Leseliste für Lateinamerika-Fans

Ich möchte mich bemühen, Lateinamerika hier auf dem Blog ein bisschen mehr Platz zu geben. Seit Ewigkeiten plane ich auch schon eine Art „Travel Guide“ für Peru – aber erstens wird dieser gefühlt so umfassend, dass ich bestimmt 20 verschiedene Posts schreiben muss, und zweitens frage ich mich, ob das alles überhaupt jemanden interessiert. Schließlich ist Lateinamerika nicht unbedingt ein Reiseziel, das mal eben schnell für ein Wochenende abgeklappert werden kann. Aber vielleicht interessiert es euch ja trotzdem, schon allein, weil ich dann bestimmt auch riesige Mengen Peru-Fotos zeigen würde. Also – lasst es mich wissen, wenn ihr einen „Travel Guide“ Peru lesen möchtet, dann kommt der bald online! Vielleicht auch gegen euren Willen, ich habe nämlich richtig Lust, mal wieder mehr über Peru zu schreiben 😉

Jetzt gibt es aber erst mal eine längere Leseliste für alle, die sich für Lateinamerika interessieren oder einfach gerne Reiseliteratur bzw. inspirierende, schöne, spannende Literatur aus anderen Ländern und Weltregionen lesen. Wie ihr auf dem Bild unten seht, wächst meine private Lateinamerika-Bibliothek immer weiter an, und ich ertappe mich oft dabei, irgendwie kaum noch Bücher zu kaufen, die nicht mit Lateinamerika zu tun haben… So habe ich inzwischen schon eine kleine Sammlung angelegt, und kann euch ein bisschen was empfehlen. Wobei ich zugeben muss, dass ich aus Zeitmangel bisher vieles noch nicht gelesen habe. Seht diesen Post also nicht als reine Empfehlung, sondern eher als Liste mit Vorschlägen für Leute, die sich für Lateinamerika interessieren und literaturmäßig über den bloßen Reiseführer hinausgehen möchten. Tipps von euch nehme ich übrigens sehr gerne entgegen!

Unterteilen werde ich die Bücher, die ich euch empfehlen möchte, in „Politik, Kultur und Geschichte“, „Romane“ und „Reiseführer“. Vielleicht findet ihr ja das eine oder andere Buch, das euch interessiert!

Politik, Kultur und Geschichte

Allen, die sich für die politische Situation Lateinamerikas interessieren, möchte ich Das Ende der Einsamkeit ans Herz legen – gibts auch billiger bei der bpb. Das Buch wirft ein wunderbar positives Licht auf Lateinamerika und stellt dar, wie sich in den letzten Jahrzehnten vieles zum Positiven entwickelt hat – und zeigt auf, was die restliche Welt noch von Lateinamerika lernen könnte. Eine gute, preisgünstige Übersicht über die Geschichte des Kontinents bietet das Buch Kleine Geschichte Lateinamerikas. Da kann man schnell mal etwas nachschlagen, ob für eigenes Interesse oder Schule/Studium.

Ein sehr wichtiges Buch, in das ich allerdings bisher aus Zeitmangel nur kurz hineinlesen konnte, ist Die offenen Adern Lateinamerikas von Eduardo Galeano. Er stellt eine recht krasse These auf: Die Armut Lateinamerikas basiert auf dem Reichtum des Bodens. Es gibt keinen Reichtum ohne Konsequenzen – und Galeano zeigt auf, wie sich die Geschichte Lateinamerikas anhand einer Spirale von Abhängigkeiten entwickelte. Spannend, immer noch aktuell und sehr wichtig.

Auch sehr spannend zu lesen sind Texte von Humboldts Lateinamerikareise. Die liegt zwar schon ein bisschen zurück, aber die Texte sind trotzdem wirklich interessant, und teilweise erstaunlich aktuell, vor allem, wenn Humboldt beispielsweise Umweltprobleme anspricht (bzw. vorhersieht) oder gegen Sklavenhandel schreibt. Ich find es generell immer total spannend, Reiseberichte zu lesen, und noch spannender, wenn diese aus einer Zeit stammen, in der noch nicht viele Menschen durch die Welt gereist sind und Lateinamerika auf der Weltkarte noch weiße Flecken besaß. Ein Buch mit Texten verschiedener Lateinamerikareisender des 18. und 19. Jahrhunderts habe ich auch mal auf dem Flohmarkt gefunden – Augen offen halten lohnt sich also definitiv, falls ihr euch für Lateinamerika interessiert 🙂

Romane

Ich muss zugeben, dass ich mich mit lateinamerikanischer Literatur teilweise etwas schwer tue. Ich habe zwar Hundert Jahre Einsamkeit gelesen, mich aber eher durchgequält als es wirklich genossen. Dabei ist das Buch in der Theorie so faszinierend – die Geschichte Lateinamerikas spiegelt sich wieder in den Geschehnissen eines kleinen Dorfes, die immer wieder von Magie durchzogen werden. Doch irgendwie ist García Márquez vom Schreibstil her wohl einfach „nicht meins“. Ich würde da, vielleicht auch, weil er Peruaner ist, Mario Vargas Llosa vorziehen. Tod in den Anden ist beispielsweise ein sehr sehr spannendes Buch, vor allem für alle, die sich für peruanische Geschichte interessieren. Es geht dabei um zwei Polizisten, die sich in einem Dorf in den Anden nicht nur Feindseligkeit der Bewohner und Gefahr durch terroristische Gruppen, sondern auch übernatürlichen Kräften ausgesetzt sehen. Sehr interessant fand ich auch Die Stadt und die Hunde – Vargas Llosas erstes Buch, in welchem er seine Jugend in einer Militärschule verarbeitet. Demnächst möchte ich wahrscheinlich noch Das Grüne Haus und Das Fest des Ziegenbocks lesen – wahrscheinlich aber auf Spanisch, um meinen Wortschatz etwas zu erweitern.Momentan lese ich jedoch noch ein anderes spanischsprachiges Buch, und zwar La Noche es Virgen von Jaime Bayly. Der ist Autor und Fernseh-Comedian aus Lima, und seine Bücher sind perfekt für meine Lima-Nostalgie – der peruanische Slang, die Straßennamen, die Schilderung von Lima als dem Ort, dem man eigentlich am liebsten entfliehen möchte, der einen aber trotzdem immer wieder in seinen Bann zieht und irgendwie auch ein bisschen Heimat bedeutet. Meistens geht es in den Büchern um (homosexuelle) junge Männer aus gutem Hause, die ein Leben irgendwo zwischen Party und Shopping in Miami führen. Klingt zwar ein bisschen doof, ist aber wirklich spannend, vor allem für alle, die irgendwie einen Bezug zu Peru besitzen. Jaimy Baylys bekanntestes Buch ist übrigens No Se Lo Digas A Nadie.
Demnächst möchte ich mich auch mal zwei anderen sehr bekannten peruanischen Autoren widmen, und zwar José María Arguedas und José Carlos Mariátegui.

Reiseführer

Hier möchte ich euch tatsächlich ein paar Empfehlungen aussprechen. Viele Lateinamerikareisende (vor allem US-Amerikaner) schwören auf den Lonely Planet. Ich bin allerdings kein Fan davon – aus genau diesem Grund. Wer in den vom Lonely Planet empfohlenen Hostels unterkommt oder die dort angegebenen Touren bucht, der trifft hauptsächlich auf viele viele andere Touristen bzw. Backpacker. Das ist für viele Reisende schön, viele möchten ja gerade andere Backpacker kennen lernen, um nicht alles alleine unternehmen zu müssen – und wenn ihr das auch möchtet, kann ich euch den Lonely Planet sehr empfehlen. Ich selbst ziehe es allerdings vor, ein bisschen mehr ins Land einzutauchen, vor allem in Lateinamerika, da ich dort die Sprache gut spreche und mich mit den Gegebenheiten einigermaßen aukenne. So übernachte ich lieber per Couchsurfing als im Hostel, und ich mache einen großen Bogen um Backpacker-Kneipen, Hostel-Partys und Stadtführungen auf Englisch. Meine Empfehlung für Reiseführer für Lateinamerika sind deshalb die Exemplare des Verlags Reise Know-How. Da steht echt alles drin, was man wissen muss – jeder noch so kleine, unwichtige Ort ist aufgeführt. Das Peru-Bolivien-Buch wiegt zwar gefühlte drei Kilo, musste bei mir jedoch trotzdem bei jeder Reise mit.

Vom gleichen Verlag gibt es auch die Reihe Kulturschock. Diese gehen ein bisschen tiefer als ein Reiseführer, man erfährt recht viel über Themen wie Gesellschaft, Politik, Medien, Wirtschaft… Allerdings muss man sich natürlich klar machen, dass solche Bücher, vor allem, wenn sie von Deutschen verfasst wurden, sehr generalisierend sind und besonders Kapitel wie „Peruanische Eigenschaften“ niemals Allgemeingültigkeit besitzen. Es wäre für uns bestimmt unheimlich lustig, einen „Kulturschock Deutschland“ zu lesen 😉 An vielen Stellen fand ich den „Kulturschock Peru“ doch auch ein bisschen herablassend und rassistisch. Aber ich möchte trotzdem eine Empfehlung dafür aussprechen für alle, die für längere Zeit ins Ausland gehen oder mehr über ihr Reiseland erfahren wollen, schon allein wegen der vielen kleinen Anekdoten im Buch, die die Vorfreude bestimmt erhöhen.
Um Vorfreude zu erhöhen, ist auch das Magazin GEO Special sehr gut geeignet. Die Ausgabe zu Peru und Bolivien ist wirklich wunderbar. Verschiedene Reportagen geben einen Einblick in ganz verschiedene Aspekte des Alltags, positive und negative. Und es gibt einen ganz ganz tollen Artikel über Lima, den ihr unbedingt mal lesen solltet!

7 Gedanken zu “Leseliste für Lateinamerika-Fans”

  1. Sehr schöne Liste! Bin mit Reise Know How auch sehr gut gefahren bisher.

    Bei den Romanen fand ich Hundert Jahre Einsamkeit besser als Tod in den Anden, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache 😉

  2. Schöne Buchauswahl! Gabriel García Márquez musste ich für die Uni lesen und fand es, ähnlich wie du, auch eher ermüdend und anstrengend. Sehr empfehlen kann ich die Bücher von Isabel Allende. Sie hat sowohl Jugendbücher (z.B. eine Triologie, die mit "Die Stadt der Wilden Götter" anfängt – sehr spannende und interessante Lektüre), als auch Werke für Erwachsene geschrieben. Vor allem "Das Geisterhaus" (la casa de las espíritus) ist ein must read für alle Südamerika- und Literaturfans. Es ist eine (teils autobiographische) Familiensaga, die sich von den 1920er Jahren bis zur Militärdiktatur in den 1970ern hinzieht. Eins meiner Lieblingsbücher! Bei dem Reisebericht von Humboldt hast du mich überzeugt – ich habe mich noch nicht herangetraut, werde es aber definitiv versuchen, wenn ich das Buch beim Antiquariat meines Vertrauens finde 🙂
    Lieber Gruß,
    Antonia

  3. Ich liebe diesen Post! Und ja, bitte, ich würde den Peru-Guide ausdrucken und an meine Wand hängen 😀 Voll voll cool. Ich möchte jetzt 100 Jahre Einsamkeit lesen, das hat mir ein Freund in Brasilien empfohlen. Aber den Eindruck, dass es ein schwieriges Buch, hatte ich auch, als ich es kurz anfing. Mal sehen, ob ich die anderen Bücher auf der Liste besser finde 🙂 Aber Zeit zum Lesen gibt es erst im nächsten Leben, wenn Bachelorarbeit und Uni und Jobben und alles weitere vorbei sind. 😀
    Liebste Grüße

  4. Vielen Dank für die tollen Tipps 🙂 Ein Perureiseführer wäre super, ich würde den auf jeden Fall lesen und bin mir sicher, dass ich nicht die einzige bin 🙂
    Lg Ronja

  5. Ich finde es super, dass du dir so viel Mühe gibst und ich muss mich Natalia anschließen, ich liebe diesen Post! Ich selbst muss ehrlich gestehen, dass ich – soweit ich mich erinnern kann – noch nie lateinamerikanische Literatur gelesen habe, aber anscheinend sollte ich das ändern 😉 Ich komme aber zur Zeit sowieso nicht zum Lesen :/
    Ich würde mich sehr freuen, einen Travelguide zu Peru zu lesen! Und generell ist das hier ja DEIN Werk, also wenn du gerne andere an deinen Erfahrungen und Tipps da teilhaben lassen möchtest, dann mach es doch einfach. So, wie ich die meisten einschätze, freuen sie sich darüber 🙂
    Bei den Kulturschock-Büchern kommt es immer auf den Autor und das Land an, finde ich. So war zum Beispiel der Kulturschock Türkei sehr gut (fand ich), der für Paris blieb jedoch weit unter seinen Möglichkeiten und war mir persönlich viiiieeel zu herablassend und arrogant geschrieben. Dafür ist das GEO special Paris einsame Spitze und nicht zu übertreffen 😉
    Ganz liebe Grüße♥
    Malika

  6. Hallo,
    bin erst kürzlich auf deinen Blog gestoßen, und bin eher die
    stille Mitleserin… Aber hier muss ich mal Feedback geben!
    Super, super, super!
    Interessiere mir tierisch für das Thema, und habe vor nach meinem
    Abi ein Jahr durch Lateinamerika zu reisen und sauge dementsprechen
    jede Info die ich kriegen kann auf!
    Liebe Grüße!!!

    1. Danke für den lieben Kommentar 🙂 Demnächst gibts auf jeden Fall viel zu Lateinamerika! Aber wenn du spezielle Fragen hast, darfst du mir auch gerne ne Mail schreiben.

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