Porto

Was mir an Porto als erstes auffällt, ist die Kälte. Schon mein letzter Tag in Lissabon war nicht mehr so extrem heiß gewesen, und an die Hitze Sevillas kam nichts mehr heran, aber trotzdem – in Porto friere ich zum ersten Mal wieder. In meinem Rucksack befindet sich nur eine einzige lange Hose, und die ist extrem dünn. Ich denke daran, dass mir meine Mutter noch empfohlen hatte, eine Jeans mitzunehmen. Vermutlich ist es in Porto nur kalt, weil Mütter immer Recht haben müssen.

Das zweite: Porto ist noch heruntergekommener als Lissabon. Abgeblätterte Häuserfronten, kaputte Gehsteige, dreckige und stinkende Straßen. Einerseits bringt das einen gewissen Charme mit sich, ich fotografiere viele interessante Strukturen, Licht und Schatten, Hemden und T-Shirts, die auf Wäscheleinen aus Fenstern hängen. Andererseits bin ich ein wenig erschrocken. Im Fotografiemuseum sehe ich verschiedene Ausstellungen, unter anderem die Ergebnisse eines Fotojournalismus-Wettbewerbs. Verschiedene preistragende Serien dokumentieren die Krise in Portugal, zum Beispiel eine Sammlung von Portraits von Menschen, die ihre Arbeit verloren haben. Im Erklärungstext zu einer Serie heißt es, dass zwar viele europäische Länder finanziell schlecht dastehen, die Portugiesen allerdings eine besondere Beziehung dazu haben – weil sie sich in ihrem Stolz verletzt fühlen.

Porto hat diesen wunderbaren Hafen, wie Lissabon fast nur Straßen mit einer extremen Neigung und wirklich schöne Parks. Da ich ein bisschen Geld übrig habe, gönne ich mir ein gutes Essen in einem Restaurant, in dem der Kellner mit meiner Hilfe sein Deutsch aufbessert, und schlendere durch die Stadt. Mein einziger voller Tag in Porto ist zugleich der letzte Tag meiner Reise, und das sehe ich mit gemischten Gefühlen. Ich freue mich unheimlich auf daheim, bin gestresst und erschöpft, vor allem, weil ich in der Wohnung meines Couchsurfing Hosts auf einer unbequemen Luftmatratze nächtige. Andererseits hatte ich eine ganz unglaubliche Zeit, und am liebsten würde ich mich noch einmal nach Sevilla beamen, die Stadt, in der mein Herz irgendwie hängen geblieben ist. Ich glaube, es wird mich immer wieder hier hinziehen, vor allem in den Süden Spaniens, in die Städte mit den mit gemusterten bunten Fliesen verzierten Innenhöfen, den Orangenbäumen und vor Hitze glühenden Plätzen…

8 Gedanken zu “Porto”

  1. "Ich denke daran, dass mir meine Mutter noch empfohlen hatte, eine Jeans mitzunehmen. Vermutlich ist es in Porto nur kalt, weil Mütter immer Recht haben müssen." Herrlich 😀

    Und du machst so schöne Fotos 🙂

  2. Wirklich, wirklich wunderbar geschrieben. Es hat richtig Spaß gemacht, deine Reiseberichte zu lesen, weil man sich irgendwie "dabei" gefühlt hat. Du bist ein toller Fernweh-Stiller =) Liebe Grüße

  3. Ja, Porto ist eine kalte Stadt. Eine Freundin von mir stammt von dort und immer wenn sie zu Weihnachten nach Hause fährt, beneiden sie alle darum, da sie ja die Festtage im warmen Portugal verbringt. Sie sagt da schon gar nichts mehr 😀

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