International sein in Deutschland

Momentan hat mich das Fernweh ganz stark gepackt. Dabei bin ich doch gerade erst aus Amsterdam und Rotterdam zurück! Doch ich habe mir, seit meiner Rückkehr aus Peru, so meine Möglichkeiten gesucht, das Verlangen nach Neuem, nach Unbekanntem, nach allem, was ganz weit weg ist, zu stillen. Ich kenne Menschen aus ganz verschiedenen Ländern und Kulturen, und freue mich immer, wenn ich Zeit habe, darauf, internationale Veranstaltungen zu besuchen. Doch ich weiß auch, dass es manchmal nicht ganz einfach ist, in diese internationale „Szene“ hineinzurutschen. Deswegen dachte ich mir, ich fasse mal ein paar Tipps bzw. Einrichtungen zusammen, an die man sich wenden kann, wenn man mal Lust hat, das Fernweh von daheim zu bekämpfen. Vielleicht hilft es ja der/dem einen oder anderen!

Café International

Das Café International ist nicht nur ein Kartenspiel, sondern auch ein Projekt ganz verschiedener Unis in ganz Deutschland, um interkulturellen Dialog zu fördern, ausländische mit deutschen Studierenden in Kontakt zu bringen und allen, die sich dafür interessieren, zu ermöglichen, fremde Länder und fremdes Essen kennen zu lernen. Das Konzept ist relativ einfach: Ausländische Studierende stellen ihr Land in einer kurzen Präsentation vor und bereiten außerdem im Vorfeld ein bisschen „typisches“ Essen aus dem Land vor, aus dem sie kommen. Das darf später von allen Gästen probiert werden. Interkulturalität geht ja immer am besten durch den Magen, und beim Anstehen am Buffet oder dem gemeinsamen Essen kommt man auch richtig gut mit Menschen aller Herkunftsländer ins Gespräch. Ich gehe immer gerne mittwochs zum Café International in Jena und durfte so schon Länder wie Syrien, Moldau oder Ungarn besser kennen lernen. Und die Veranstaltung zu Peru hat natürlich mein Herz höher schlagen lassen. Damals hat es mich auch ganz besonders gefreut, dort endlich mal meinen Freunden, die das Land nur aus meinen Erzählungen kennen, peruanisches Essen präsentieren zu können – auch, wenn ich es nicht gekocht hatte 😉 Also ein absoluter Tipp – googelt am besten mal nach, ob es solche Veranstaltungen auch in eurer Stadt gibt!

Sprachtandems

Wer eine fremde Sprache lernt, hat meistens recht wenig Sprachpraxis. Wenn der Dozent noch dazu Deutscher ist, erfährt man außerdem fast gar nichts mehr aus erster Hand über die Kultur, in welche man durch das Erlernen der Sprache eintaucht. Eine perfekte Lösung dafür ist ein Sprachtandem: Zwei Menschen, der eine jeweils Muttersprachler (oder sehr guter Sprecher) der Sprache, die der andere lernt, finden sich zusammen und treffen sich ab und an, um sich gegenseitig beim Lernen zu helfen. Das kann natürlich ganz unterschiedlich ausfallen. Für jemanden, der wie ich recht lange in einem Land gelebt hat und die Sprache weiterhin üben möchte, ist es natürlich ideal, sich einfach zu unterhalten, andere möchten Hilfe bei Hausaufgaben für Sprachkurse oder Korrekturen für Aufsätze. Das beste an so einem Tandem ist allerdings ganz generell, einfach immer jemanden zu haben, den man fragen kann, ob jetzt das oder das besser ist, wie man dies ausspricht oder wie man jenes am schönsten auf seiner Sprache sagt. Ich muss allerdings zugeben, dass ich bei meinem Spanisch- und meinem Portugiesisch-Tandem manchmal an meine Grenzen stoße, was die deutsche Sprache angeht. Klar, ich kann sagen, was richtig ist, aber warum?! Schließlich habe ich nie deutsche Grammatikregeln gepaukt. (Bei meinem Spanisch-Tandem heißt es nun schon immer scherzhaft: „Fragst du mich nicht, ist deutsch, ist so!“ ;)) Tandempartner finden könnt ihr übrigens oft über entsprechende Facebook-Gruppen – wenn es keine gibt, einfach mal in der Uni-Gruppe eurer Stadt oder einer „Suche, finde, …“-Gruppe nachfragen. Ansonsten gibts noch diese Website, wo ihr ein Gesuch aufsetzen oder auf eins antworten könnt.

European Student Network

Eine coole Anlaufstelle für internationale Veranstaltungen ist das ESN, das European Student Network. Da sind Studenten dabei, die irgendwann mal Erasmus gemacht haben, und jetzt Veranstaltungen für internationale Studenten an ihrer eigenen Uni organisieren. Das können dann gemeinsame Wanderungen sein, Picknicknachmittage oder Partys. Ich muss zwar ehrlich zugeben, dass es mir manchmal auch zu anstrengend ist, mit einer Horde Menschen, die aus komplett verschiedenen Ländern stammen und verschiedene Sprachen sprechen, Dinge zu veranstalten, aber um Leute kennen zu lernen, ist das eine tolle Möglichkeit. Zu allen Veranstaltungen können selbstverständlich auch Menschen kommen, die nicht studieren. Hier könnt ihr mal nachschauen, ob es in eurer Stadt auch so etwas gibt.

Tutorenprogramme

Hier ein Punkt, der sich leider nur an Studierende richtet: Die meisten Unis bieten für internationale Studierende ein Tutorenprogramm an. Wer nach Deutschland kommt, wird also von jemandem betreut, der sich mit der Uni und der Stadt ein bisschen auskennt. Dabei geht es vor allem darum, die Studierenden am Anfang bei Behördengängen zu begleiten, alles mit Krankenversicherung, Visum, Immatrikulation und so weiter abzuklären, die Stadt zu zeigen und ein bisschen zu integrieren. Und natürlich später noch bei allen Problemen erreichbar zu sein. Den Job muss natürlich jemand ehrenamtlich übernehmen. Ich selbst arbeite in Jena nun seit anderthalb Jahren als Tutorin und es hat mir immer viel Spaß gemacht, auch, wenn die ganzen Behördengänge wirklich zermürbend sind. Es ist allerdings auch recht interessant, mal mitzubekommen, was Nicht-EU-Bürger so durchmachen, die in Deutschland studieren wollen… Und, naja, über solche Tutorenprogramme kommt man natürlich nicht nur mit vielen internationalen Studierenden (schließlich lernt man auch die Freunde der eigenen tutorees kennen) in Kontakt, sondern bekommt auch viel von allen möglichen Veranstaltungen mit. Eine super Sache, um da mal „reinzukommen“. Allerdings solltet ihr euch darauf einstellen, euch das Herkunftsland eurer tutorees nicht aussuchen zu dürfen, und euch klarmachen, dass mit so einer Sache auch eine gewisse Portion Verantwortung einhergeht.

Vereine, Einrichtungen, Festivals

Eine richtig tolle Sache für alle, die vielleicht auch irgendwie Lust haben, sich ehrenamtlich zu betätigen: In Asylbewerberheimen leben sehr viele Menschen, die sich zum Teil sehr langweilen, weil sie nicht arbeiten dürfen, und sich außerdem riesig darüber freuen, wenn ihnen jemand mit ihrem Deutsch hilft. Dafür müsst ihr keine ausgebildeten Lehrer sein, denn ein bisschen unterhalten, Aussprache verbessern oder bei den Hausaufgaben über die Schultern gucken schafft eigentlich jeder. Genauso gibt es oft Vereine, in denen Kinder, die nicht so gut Deutsch sprechen, Hilfe bei Hausaufgaben oder anderem bekommen.
Vereine für ausländische Mitbürger oder Menschen mit Migrationshintergrund gibt es außerdem zuhauf. Und da kann man sich selbstverständlich auch als Deutsche oder Deutscher melden, wenn man Lust darauf hat, die jeweilige Kultur ein bisschen besser kennen zu lernen. Oft gibt es auch Stammtische, gemeinsame Feste oder sonstige Veranstaltungen. Eine riesige Liste mit verschiedensten Vereinen mit internationaler und entwicklungspolitischer Ausrichtung findet ihr zum Beispiel hier. In Jena gehe ich inzwischen ab und an zu Veranstaltungen des Vereins IberoAmerica, zum Beispiel zum spanischsprachigen Stammtisch. Klar, manchmal ist es nicht hundertprozentig einfach, solche Vereine überhaupt zu finden, aber eine Google-Suche kann ja schon mal nicht schaden! Cool sind natürlich auch beispielsweise internationale oder binationale Sportvereine, Tanzgruppen oder ähnliches. Und am allercoolsten fand ich den Karneval der Kulturen in Berlin letztes Wochenende – auf dem entstand auch das Foto oben. Allgemein gilt bei solchen Sachen: Die Menschen beißen nicht, und die meisten freuen sich bei Nachfragen, wie man sich in irgendeinem Verein einbringen kann oder ob es Veranstaltungen gibt.

Habt ihr mit einigen der genannten Dinge schon mal Erfahrungen gemacht? Wie stillt ihr euer Fernweh von zu Hause aus?

2 Gedanken zu “International sein in Deutschland”

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