Menü aus dem Mülleimer

Dass auf der Welt, vor allem in den Ländern des Nordens, ziemlich viel Essen weggeschmissen wird, ist kein Geheimnis. Der Großteil davon erfolgt in Privathaushalten. Wer nicht mehr bei den Eltern wohnt, kennt das ja selbst – die Augen waren mal wieder größer als der Magen, das ganze Gemüse sah so schön lecker und gesund aus, drei Tage das selbe zu essen ist langweilig, und schwupps, ist wieder irgendetwas verschimmelt. Mir geht es selbst ganz oft so, und ich schäme mich immer ziemlich, wenn mal wieder eine Packung Käse oder eine halbe Paprika in den Müll wandert. In Zukunft möchte ich auch unbedingt versuchen, meine Einkäufe besser zu planen und die Dinge, die ich nicht brauche, rechtzeitig an Mitbewohner oder Nachbarn zu verschenken.

Doch auch Restaurants oder Supermärkte haben natürlich einen unheimlichen Verschleiß an Lebensmitteln. Vor allem letztere dürfen ja nichts mehr verkaufen, was ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum hat oder nicht mehr top aussieht – auch wenn es an sich noch lecker und gesund ist. So finden sich in den Tonnen vor großen Supermärkten oft Massen an Lebensmitteln, die man ohne Probleme noch verwenden kann. Sich die herauszuholen und selbst zu verwenden, um der Verschwendung entgegenzuwirken (und an kostenlose Lebensmittel zu kommen), nennt man „containern“. Und genau das habe ich mit ein paar Freunden letzte Woche ausprobiert.

Ehrlich gesagt, war ich ziemlich überrascht, wie einfach das Ganze ging – irgendwie auch nicht so anders als einkaufen. Gleich bei unserem ersten Ziel waren die Container nicht abgesperrt, sondern standen leicht erreichbar in einer kleinen Seitenstraße. Und gefunden haben wir ganz schön viel, auch wenn ich vermute, dass uns bereits Leute zuvor gekommen sind. (Natürlich haben wir nicht bedacht, dass in einer Studentenstadt wohl recht viele containern gehen – und es so sinnvoller wäre, so früh wie möglich loszugehen und nicht erst um 12, wie wir.) Radieschen, Paprika, Tomaten, eine ganze Ananas und eine Aubergine, ein Salatkopf, der sich als Kohl herausstellte, Kohlrabi, der sich als Rübe herausstellte, und zwei Bünde Frühlingszwiebeln. Glücklicherweise mussten wir (obwohl wir uns eh schon alte Klamotten angezogen hatten) auch nirgends hineinkriechen, sondern konnten immer von oben in den Container greifen – anders hätte ich das doch ein bisschen eklig gefunden. Unsere nächsten Stops waren dann leider weniger erfolgreich – erst leergeräumt, dann abgesperrt. Trotzdem konnten wir mit dem, was wir hatten, am nächsten Abend eine leckere Gemüsepfanne zaubern. (Die auf dem Foto, dank schlechtem Licht, nicht ganz so lecker aussieht.)

Klar, mit meinem einen Erlebnis kann ich euch nicht allzu viele Tipps geben, falls ihr selbst mal containern gehen wollt. Aber trotzdem: Geht los, wenn es dunkel ist, aber am besten nicht zu spät. Im Winter ist das Containern natürlich besser als im Sommer, weil die Sachen länger frisch bleiben und es früher dunkel wird. Zieht euch nicht die besten Klamotten an, fasst eure Haare in einem Zopf zusammen (sonst hängen sie in den Müll, bäh!) und nehmt am besten eine Taschenlampe mit, idealerweise eine Kopflampe, wenn ihr eine habt. Lasst euch von ein bisschen Mief nicht abschrecken, der stammt aus den unteren Schichten – die Sachen von oben kann man trotzdem getrost mitnehmen 😉 Klar, Containern ist sowieso schon illegal – aber trotzdem, steigt nicht über Zäune, brecht nichts auf, macht nichts kaputt, macht keinen Dreck. Das alles führt nur dazu, dass die Supermärkte ihre Sicherheitsmechanismen erhöhen und man schlechter an die Container kommt. Mittwoch und Samstag sind die besten Tage, weil am meisten weggeschmissen wird. Bei Discountern braucht ihr es übrigens gar nicht erst versuchen, die sperren ihre Container meistens zu. Schaut euch die Sachen direkt am Mülleimer an und sortiert aus – sieht man so viel vermeintlich noch Gutes, verfällt man schnell in eine Art Rausch und packt alles ein, was da ist 😉 Auch wir mussten hinterher feststellen, dass die Ananas nicht mehr ganz so lecker war. Sinnvoller ist es, so etwas direkt am Container auszusortieren. Außerdem braucht ihr auch nicht unbedingt mehr mitzunehmen, als ihr verwerten könnt – wäre ja sinnlos, wenn die Sachen dann daheim in den Müll wandern. Und schließlich: Verbraucht die Sachen schnell. Trefft euch am besten direkt am nächsten Tag und kocht gemeinsam etwas Leckeres aus eurer Beute.

11 Gedanken zu “Menü aus dem Mülleimer”

  1. Was für ein Zufall. Ich habe gestern ein Artikel zu der Problematik verfasst mit Tipps zum bewussteren Umgang mit Lebensmitteln und ein Interview mit einer Freundin, die schon länger containert ist geplant. Ich habe es auch schon länger vor, aber mir fehlen noch willige Kumpanen und besagte Freundin wohnt woanders…

    Lieben Gruß:)
    Melly

  2. Wow, Respekt, dass du dich da rangetraut hast 🙂 Habe wie meine Vorrednerin (Melly) auch das Gefühl, dass das Thema in den Medien immer präsenter wird. Richtig so! Und eure Beute sieht doch ganz wunderbar aus – eine Schande, dass so viel wegkommt (und das Restaurants & Discounter die Leute dann durch Abschließen, Einzäunen etc. noch tatsächlich daran hindern wollen, ihren Müll nicht vielleicht doch noch sinnvoll zu verbrauchen).

  3. Der Umgang mit Lebensmitteln in Supermärkten ist häufig ziemlich prekär. Mein Freund hat mal in der Obst und Gemüse Abteilung einer großen Supermarktkette in Berlin gearbeitet und dort mussten z.B. Tomaten weggeschmissen werden, wenn die Folie der Verpackung einen Riss hatte. Das ist für mich ein absolutes Unding. Ich kaufe deshalb Obst meist direkt vom Markt oder im türkischen Supermarkt, da wird es zumindest nur weggeschmissen, wenn es wirklich schlecht ist. Eine Freundin von mir hat sich jahrelang an Supermartkttonnen bedient, bevor es zu einer Art Volkssport wurde und konnte so wunderbar leben.

    Liebe Grüße

  4. Hi Ariane!
    Also das containern finde ich ja schon mega interessant und ich würde ja auch gern… aber ich trau mich nicht 🙁 Einfach die Sorge, erwischt zu werde und so… alles Mist -.-

  5. Interessanter Artikel. 🙂 Ich verstehe es einfach immer nicht wieso sowas illegal bzw. verboten ist. Das will mir einfach nicht in Kopf, man tut ja nix Böses. Da sollten sich die lieben regierenden Leute wirklich mal was einfallen lassen.
    Ganz liebe Grüßchen,
    Nina

  6. Ich finde den Post auch sehr interessant! 🙂 Also selbst habe ich das noch nie probiert & ich weiß auch nicht genau, wie ich das anstellen würde (in meiner näheren Umgebung sind überwiegend Discounter…). Ich reg' mich auch immer wieder darüber auf, wenn Läden ihre Sachen, die eigentlich noch gut sind, wegwerfen. Momentan arbeite ich (als Minijob neben meinem Studium) bei einem Dekorationsladen und die werfen auch mal Karten, also solche zum Verschicken, weg – und wir Mitarbeiter dürfen die dann auch nicht mehr mit heim nehmen – total sinnlos… Aber bei Lebensmittel ist das natürlich noch schlimmer, weil es ja einfach viel zu viele Menschen auf der Erde gibt, die nicht so viel zum Essen bzw. nichts haben. Traurige Realität…

    Liebe Grüße,
    Petra

  7. Ganz klar: Es wird viel zu viel Essen einfach weggeworfen.
    Aber ich will eigentlich auf was ganz anderes hinaus:

    Containern ist rechtlich gesehen Diebstahl, denn auch Müll hat einen Besitzer. Wenn der Supermarkt euch erlaubt die Sachen mitzunehmen und einer wird krank von dem Zeug, dann hat das für den Supermarkt richtig üble rechtliche Folgen. Ihr wisst ja auch garnicht was da noch so alles drin ist in der Tonne. Bandwürmer, Salmonellen, andere Parasiten, Pilze, (Coli-)Bakterien…

    Wenn ihr schon unbedingt containern woll, rate ich euch unbedingt nur Gerichte daraus zuzubereiten, die gekocht werden! Safety first!

  8. Es ist wirklich Wahnsinn, wieviel so weggeworfen wird. Manche Märkte geben abgelaufene Lebensmittel, Sachen mit eingerissener Packung usw. an die Tafeln. Da kann man auch als Student "einkaufen" – mit entsprechendem ausweis, dafür ohne den "sportlichen Reiz" des Containerns. Man darf sich nur nicht schämen, mit Hartz4-Leuten und Obdachlosen in einer Reihe zu stehen…
    LG

  9. Das machen bei uns in Halle auch ganz viele. Leider sind die meisten Märkte darauf eingestellt und gerade die Discounter sind es bei uns, die die Container nicht absperren! Aber leider weiß ich nur von einem Laden, der am anderen Ende der Stadt ist sodass es ein ziemlicher Aufwand ist, da hin zu fahren! Trotzdem eine coole Sache! =)

  10. Sieht nach einer echt guten Beute aus! Ich finde die Sache auch gut, habe es selbst noch nie ausprobiert, nur mitgegessen, würde es aber bestimmt mal tun. Ich finde es müsste sich auch mehr in den Köpfen der Verbraucher tun, die soetwas nicht mehr kaufen würden, zumindest zum Vollpreis. Aber auch fände ich es gut, wenn es mehr Geschäfte gäbe, die die Preise runtersetzen statt wegschmeißen.

    LG,

    Nini

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