Málaga

Málaga, du hast mich mit offenen Armen aufgenommen.
Die Anreise war voller Zweifel. Ich war noch nie zuvor allein verreist. Würde ich mich langweilen? Würde ich mit Menschen in Kontakt kommen? Ist das denn überhaupt etwas für mich – ist überhaupt Abenteuer das Richtige für mich?! Würde alles klappen? Hatte ich mich zu schnell und ohne nachzudenken in irgendetwas hineingestürzt, was ich eigentlich gar nicht wollte?

Doch das alles ist vergessen mit der Ankunft. Mein Couchsurfing Host holt mich vom Flughafen ab und ich bin überglücklich darüber, wieder Spanisch sprechen zu können. Sonne, Hitze, Palmen – auch der Weg zu seiner Wohnung fühlt sich geradezu nach Urlaub an.
Ein wenig später entscheide ich mich, allein in Richtung Stadt zu laufen. Spanische Schilder und Gespräche auf der Straße, mit meinen Flipflops rutsche ich über den ungewohnten Bürgersteigbelag. Lärm, Luft und Hitze vereinen sich zu dieser seltsamen flimmernden Stimmung, die Städte im Sommer überlagert. Jeder Blick in eine Seitenstraße eröffnet eine völlig neue Welt.

Zur Ruhe komme ich knapp unter dem Giralfaro auf einer kleinen Mauer. Lange schaue ich mir den Sonnenuntergang an, höre die gedämpften Geräusche der Stadt unter mir und wünsche mir jemanden, um den Moment zu teilen. Stattdessen hänge ich meinen eigenen Gedanken nach.

In der WG des Couchsurfers gibt es Pasta, tinto und viel zu lachen. Später essen wir in der Eisdiele nebenan noch einen Schokobecher und irgendwann stelle ich bestürzt fest, dass es bereits weit nach Mitternacht ist. Im Haus angekommen, stehe ich auf dem Balkon und sehe Menschen, die unter mir auf der Straße auf Pferden vorbeireiten.

Am nächsten Tag steht das Picasso-Museum auf dem Plan. Auf dem Weg dorthin verlaufe ich mich und gehe eine gefühlte Million Umwege. Es macht mir allerdings Spaß, die neuen, unbekannten Ecken unter die Lupe zu nehmen. An einer Straße verkauft eine ältere Frau Tuna – die grüne, längliche Kaktusfrucht, die ich in Peru kennen und lieben gelernt habe. Ich vergieße beinahe ein paar Tränen vor lauter Freude und Peru-Nostalgie. Dort gab es die Früchte immer aufgeschnitten in einer kleinen Plastiktüte, zum sofort essen. Die Frau schaut mich zwar etwas verblüfft an, aber letztendlich bekomme ich mein Obst genau so. Mehrmals denke ich darüber nach, wie es wäre, jetzt zu zweit oder zu mehreren zu sein und stelle mir den Streit vor, der sich aufgrund des endlosen Laufens, der Erschöpfung, des Nichtweiterwissens ergeben würde. Allein esse ich meine Kaktusfrüchte und laufe glücklich immer weiter die Straße entlang, bevor ich letztendlich doch meine Karte auspacke und zurück in die Stadt finde.

Auch im Museum angekommen, freue mich wirklich darüber, alleine hier zu sein – kein nerviges Warten oder Hetzen, weil die Begleitung einen anderen Rhythmus hat als man selbst. Ganz in Ruhe lasse ich alles auf mich wirken und freue mich auch darüber, der Hitze draußen zu entfliehen. Ein paar Stunden später sitze ich auch schon im Bus, es geht weiter nach Sevilla. Málaga hat mich mit offenen Armen aufgenommen, mir einen schönen ersten Tag geschenkt und für den einen oder anderen Peru-Flashback gesorgt. Ich freue mich darauf, wie die Reise wohl weitergeht.

11 Gedanken zu “Málaga”

  1. Dass du vorher solche Zweifel hattest, kann ich gut verstehen. Ganz schön mutig, einfach so allein aufzubrechen. Frei zu sein von Rücksichtnahme und Kompromissen eröffnet aber wohl Möglichkeiten, die man eben nur allein hat. Ganz unabhängig jeden Moment genießen zu können ist schön, aber Schönes möchte man auch teilen… Machst du jetzt hier nachträglich und bei den Bildern hab ich das Gefühl, selbst durch die Straßen zu gehen und in die Gassen zu schauen.
    🙂
    Liebe Grüße

  2. Tolle Bilder und jetzt hab ich Lust, mir Málaga auch mal anzugucken! Alleine reisen ist toll! Zwar schlägt von Zeit zu Zeit auch mal die Einsamkeit zu, aber eigentlich kann man dem immer ganz gut entfliehen finde ich – durch nette Hostelbekanntschaften oder so wie du beim Couchsurfing 🙂
    Ich finde, alleine reisen bietet dir ganz andere Erfahrungen und Erlebnisse, als du es zu zweit oder mit mehreren gehabt hättest.
    Ich würds immer empfehlen!

  3. Alleine zu reisen, hat durchaus seinen Charme. Ich bin auch ganz alleine nach Neuseeland geflogen und ich fand's super. Es hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Ich weiß, dass ich es alleine schaffe, aber auch, dass ich schnell Anschluss finde!

    Deine Bilder sind sehr toll. <3

  4. So schöne Bilder!
    Ich glaube, ich würde mich nicht trauen, ganz allein irgendwohin zu reisen.
    Klar, ich war in Amerika zum Schüleraustausch, aber da hat man ja eine Gastfamilie und ist smit nicht so allein.
    Kann mir aber auch gut vorstellen, dass das mal ganz schön und entspannend sein kann 🙂

  5. Ahhh in Malaga war ich auch schon. Eine tolle Stadt! Bin aber auch viel rumgekommen zu der Zeit, also habe ich nicht alle tollen Stellen gesehen wie du. Ich liebe Spanien ja generell, aber ist sicher cool, wenn man da jemand verwandtes hat 🙂 Bist du halb Spanierin?

  6. Alleine Reisen ist toll. 🙂 Aber nur solange man sich im fremden Land gut verständigen kann, ansonsten fühlt man sich doch recht schnell einsam.
    Und Couchsurfing ist auch ne tolle Sache, auf jeden Fall oft besser als in einem Hotel/Hostel zu wohnen.

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