Amsterdam – Tag 1 & 2

Amsterdam ist eine dieser Städte, bei der ich bereits bei der Ankunft merke: Hier möchte ich eigentlich gar nicht mehr weg. Da unser Couchsurfing Host erst abends zu Hause ist, beschließen wir, mit unserem Gepäck einen kleinen Spaziergang zu machen, und stoßen auf Grachten, auf denen schön gestaltete Hausboote schwimmen, Straßen mit kleinen, alternativen Läden und Restaurants, und unglaubliche Massen an Fahrrädern. Ich liebe dieses etwas abgewetzte Flair der Hausboote, von denen manchmal der Putz abblättert und auf denen sich dicke Taue neben hübschen Blumenkübeln und schön gestalteten Sitzecken finden, und kann mich kaum sattsehen. Vor allem finde ich es unheimlich niedlich, wie jedes Boot nicht nur einen eigenen Briefkasten besitzt, sondern sich auch auf der Straße einen kleinen Vorgarten gestaltet hat, mit Blumen, einer Bank zum Sitzen und allem drum und dran.

Ihr merkt vielleicht so ein bisschen: Ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Erzählen anfangen soll. Ich werde ja immer ein bisschen kribbelig, wenn ich mal wieder Großstadtluft schnuppern darf, und obwohl Amsterdam nicht mal eine Million Einwohner besitzt, hat es doch die Vielfalt und das Flair einer richtigen Metropole. Und irgendwie finde ich, egal, wo mein Auge hinfällt, irgendetwas Spannendes, Tolles, Schönes. Ich muss mich wirklich zwingen, nicht jedes Detail mit der Kamera festzuhalten. Plötzlich erstaunt auf Amsterdams Straßen stehen zu bleiben, kann bestimmt auch ganz schön gefährlich werden – wir definieren die größten Gefahren der Stadt als „von einem Fahrrad überfahren werden“ und „passiv bekifft in eine Gracht fallen“.

Obwohl mir der erste kleine Ausflug wirklich Lust auf mehr gemacht hat, bin ich letztendlich froh, als ich meinen Rucksack abstellen kann. Mit dem Host geht es später noch auf eine kleine Fahrradtour durch den Vondelpark und zum Abendessen gibt es Steak – ein würdiger Einstieg für ein schönes extralanges Wochenende. Der Marienkäfer auf dem Bild oben hatte es sich übrigens auf meinem Rucksack bequem gemacht und wollte später gar nicht mehr von der Hand des Lieblingsmanns verschwinden – ein gutes Omen 🙂

Am nächsten Morgen zeigt uns unser Host, wo es das günstigste Frühstück zu finden gibt (alle Tipps, was Sehenswürdigkeiten, Essen und so weiter angeht, wird es übrigens noch in einem seperaten Travelguide-Post geben!), und danach schwingen wir uns schon auf die Fahrräder. Zunächst zieht es uns zum Flohmarkt am Waterlooplein – der ist zwar nicht so, wie wir uns das unter dem Wort Flohmarkt vorgestellt haben, aber trotzdem ganz nett. Zwar sind die Stände alle professionell, zwischen Hippie-Klamotten und vielen bunten Fahrradklingeln finden sich aber auch Second Hand-Klamotten und viel Altes. Nachdem wir jedoch am Tag darauf zufälligerweise noch einmal dort waren, muss ich sagen, dass es wohl sinnvoller ist, nachmittags zu kommen – vormittags waren einige Stände noch nicht offen, und es war um einiges weniger los.

Danach steht die World Press Photo-Ausstellung auf dem Plan. Die reist zwar um die ganze Welt, ist jedoch als erstes immer in Amsterdam, da der Preis dort auch verliehen wird, und da wir auch gerade dort sind, einigen wir uns auf einen Besuch. Mit Sehenswürdigkeiten ist es in Amsterdam nicht so ganz leicht – vor dem Anne-Frank-Haus, dem Rijksmuseum, dem Van Gogh-Museum und anderen Attraktivitäten stehen Menschenschlangen, die uns wirklich schockiert haben. Ich glaube, Wartezeiten von zwei Stunden und mehr sind dabei keine Seltenheit. Wir haben darauf keine Lust, auch wenn mich das Anne-Frank-Haus wirklich interessiert hätte, und lassen die ganzen „Must Sees“ aus. Die World Press Photo-Ausstellung hingegen ist zwar gut besucht, aber nicht voll, und kostet auch „nur“ zehn Euro Eintritt. Die Bilder haben mich wirklich beeindruckt, und ich fand es auch klasse, dass auch einige Kurzfilme gezeigt wurden, zum Beispiel ein sehr eindrucksvoller Film über die Proteste in Instanbul letztes Jahr. Insgesamt eine richtig spannende Ausstellung, die übrigens nach und nach auch in andere Städte reist.

Der Lieblingsmann und ich sind ja beide gutem Essen nicht abgeneigt, und in einem Land mit viel Wasser musste natürlich Fisch gegessen werden. Also auf zur Empfehlung von Tripadvisor und ein Heringbrötchen mit Zwiebeln und Gurke probiert. Da die Fischbude quasi direkt neben dem schwimmenden Blumenmarkt steht, sind wir da noch ein bisschen herumgelaufen. Die vielen Touri-Läden gegenüber, die neben Souvenirs auch Käse und Waffeln anbieten, luden zum Probieren ein, und so ging das Schlemmen direkt noch ein bisschen weiter. Zu niederländischem Essen und ein paar Klischees gibts übrigens im nächsten Amsterdam-Post noch mehr zu lesen!

Am Nachmittag wurde es noch richtig schön warm, und wir beschlossen, erst noch ein wenig durch die Altstadt und später durchs Jordaanviertel zu schlendern. In Letzteres habe ich mich wirklich ein bisschen verliebt. Während die Altstadt, vor allem um den Dam Square herum, doch sehr von Touristen überlaufen ist, sind im Jordaan eher (oder zumindest: auch) Amsterdamer unterwegs. Das ganze Viertel ist einfach total schön gestaltet – die Menschen, die in Amsterdam wohnen, scheinen fast alle ziemlich viel Stil zu haben und sehr darauf bedacht zu sein, ihre Hauseingänge hübsch mit Blumen und mehr zu gestalten. Insgesamt macht es einfach Spaß, durchzuschlendern, das Viertel hat eine sehr entspannte, ein bisschen alternative Atmosphäre, und ist sehr grün. Lustig fand ich auch die Bandbreite an Geschäften, Restaurants & Co. Neben dem Museum für fluoreszierende Kunst (was man vermutlich nur nach vorhergehendem Coffee-Shop-Besuch interessant finden kann) oder einem Laden für Motivationstraining finden sich schicke Cafés und kleine Läden. Auf die schwarzen Sitze auf dem Bild oben haben wir uns dann später noch gesetzt, um was zu trinken und die Abendsonne zu genießen.

Sowohl in der Innenstadt als auch im Jordaan gibt es übrigens mehrere kleine Innenhöfe, auf niederländisch Hofjes, die man besichtigen kann. Der bekannteste ist wohl der Begijnhof in der Innenstadt, in dem sich fromme Frauen früher vor der Öffentlichkeit versteckten. Die Höfe, vor allem im Jordaanviertel, haben echt ein schönes Flair, und als ich dort so die Menschen in der Sonne sitzen sah, inmitten dieser schönen Stadt in einem grünen, ruhigen, sonnigen Fleckchen, wurde ich fast ein bisschen neidisch.

Zum Abendessen fahren wir mit dem Fahrrad in den Vondelpark, um zu grillen. Neben unserem Host sind auch zwei französische Mädchen dabei. Couchsurfing Hosts in Amsterdam zu finden, ist ganz schön schwer, und die Leute, die wirklich Surfer akzeptieren, haben sich das quasi zur Lebensaufgabe gemacht. So schlafen bei unserem Host auch gerne mal zwei, drei Gruppen an Gästen gleichzeitig, wie er erzählt. Na gut, so werden wir wenigstens die Bratwürste los, die wir als Gastgeschenk mitgebracht hatten 😉

Im nächsten Amsterdam-Post gehts dann weiter mit ein paar lustigen Geschichten, Holland-Klischees und einem Ausflug ins Grüne – freut euch drauf 🙂

11 Gedanken zu “Amsterdam – Tag 1 & 2”

  1. Super schöne Bilder und interessanter Bericht! Jetzt will ich auch nach Amsterdam! 😀 Besonders gut gefallen hat mir natürlich deine Erzählung über die Word-Press-Photo-Austellung 😉 Den Gezi Parkı-Film habe ich sofort angeschaut und es ist schon ein komisches Gefühl, das alles nochmal zu sehen jetzt, wo ich jede Straßenecke erkenne… Ein großes Dankeschön für's Teilen!
    Liebe Grüße,
    Malika

  2. Ich war ja letzten Sommer in Amsterdam und fand's auch wahnsinnig, wahnsinnig schön! 🙂 tolle Bilder hast du da gemacht. Ich mag Detailaufnahmen immer sehr gerne! Und auf die Foto-Ausstellung hast du mich wahnsinnig neugierig gemacht. Der Film ist auch echt beeindruckend.

    Liebe Grüße,
    Petra <3

  3. Wunderschöne Impressionen! Zwar wohne ich nur zwei Stunden von Amsterdam entfernt, jedoch war ich irgendwie noch nicht da – das muss sich schleunigst ändern 🙂 Gerade das Jordaan-Viertel sieht traumhaft schön aus und genau mein Stil!

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