, "Nichtstun" zu definieren, man macht ja immer irgendetwas, und wenn es eben Aus-dem-Fenster-Starren ist. Es ist ja eigentlich auch nicht in meinem Sinne, "Nichtstun" als "nichts (ökonomisch) Verwertbares tun" zu definieren, aber irgendwo musste ich die Grenze ziehen…

      Aus dem Fenster gucken ist definitiv Gedankenarbeit, dabei kommen einem oft die tollsten Ideen 🙂 Und es ist wirklich schön, nach einem Arbeitstag nochmal eine gewisse Zeit zum Runterkommen zu haben.

  13. du hast auf jeden fall recht. ich nutze die zeit meistens, um zu lesen (weil ich mir zuhause die ruhe irgendwie nicht nehme, da kommen mir andere dinge immer verlockender vor) oder ich höre musik (weil mich menschen im bus einfach nerven, da bin ich vollkommener misanthrop). beim musik hören schau ich dann aber trotzdem aus dem fenster ^^ und meist liegt noch ein notizbuch auf meinem schoß, damit WENN mal ein guter gedanke kommt, ich ihn gleich aufschreiben kann. oft schreib ich aber auch schon die to-do-liste für den tag. ja du hast recht, es ist irgendwie nicht einfach, nichts zu tun. ich glaube, inzwischen hat einfach jeder so hohe ansprüche an sich selbst, an seine leistung, aber sogar auch an seine freizeit, sodass bei einer stunde weniger am tag, die durch das nichtstun wegfällt, viele dinge auf der strecke bleiben würden.. schade ist das schon, aber solange man sich dessen bewusst ist und es nicht vollkommen unmöglich ist, mal nichts zu tun, ist das noch zu verkraften.

    1. Das mit dem Lesen kenn ich, das geht mir oft ganz genauso 🙂 Deswegen freue ich mich teilweise schon auf meine Zugfahrten, weil ich weiß, dass ich mich dann meinem Buch widmen kann und mich nichts davon ablenkt.

      Ich denke auch, dass du sehr Recht hast damit… Ich denke, das Wichtigste ist, sich nicht so extrem unter Druck zu setzen, und die Ansprüche an sich selbst, vor allem, wenn man einen langen Tag hinter sich hatte, mal hinten anzustellen.

  14. Tolle Gedanken, die du dir zum Thema gemacht hast. Als ich noch studiert habe, bin ich jeden Tag 2 Stunden mit den Öffentlichen pro Strecke zur Hochschule gependelt. Viel Zeit, die mir einfach zu schade zum "nichts tun" war. Ich hab gelesen, gezeichnet, gelernt oder auch gespielt. Diese 4 Stunden gehörten nur mir. In der Zeit konnte ich mich auch auf das Kommende einstellen: auf dem Hinweg schaltete ich in den Lernmodus, auf dem Rückweg konnte ich dann "runterfahren". Ich könnte mir nicht vorstellen, einfach nur aus dem Fenster zu schauen… (Vor allem nicht, wenn man 3,5 Jahre immer dieselben Berge sieht 😉 )

    1. Das klingt aber ganz grandios bei dir 🙂 Mir ging es auch nicht speziell ums Nichtstun, sondern einfach darum, mal die eigenen Ansprüche bzw. das schlechte Gewissen zurückzustellen und nur das zu tun, worauf man selbst Lust hat. Ich denke auch, das Pendeln kann eine gewisse Chance sein – wie du beschrieben hast, um sich auf den Tag gedanklich vorzubereiten und abends wieder ein bisschen runterzukommen.

  15. Ich finde es auch gut mal nicht's zu tun. Ich bin früher jeden Tag 2h Bus gefahren – das wichtigste für mich war der Fensterplatz und mein MP3-Player. Ich finde es gibt nichts schöneres mit Musik in den Ohren die Landschaft zu genießen!. Man kann dabei mal richtig entspannen und Dinge entdecken, die einem sonst nie auffallen. Heute als Autofahrervermisse ich die Zeiten manchmal!

  16. Ach ja, vom Pendeln könnte ich ja ein Lied singen. Im Frühjahr hab ich ein Praktikum in München absolviert und bin jeden Tag von Augsburg gependelt – ich war über eine Stunde pro Strecke (!) unterwegs. Eigentlich mag ich es, während einer Zug- oder Busfahrt nur aus dem Fenster zu schauen und Musik zu hören. Musik zählt für mich nicht wirklich als Beschäftigung, da ich quasi rund um die Uhr Musik höre. Aber während dieser drei Monate musste ich mich echt zwingen, während der Fahrten Texte für die Uni zu lesen. Nicht wirklich spaßig.

    Aber ich versteh auch nicht, warum alle immer etwas machen müssen. Allerdings ist Nichtstun auch ein großer Luxus. Naja, muss jeder selbst wissen 🙂

    1. Ohje, eine Stunde ist auch wirklich lang. Bei mir sinds im Zug "nur" etwa dreißig Minuten (nicht berücksichtigt, dass der Zug eigentlich immer zu spät ist…), und vom Bahnhof dann noch ca. 20 Minuten zu Fuß.

      Das Dilemma kann ich gut verstehen – vor allem, wenn man weiß, dass die Arbeit getan werden muss, wenn man abends überhaupt noch irgendwas anderes machen möchte…

  17. Als ich noch zur Uni gependelt bin, habe ich im Zug Texte gelesen, weil ich sonst mein Wochenpensum einfach nicht geschafft hätte. Literaturstudium, Nebenjob und Pendeln verträgt sich nicht so gut miteinander. Mittlerweile fahre ich täglich circa 30 Minuten zur Arbeit und zurück. Am Anfang habe ich mich dauernd beschäftigt. Mit Büchern, Twitter, Nachrichten schreiben, Emails, Zeitschriften, etc. In letzter Zeit ist es häufig vorgekommen, dass ich einfach nichts mache und nur die Landschaft betrachte und den Unterhaltungen im Bus zuhöre. Wenn allerdings die Schulkinder in den Bus zusteigen, setze ich meine Kopfhörer auf und lasse mich von Musik berieseln. Die sind mir einfach zu laut
    Außerhalb des Busses fällt mir das Nichtstun viel schwerer.

    Liebe Grüße
    Nina

    1. Das mit den Schulkindern ist mir auch schon aufgefallen – bei mir fahren öfter ganze Klassen auf Wandertag mit :/ Da muss ich mir dann auch die Stöpsel ins Ohr stecken.

      Und dass das Nichtstun zu Hause noch viel schwerer ist, ist mir auch schon aufgefallen.

  18. Ich fahr regelmäßig mit dem Zug zur Uni und eigentlich muss ich mich dabei auch immer beschäftigen. Entweder habe ich Musik in den Ohren und lese oder tippe blöd auf meinen Smartphone rum. Manchmal tue ich aber auch einfach nichts und starre wirklich aus dem Fenster. Was wirklich gut tut, ich kann aber auch ehrlich gesagt nich tim Zug abschalten, da rattert mein Gehirn einfach zu viel.

    Liebe Grüße,
    Guy
    fragmentleben

  19. Irgendwie hab ich eben schon einen Kommentar geschrieben, aber ich glaub da hat was nicht geklappt … 😉

    Du hast den Nagel echt auf den Kopf getroffen mit deinen Gedanken. Irgendwie steht man doch die ganze Zeit unter diesem gewissen Druck, etwas "tun" zu müssen. Und wenn man dann doch mal gezwungen wird, nichts zu tun – wie z.B. im Zug – sucht man sich unter Zwang irgendeine Beschäftigung, und wenn man nur durch Instagram scrollt. Kannst du dich noch an meinen Gastpost von vor einiger Zeit erinnern, der über Facebook? 😉 Mein erster Gedanke, als ich das hier gelesen hab, war "Irgendwie passt das doch dazu". Wir sollten in der Bahn viel öfter mal unser Gegenüber anlächeln, statt unser Handydisplay – vielleicht kommt da nämlich sogar mal was zurück. 😉 Danke, dass du mich wieder daran erinnert hast, das nächste Mal denk ich bestimmt wieder dran 🙂

    Liebe Grüße,
    Julia

    http://www.goldlicht.blogspot.de

    1. Danke für die lieben Worte 🙂 Na klar kann ich mich an den Beitrag erinnern, der passt wirklich dazu. Es stimmt, wir sollten uns vielleicht wieder ein bisschen mehr darauf einlassen, in der Realität und im Jetzt zu leben – anstatt uns immer irgendwie beschäftigen zu müssen. Das mit dem Anlächeln ist ein schöner Gedanke – ich hab übrigens durch mein Pendeln nun schon öfter alte Bekannte im Zug wiedergetroffen, das fand ich auch immer sehr schön.

  20. Ich fahre nicht häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mein Schulweg ist mit dem Rad gut schaffbar und wenn ich im Winter Bus fahre, dann höchstens für zehn Minuten. Aber ich kenne das von meinen Zugfahrten und ich habe deine Erkenntnisse während meines Sommerprojekts ebenfalls feststellen können. Es gibt da dieses Vorurteil, dass Deutsche sehr effizient sind. Wie es aussieht sind Vorurteile manchmal eben doch wahr. Vielleicht ist das gar kein europäisches Problem sondern ein deutsches. Vielleicht wollen wir die Zeit unbedingt effizient nutzen, weil wir es so gewohnt sind. Umso mehr Zeit man irgendwo spart, desto mehr hat man dann zuhause. Also rein theoretisch. In der Realität sieht das dann ja meistens ganz anders aus.
    Anneke ♥

    1. Ja, das stimmt wohl… wir bilden uns auch irgendwie ein, das "Nutzen" der Zeit im Zug wäre effizient, weil wir uns somit Freizeit sparen – aber irgendwie bringt es uns dann doch dahin, dass wir auch die Freizeit arbeitstechnisch nutzen. Je mehr wir machen, desto mehr spüren wir den Drang, noch mehr zu tun… paradox, aber irgendwie ist das so 😀
      Sei froh, dass du nicht lang unterwegs bist – geht mir ja normalerweise auch so, ich bin maximal 10-15 Minuten zu Fuß unterwegs. Die Vorteile, in einer kleinen Stadt zu leben 🙂

  21. Ich pendle auch täglich eine Stunde hin und eine Stunde zurück. Immer ist ein Buch dabei, manchmal nehme ich es jedoch nicht hervor. Bei mir gibt es noch ab und zu die Situation, dass ich einfach Nichts mache ausser zum Fenster rausschauen oder die anderen Fahrgäste zu beobachten. Aber du hast schon recht, wir "müssen" immer irgend etwas machen. Schade eigentlich…
    Liebe Grüsse Alizeti

    1. Aus dem Fenster schauen klingt doch sehr schön 🙂 Ich denke, es ist einfach gut, sich mal bewusst zu machen, dass auch Nichtstun mal gesund und schön ist – und nichts Schlechtes.

  22. Also ich genieße es, im Zug einfach aus dem Fenster zu schauen, oder auf einer Parkbank sitzend nichts zu tun und träume mit offenen Augen, wenn ich Mitfahrer im Auto bin. Ich nehme auch mein Handy nicht überall hin mit und fühle mich wohl dabei.
    Lasst einfach mal die Seele baumeln.
    Viele Grüße
    Katrin

Schreibe einen Kommentar zu gegenwindundglitzerkram Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.