Ein paar Gedanken zum Valentinstag

Leben und leben lassen – ganz klar. Wer was am Valentinstag macht, ist mir auch ziemlich egal, zum einen ist es Privatsache, zum anderen muss ich es ja nicht genauso machen. Dennoch halte ich den Valentinstag nicht nur für sinnlose Kommerzfeierei, sondern finde, er macht auch recht deutlich, was für merkwürdige und teils wirklich bedenkliche Vorstellungen von Liebe, Beziehung und Geschlecht kusieren. Und möchte hierzu ein paar Gedanken mit euch teilen.

Nette Überraschungen freuen uns – auch die ganz kleinen. Das liegt daran, dass wir eigentlich mit gar nichts gerechnet hatten. Doch sobald wir wissen, wir bekommen etwas geschenkt, oder es zumindest erwarten, können wir eigentlich nur enttäuscht werden. Schließlich bekommen wir entweder das, was wir wollten, aber ohne den wirklichen Überraschungsmoment, oder wir bekommen es eben nicht. Noch schlimmer wird es an einem Tag wie dem Valentinstag. Jeder hat eine ganz andere Art, seine Liebe zu zeigen, und jeder freut sich auch über etwas ganz anderes. Und doch zeigt uns die Werbung, zeigt uns die Gesellschaft, was wir verschenken sollen, und was wir erwarten können. Was „romantisch“ ist. Blumen, Herzen, Sonnenuntergänge, alles rosarot…

Hier liegt der nächste Punkt: Alle diese Dinge, die unsere Gesellschaft als „romantisch“ definiert, sind irgendwie „weiblich“ behaftet. Richtige Männer können damit nichts anfangen, genauso wie mit Schuhen oder Ikeabesuchen. Alles Dinge, die ein Mann kopfschüttelnd und augenverdrehend erleiden muss. Romantische Liebe wird so also zu etwas Weiblichem gemacht, als etwas definiert, das Frauen sich herbeiwünschen und das zu Männern eigentlich gar nicht passt. Männer sind stattdessen aufs Körperliche aus, und müssen ganz schön viel durchstehen, bis sie es dorthin schaffen. Sex wird so zu etwas Männlichem, und im Gegensatz schon fast zu etwas, das Frauen ihren Männern pflichtbewusst als Belohnung darreichen. Und ihnen verweigern, wenn sie nicht brav sind.

Klar, das ist kein Problem des Valentinstags an sich. Aber wenn der in der gesellschaftlichen Konvention so abläuft, dass der Mann sich dazu durchringt, ein paar rote Rosen zu kaufen, um dann im Schlafzimmer dafür belohnt zu werden (schaut euch dazu nur mal einschlägige Fernsehserien an…), finde ich das doch relativ wenig romantisch…

11 Gedanken zu “Ein paar Gedanken zum Valentinstag”

  1. Kalendergesteuertes Schenken find ich sowieso blöd, ist einfach zuviel Kommerz. Gerade wenn´s um Gefühle geht, sind materielle Dinge doch völlig unwichtig.
    Aber es finden sich ja immer pfiffige Leute, die aus allem ein Geschäft machen – und wohl auch genügend Leute, die da mitspielen.
    :/
    Liebe Grüße
    Christiane

  2. Danke, liebe Ariane, für diesen ehrlichen und guten Eintrag. Ich persönlich bin sowieso ein absoluter Gegner von diesem extremen Gender-Romantik-Blabla (die Soziologin spricht!). Denn: was ist eigentlich "Romantik" und warum findet 90% der Frauen das gleiche total romantisch (… und erwartet es!)? Wenn mein Partner mir rote Rosen inmitten eines Teelichtherzes präsentieren würde, würde ich ihm wahrscheinlich beides um die Ohren schlagen, und das weiß er auch. Umso erstaunlicher finde ich, wie viele sich ins "Schema F" für "romantische Geschenke" pressen lassen und diese erwarten, obwohl der Partner das vielleicht gar nicht möchte.

    Viele Grüße und ein tolles Wochenende
    Lisa

  3. Oh ja! Danke! Ich hatte mal einen Freund, der hat mir lauter Plüschherzen geschenkt 😀 What? Irgendwo kursiert wohl diese Vorstellung, was Frauen wollen: kitschige Plüschkissen, rosarote Badeperlen etc… Aber ich muss zugeben, dass ich mich über Blumen sehr freue und sie so selten bekomme, dass sie dann auch noch eingetrocknet werden, haha 😀 Dieses Jahr bin ich an Valentingstag gar nicht daheim, und das ist vielleicht gut so. Wenn ich zurück bin, wird es dafür umso schöner 🙂
    Liebste Grüße vom anderen Ende der Welt

  4. Dein Post hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht, du hast natürlich schon recht. Andererseits freue ich mich darüber, wenigstens einmal im Jahr frische Blumen zu bekommen und wenn der Kalender mein Herzblatt dazu angestiftet hat, ist mir das erst mal egal; ich habe einen schönen Strauß:)

  5. Das stimmt! Ich denke auch, dass es viel schöner ist, wenn man Menschen an "ganz normalen" Tagen überrascht, einfach, weil einem grad danach ist und nicht weil das ein bestimmter Tag vorschreibt.

  6. oh ja. valenkotz-tag.. das beste, was einem passieren kann, ist ein partner, der die gleiche einstellung teilt. das tut meiner zum glück. wir feiern heute anstelle dessen katzengeburtstag 😀

  7. Der vorletzte Absatz – WORD!! Ich stimme dir so zu, obwohl ich mich auch immer über Rosen freue – aber an jedem Tag. Ich hab zu meinem Freund gesagt: "Wenn du mir Rosen schenken möchtest, dann tu das, wann DU möchtest!" Die kleine Liebe im Alltag ist doch eh die schönere, und Romantik geht auch ganz ohne rosa und Essen und Rosen und wasweißichnoch. 🙂

    Liebe Grüße,
    Diana von STILGETREU

  8. Sehr gute Gedanken, ich kann dir da zustimmen. Gerade diese Rollen-Stereotype in der Werbeindustrie sind schon sehr kritisch zu betrachten. Romantik war für mich an diesem Tag, sich mit einer heißen Pizza unter der Decke zu verkriechen und einen schlechten Hollywood-Action-Film anzusehen, während sich die Valentinstags-Fans im Kino um die letzten Plätze geprügelt haben. 🙂

  9. Wahre Worte, die du da sprichst. Ich muss ehrlich gestehen, es ist bei der Dauerberieselung von Werbung/Fernsehen/Internet nicht leicht, gewissen Stereotypen und Normveranstaltungen den Rücken zu kehren. Gerade in der Bloggerwelt wird der Valentinstag wahrscheinlich noch etwas mehr gepusht als in der realen Welt. Da wird man mit einer Unmenge (meiner Meinung nach sinnloser) Bastelideen rund um Herzchen, Rosen und sonstigen Schnickschnack zugedröhnt.
    Hab heuer die erste Rose (und insgesamt zum dritten Mal gekaufte Blumen) von meinem Freund in einer fünfjährigen Beziehung bekommen. Da freut frau sich über jede Blume, auch wenns zufällig der Valentinstag ist 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.