Projekt Fernweh: Edinburgh

Juhu, ein Fernweh-Beitrag! Ich freue mich immer unheimlich über alle, die hier einen Beitrag veröffentlichen möchten 🙂 Also, falls ihr letztens einen coolen Urlaub erlebt habt oder immer schon mal was über euer Auslandsjahr schreiben wolltet, loooos! Heute geht es übrigens nach Schottland, genauer gesagt nach Edinburgh, und Dora räumt auf lustige Art und Weise mit ein paar Vorurteilen auf 🙂 Viel Spaß beim Lesen!

Schwupps! Und schon bin ich wieder da! Nichts für die deutsche Schule gemacht, nie gelangweilt und nun erscheint die zurückgelassene Zeit wie ein Traum. Wie konnte das passieren? Acht Monate in Schottlands Hauptstadt Edinburgh und dann wurde die Zeit einfach zurückgespult und ich bin wieder back in my past. Nur ein deutliches Sprachdefizit bleibt und meine Identität als ewiger Tourist. Ich musste mir gleich einen Reiseführer von der Stadt, in der ich lebe, kaufen, damit ich mein Verlangen, alles zu entdecken und zu sehen, ein wenig sättigen konnte. Was soll ich denn jetzt machen? Meine grenzenlose Freiheit wurde wieder von meiner Familie und der Schule eingezäunt und ich muss nun wieder meinen gesellschaftlichen und schulischen Pflichten nachgehen und auch die Entdeckungstouren mit den anderen Austauschschülern fehlen mir. Doch einmal Austauschschüler, immer Austauschschüler, denn ich plane schon wieder, nach dem Abi auszureißen.

Und wie soll ich ganze acht Monate beschreiben? Meistens antworte ich nur mit „gut“ und „keine Ahnung“ oder weise auf meinen kleinen Film auf Vimeo hin, aber für euch versuche ich, mir mehr Mühe zu geben. Meistens brennen alle Leute darauf, dass ich ihnen lustige Geschichten erzähle, weil die Schotten ja Schotten sind und Schotten lustig sind, weil die Baumstämme werfen und undeutlich Englisch sprechen (ungefähr so haben wir Physik gelernt), aber das finde ich nicht so toll, weil sich dann alle über meine Freunde lustig machen, nur weil sie andere Sitten und Bräuche haben und ich außerdem einen falschen Eindruck von Schottland, einem gloriosen Land (Macht nicht den Fehler, es zu England anzurechnen!! Auch, wenn sie noch nicht unabhängig sind!), erwecke (es ist übrigens auch das reichste Land der Welt, wenn man der pro independece Kampagne yesscotland glauben möchte). Außerdem sind Jungs in Schottenröcken HEISS (!) und Ceilidh, ein schottischer Volkstanz ist auch einfach nur MEGA cool (I am secretly obsessed with it).

Am 10. August bin ich in Edinburgh gelandet und das internationale Straßenperfomance Festival „The Fringe“ war damals schon im vollen Gange. Das „Military Tattoo“, eine Dudelsackparade und die Highland Games (dort, wo die seltsamen Menschen Baumstämme werfen), habe ich leider gerade verpasst, aber der „Fringe“ war trotzdem sehr sehenswert und aufregend. Die Straßen waren voller Menschen und überall wurden einem Flyer von verschiedenen Aufführungen und Konzerten in die Hand gedrückt. Auch, wenn man schnell in der Menge zwischen Touristen, Einheimischen, Zauberkünstler, Feuerschlucker und Akrobaten seine Freunde und die Übersicht verlieren konnte, war es eine großartige Gelegenheit, die Stadt kennen zu lernen. Viele Vorstellungen waren umsonst und so konnte man viele kleine Cafés und andere Veranstaltungsorte kennenlernen. Auch noch im September und Oktober, nach dem Fringe, habe ich fleißig Flyer und Handzettel aufgesammelt und bin zu weiteren, kleineren Festivals gegangen, zum Beispiel zum Afrikanischen Filmfestival, wo es südafrikanische Chips bei sehr inspirierenden Filmen gab. Auch wenn Edinburgh eine im Verhältnis ziemlich kleine Stadt und nicht wirklich mit den meisten deutschen Metropolen zu vergleichen ist, kann man tolle Dinge entdecken, wenn man aufmerksam ist und ein bisschen Glück hat. Ende Oktober gab es natürlich Halloween und, da die Schotten kein Karneval oder Fasching haben, war es für sie eine der wenigen Gelegenheiten, sich zu verkleiden und das haben sie sehr ernst genommen. Natürlich wird auch in Schottland Halloween nicht so groß gefeiert wie in den USA und ist deswegen eher mit dem deutschen Halloween vergleichbar, aber es hat mir trotzdem sehr gefallen. Fantasybücher und -filme sind sehr beliebt bei den schottischen Jugendlichen und dementsprechend haben sich viele als Buchcharaktere verkleidet.

Die Lieblingsbeschäftigung der meisten Schotten meines Alters war auch, ins Kino zu gehen. Viele sind sogar in jeden neuen Film gegangen und auch ich habe wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so viele Filme im Kino gesehen. Ein weiteres Lieblingsding von den Schotten sind wahrscheinlich auch Feuerwerke. Zu jedem möglichen Anlass gab es Feuerwerke und ich habe auch noch nie so viele Feuerwerke in einem Jahr gesehen. Während man an Silvester, dass in Schottland „Hogmanay“ genannt wird, traditionell eher zu Feuerwerkshows geht, anstatt seine eigenen zu zünden, oder, wenn man am Strand wohnt (so wie ich!), kleine Lagerfeuer macht, kann man an Guy Fawkes‘ Night wegen der ganzen Böller kaum die Straße heruntergehen. Diese Nacht wird am 5. November gefeiert, weil ein Typ versucht hat das britische Parlament hochzujagen, aber dabei gescheitert ist. Sie wird auch Bonfire Night genannt und Nachbarschaften entfachen gemeinsam zusätzlich riesige Lagerfeuer, die wahrscheinlich gesundheitlich sehr bedenklich sind, weil jeder einfach seinen Müll draufschmeißt.

Diesen Nationalfeiertag darf man keineswegs mit der Burn’s Night am 25. Januar verwechseln, bei der der Schottische Poet Robert Burns gefeiert wird und traditionell „Haggis mit Neeps und Tattis“ (kein Kommentar über die Zusammensetzung von Haggis, schmeckt aber gut, mit Steckrüben und Kartoffeln) gegessen wird. Weihnachten in Schottland war natürlich auch sehr seltsam, da es am 25. gefeiert wurde und man morgens die Geschenke bekam. Am Kamin hingen dann kleine Geschenke in Socken und unterm Weihnachtsbaum gab es noch ein paar größere. In Schottland gibt es außerdem kein Nikolaus oder die Heiligen Drei Könige.
Im April bin ich wieder nach Hause gefahren und habe somit den schottischen Sommer verpasst und nur den Herbst, Winter und Frühling erlebt. Der Herbst war besonders lang und schön und insgesamt hat es nicht mehr geregnet als in Deutschland oder war sehr viel kälter (nur im Sommer wird es höchstens 25 Grad, hihi).
Die Architektur von Edinburgh, der blaue, schottische Himmel mit den tiefen Wolken, die Landschaft der Highlands und vieles mehr sind wirklich sehenswert. Das Essen ist ein wenig gewöhnungsbedürftig (ein frittierter Marsriegel, seltsame Chipssorten und sehr viel Fish and Chips…), aber durch die großartige Schokoriegelauswahl in Supermärkten wieder entschuldbar. Wenn man es geschafft hat, mit passenden Kleingeld im Bus zu bezahlen, kann man auch vom oberen Deck die Aussicht genießen. Da Edinburgh sehr hügelig ist, kann man auch von anderen Plätzen gut die Aussicht genießen, zum Beispiel von Arthur’s Seat, der Burg, vom Dach des National Museums, Calton Hill und viele mehr. Auch wenn meine Erfahrungen als Austauschschüler nicht immer positiv waren, möchte ich es auf keinen Fall mehr aus meiner Erinnerung löschen und Edinburgh für mich ein zweites zu Hause geworden.

Urgh, jetzt wird es zu „cheesy“, außerdem könnte ich euch jetzt noch stundenlang erzählen ohne alles zu vermitteln. Fliegt einfach selbst hin und schaut es euch an! Jeder erlebt Dinge anders und hat unterschiedliche Eindrücke, aber aus Edinburgh wird jeder mit positiven zurückkehren!

2 Gedanken zu “Projekt Fernweh: Edinburgh”

  1. Du hast mir echt Lust auf Schottland gemacht! Eine Freundin von mir hat ein Jahr Erasmus dort gemacht und ich ärger mich immer noch, dass ich es nicht geschafft habe, sie dort zu besuchen 😉 Aber irgendwann!

  2. Was für ein wundervoller Beitrag *_* Ich war jetzt schon 2x in Schottland im Urlaub, einmal in den Borders und einmal in den Highlands – ich bin immer wieder fasziniert und geflasht wie wundervoll die Landschaften dort sind. Als ich das erste Mal die Highlands sag, zwischen Bergen stand und hinter mit ein kleiner Bach floss, hatte sich so krasse Gänsehaut und wirklich ein paar Tränchen in den Augen – Schottland ist einfach das schönste Land das ich je gesehen habe *_*

    Liebst,
    Aileen <3

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