Amsterdam – Tag 3 & 4

An unserem dritten Tag stand wohl als erstes einer der touristischsten Plätze Amsterdams auf unserer To-Do-Liste: der Museumsplein. Ein großer Platz mit einer riesigen Wiese, um den herum sich die bekanntesten Museen der Stadt gruppieren: das Rijksmuseum, das Van Gogh-Museum, das Stedelijk-Museum und das Concertgebouw. Ich muss gleich vorweg sagen: Wir haben keines davon von innen gesehen. Jedes einzelne dieser Museen, vor allem das Rijksmuseum, hatte eine so lange Menschenschlange vor der Tür stehen, dass es uns allein beim Anblick die Lust darauf verschlug. Anstatt uns einzureihen, kauften wir uns lieber eine sündhaft teure, aber ebenso gute Waffel mit heißen Kirschen, gingen ein bisschen spazieren und freuten uns darüber, an den unglaublich vielen anstehenden Menschen einfach so vorbeilaufen zu können. Da das Concertgebouw auf Tripadvisor den Platz Nummer eins der Amsterdamer Sehenswürdigkeiten belegte (und zudem mit dem Prädikat „Amsterdam zum kleinen Preis“ versehen war), hatten wir uns noch überlegt, hineinzusehen. Eine Möglichkeit, das Gebäude außerhalb des Foyers zu besichtigen, gab es jedoch nicht – beziehungsweise nur, wenn man abends ein Konzert besuchte. So beschlossen wir, es mit dem kulturellen Teil erst mal sein zu lassen und etwas zu Mittag zu essen.

Ich hatte ja bereits darüber geschrieben, dass wir auch niederländisches Essen ausprobieren wollten, und so landeten wir im Van Dobben, wo es angeblich die besten brootjes, also belegte Brötchen, in Amsterdam gibt. Eine lange Theke, wenig Sitzplätze, alles voller Menschen, die auf Niederländisch durcheinander reden und Bestellungen in Richtung der Bedienungen brüllen – so ungefähr darf man sich das Ganze vorstellen. Nach ein paar Minuten Warten, in denen ich mich schon fragte, ob wir es jemals schaffen würden, zwischen den ganzen durcheinander rufenden Menschen irgendetwas zu bestellen, wurden wir sehr freundlich auf Englisch bedient. Wahrscheinlich sahen wir ganz schön hilflos aus 😉 Die Brötchen waren wirklich auch mal etwas anderes – es gibt dort ganz viele verschiedene Beläge, die man sich aussuchen kann, und von denen mir einige komplett neu waren. Ein angebliches „Muss“ in Amsterdam sind zum Beispiel die krokets, Kroketten aus Rindfleisch, die es im Van Dobben warm einmal halbiert aufs Brot geklatscht gibt. Mit ein bisschen Senf drauf hat das wirklich fantastisch geschmeckt! Viele andere Brotbeläge hatten irgendwas mit Fisch zu tun, Fischtartar zum Beispiel, Garnelen oder Krabbensalat. Insgesamt muss ich sagen, dass das echt ein kleines Erlebnis war und ich einen Besuch dort unbedingt weiterempfehlen möchte!

Am Nachmittag gab es eine kleine Premiere für mich. Ich weiß nicht, ob ich hier auf dem Blog schon mal darüber geschrieben habe, aber ich habe, wenn ich auf Reisen bin, eine kleine Phobie, was andere Reisende angeht, seitdem ich in Peru recht negative Erfahrungen mit Backpackern & Co. gemacht habe. Ich versuche deshalb, Hostels zu vermeiden, und couchsurfe lieber, ich halte mich fern von Reisegruppen und in Backpacker-Clubs oder -Kneipen würden mich keine zehn Pferde bringen. Doch eigentlich möchte ich mich davon mal ein bisschen entfernen und vor allem meine Hochnäsigkeit abbauen. Und so haben wir in Amsterdam eine Free Walking Tour mitgemacht. Das Konzept hierbei ist simpel: Die Tourguides sind nicht professionell, sondern einfach nur Einheimische, die ihre Stadt lieben und sich ein bisschen was darüber angelesen haben, und verlangen deshalb auch kein Geld. Stattdessen gibt man hinterher so viel Trinkgeld, wie man denkt, dass die Tour wert war.
Meine erste solche Tour hat mir richtig gut gefallen. Es waren fast nur junge Leute dabei, hauptsächlich aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern. Da die Tour einen generellen Überblick über die Innenstadt geben sollte und wir ja doch schon seit zwei Tagen in der Stadt waren, hatte ich mir vorher ein bisschen Sorgen gemacht, dass ich vielleicht schon alle Orte kenne, die man uns zeigen würde, aber das war absolut unbegründet! Ohne diese Tour hätte ich vieles nicht gesehen und nicht erfahren, und ich wäre wahrscheinlich nie von alleine ins Rotlichtviertel gegangen, was auch mal eine Erfahrung war! Viele Dinge wären mir auch bestimmt einfach entgangen, wie ein ganz normaler Kindergarten mitten im Rotlichtviertel oder eines der schmalsten Häuser Amsterdams (siehe oben!). Da wir eine recht kleine Gruppe waren, sind wir den anderen Menschen auch nicht allzu sehr im Weg herum gestanden, und da ich nicht alleine dort war, hatte ich ja auch nicht den Zwang, mich mit anderen Touristen zu unterhalten. So war das quasi eine recht angenehme erste Eingewöhnung in die Welt der Backpacker und Touris 😉

Nachdem wir uns in einem lustigen Café aufgewärmt hatten, in dem man sich unter anderem in einer Schoko-Tafel verewigen oder Kakaopulver schnupfen konnte, liefen wir noch ein bisschen durch die Straßen. Dabei entdeckten wir auch einen Büchermarkt, auf dem die meisten Stände jedoch leider schon am Zusammenpacken waren. Und wir sahen tatsächlich noch, wie die Haken, die sich an den meisten Giebeln der Häuser in Amsterdam befinden, benutzt wurden, um ein paar Holzplatten ins oberste Stockwerk zu befördern. Also viel erlebt – das war wieder so ein Tag, an dem wir abends einfach nur ins Bett gefallen sind.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber so schön Städtereisen sind, an irgendeinem Punkt hab ich doch meistens das Gefühl, alles gesehen zu haben. Und klar, es hat auch was, sich dann an den selben Orten wieder aufzuhalten, schließlich weiß man ja dann bereits, wo es schön ist und wo nicht, aber andererseits schlägt dann ja doch der Entdeckerdrang zu. So ging es uns an unserem letzten Tag in Amsterdam, und deshalb entschieden wir uns dafür, ein bisschen ins Grüne zu fahren. Eine perfekte Route, wenn man nicht allzu weit aus der Stadt heraus möchte (also: wenn man schon einige Tage lang per Fahrrad durch Amsterdam gefahren ist und einem sowieso schon der Hintern weh tut), aber trotzdem Lust auf schöne Natur hat, ist eine Fahrt an der Amstel, dem größten Fluss in Amsterdam, entlang bis zum Amstelpark. Das ist ein riesiger Park ganz im Süden der Stadt, der mit einem See, einem Minigolfplatz, einem kleinen Zoo, Kunstgalerien und sogar einer Windmühle aufwartet. Gegenüber des Parks liegt der Fluss, an dem man wunderschön sitzen kann. Eigentlich war unser Plan noch etwas ehrgeiziger gewesen, wir wollten nach Ouderkerk aan de Amstel, einem Dorf noch ein bisschen weiter südlich. Doch da wir noch unseren Couchsurfing Host und die beiden französischen Mädchen, die auch bei ihm übernachteten, dabei hatten, machten wir einfach am Ufer des Flusses ein Barbecue und sahen uns danach den Park an. Besonders schön fand ich übrigens einen kleinen Steg, der durch den See führte, und auf dem man brütende Vögel aus nächster Nähe beobachten konnte.

Hier geht es übrigens zum ersten Amsterdam-Post: Tag 1 & 2

8 Gedanken zu “Amsterdam – Tag 3 & 4”

  1. Ein richtig toller Reisebericht! Ich war letztes Jahr im Oktober mit meiner Klasse auch in Amsterdam, da ich sehr nah an der Niederlädnischen Grenze wohne, und muss zugeben das es mir wirklich nicht gut gefallen hat. Gut, das war natürlich auch den Umständen entsprechend, aber mich hat diese Stadt irgendwie nicht so gepackt. Ganz im Gegensatz zu jetzt, wo deine Bilder und der Text mich wirklich neugierig gemacht haben.
    Die Geschichte im Rastaurant klingt typisch Niederländisch, das mit dem Kakao ist irgendwie… kras? 😀 und die Büchermärkte schauen super interessant aus 🙂

    Also, vielleicht werde ichg mir nochmal eine Freundin schnappen müssen und Amsterdam in Ruhe erkunden müssen 🙂

    1. Oh, wirklich? Eigentlich schade! Eine Freundin von mir hat mir letztens auch erzählt, dass sie mal für einen Tag in Amsterdam war und es ihr gar nicht gefallen hat. Für mich war die Stadt irgendwie genau mein Fall, und ich muss ehrlich sagen, ich könnte mir sogar vorstellen, mal dort zu leben 🙂 Irgendwie wirkt die Stadt gar nicht so groß, alles liegt nah beieinander und alles ist schön grün, und trotzdem hat man wirklich alle Bequemlichkeiten einer Großstadt und spannende, alternative Ecken! Vielleicht muss man nur einfach ein bisschen aus dem Tourirummel raus, was in so kurzer Zeit oder mit der ganzen Klasse an der Backe natürlich nicht geht – wir haben uns da gar nicht so richtig reingetraut und sind wenn immer recht schnell wieder in ruhigere Straßen 😉

      Ich fand den Büchermarkt auch echt toll, so was bräuchte ich hier auch! Und vor allem die ganzen niederländischen Titel zu lesen, da könnte ich mich teilweise wegschmeißen vor lachen 😀

  2. Mit Free Walking Tours habe ich auch echt gute Erfahrungen gemacht. Normalerweise graut es mir auch immer vor sowas – besonders auf großen Plätzen, wenn man nur umgeben ist von irgendwelchen Guides, die einen überreden wollen, ihre Tour mitzumachen. Aber dieses Jahr in Polen haben wir auch zwei Free Walking Tours mitgemacht, jeweils von einem Geschichtsstudenten geleitet. Sehr informativ und sehr sympathisch noch dazu!

  3. Liebe Ariane.
    Ich finde es immer wieder bewundernswert, dass du es irgendwie schaffst, mit deinen Bildern die ganze Atmosphäre einer Stadt einzufangen (zumindest so wie ich mir Amsterdam vorstelle). Zwei Freundinnen von mir haben dort Erasmus gemacht, aber ich habe es leider noch nicht geschafft, hinzufahren. Umso bedauerlicher bei deinen Berichten. Aber definitiv ein Ansporn, mal einen Abstecher dorthin zu unternehmen.

    Liebst, Melanie

  4. Hihi, in dem halben jahr in Guatemala hab ich auch so eine schreckliche Backpacker-Hostel-Phobie entwickelt, ich weiß auch nicht, vielleicht ist das immer so nach längeren auslandsaufenhalten, dass man sich als etwas besseres fühlt und nur noch kontakt mit einheimischen will – weil touristen, mit denen will man ja nichts zutun haben, man ist ja selbst keiner mehr. schlimm eigentlich, gerade wenn man dann wieder selbst ganz touri in einer fremden gegend unterwegs ist 😉 nach amsterdam möchte ich auch noch unbedingt mal, deine posts bisher haben das nur unterstützt!
    liebe grüße, marike

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