Einfach paradiesisch

Jena. Immer so ganz knapp über 100.000 Einwohner, die magische Grenze, die in Deutschland die Groß- von der mittleren Stadt unterscheidet. Irgendwo in der Mitte Deutschlands schlängelt sich die Stadt ganz schmal an der Saale entlang, rechts und links gesäumt von Bergen – hust – einem Hochplateau, natürlich. Ja, irgendwo in der Mitte Deutschlands. „Denn es kennt ja niemand außerhalb von Thüringen Thüringen“, sang Rainald Grebe. Während man mit jedem Bundesland irgendetwas verbindet – ob nun Positives oder Negatives – gibt es über Thüringen nicht allzu viel zu sagen. Und genauso ist das mit Jena. Jena ist nicht die erwähnenswerteste Stadt Deutschlands, ganz bestimmt auch nicht die spannendste oder schönste. Auch nicht die historischste und schon gar nicht die touristischste. Wer hier geboren ist, will meistens eher weg, am besten nach Berlin oder zumindest nach Erfurt. Es ist schon bezeichnend, dass ich in dem einen Jahr, das ich nun in Jena lebe, erst ein oder zwei Menschen kennen gelernt habe, die in Jena geboren sind. Und wer hier Urlaub macht, verbringt seine Zeit eher in der Goethestadt Weimar.

Und trotzdem hat Jena seinen ganz eigenen, alternativen Charme. „Schön hier“, das dachte ich mir schon oft. Zum Beispiel, wenn ich, sobald der Hausmeister im Bett ist, mit Freunden noch ein Bier oben auf dem Dach unseres Wohnheimgebäudes trinke und mir die Straßen von oben anschaue. Letztes Semester, als ich ohne Vorwarnung einen kleinen Zettel mit „Du bist einfach paradiesisch!“ im Briefkasten fand. Immer wieder, wenn ich spontan bei Freunden auf ein Glas Wein oder einen Kaffee vorbeischaue und mich dabei an meine Kindheit erinnert fühle, als Telefonanrufe oder SMS noch nicht nötig waren, um sich zu verabreden. Bei jeder spannenden, ungewöhnlichen Veranstaltung. Und auch, obwohl das, was ich „Jena-Phänomen“ nenne, Segen und Fluch zugleich sein kann: Wenn ich zwei Minuten auf dem Campus sitze und bereits fünf Menschen getroffen habe, die ich kenne.

Nach wie vor zaubert es mir immer noch ein Lächeln aufs Gesicht, dass man nicht am Jenaer Hauptbahnhof, sondern in Jena Paradies ankommt. Ein beliebtes Wort in der Stadt, die sich auch als „Studentenparadies“ bezeichnet. Und ja – auch, wenn das ein bisschen übertrieben ist, finde ich es schön, dass die Uni hier nicht nur Lern-, sondern Lebensraum ist. Nie hätte ich es mir vorstellen können, nach Schulschluss noch in der Schule zu sein. Jetzt finden abends in den Hörsälen Filmabende oder Diskussionrunden statt, die Bibliothek wird für ein paar Wochen im Semester immer zu einer zweiten Heimat und in der Mensa esse ich wahrscheinlich öfter als daheim.

Jena, für mich heißt das irgendwie Wohlfühlen. Die kurzen Distanzen, die Nähe zur Natur, die familiäre und trotzdem offene Atmosphäre, das alternative Flair. Und wenn es einem mal zu eng wird, sind es zum Glück nur 15 bzw. 30 Minuten per Bahn nach Weimar oder Erfurt.

Falls ihr mal nach Jena kommt (und dort nicht nur nach Weimar oder Erfurt umsteigt), hab ich noch eine kleine Liste zusammengestellt, was ihr unbedingt tun müsst:

  • Pommes mit Honig-Limone-Senf-Majo bei Fritz Mitte essen.
  • Im Café Wagner zu den World Wide Beats abgehen, ein tolles Indie-Konzert erleben oder Sonntag Morgen vegan brunchen.
  • Die Schöne Freiheit im Kassablanca erleben.
  • In der Rosenmensa lecker und günstig essen. Oder in der Philomensa einen fetten Cheeseburger mit Pommes für 3,70 Euro genießen.
  • Kaffee oder etwas anderes im Stilbruch, Markt 11 oder im Immergrün trinken.
  • Durch den Paradiespark schlendern, auf den Napoleonstieg oder den Jenzig wandern oder auf die Lobdeburg steigen.
  • Im del corazon, m*shi oder kolibri stöbern – kaufen möchte ich euch aufgrund der Preise nicht unbedingt ans Herz legen… Toll sind auch die kleinen Läden in der Wagnergasse!
  • Über Flyer oder Plakate nach tollen Veranstaltungen Ausschau halten – eigentlich gibt es jeden Tag irgendwo etwas Spannendes.
  • Mittwoch Abend im besetzten Haus am Inselplatz vorbeischauen, da gibts immer veganes Essen und meistens spielt irgendeine tolle Band.
  • Auf den Jentower steigen.

Dieser Beitrag ist übrigens Teil der Kampagne „Mein schönstes Fleckchen Erde“ von TIWWL, dem Lifestyle-Magazin von Deals.com. Falls ihr Anregungen sucht, wo ihr in Deutschland einen tollen Sommerurlaub verbringen könntet, schaut doch dort mal vorbei!

10 Gedanken zu “Einfach paradiesisch”

  1. Meine Heimat Brandenburg kommt bei Rainald Grebe auch nicht gut weg, aber der Ort an dem man sich wohl fühlt, muss nicht sonderlich spektakulär sein – er muss sich nur irgendwie nach zu Hause anfühlen…
    Schön geschrieben:)

    Ich bin übrigens schon oft an Jena vorbeigefahren um etwas weiter westlich mit meinen Eltern Urlaub zu machen und ich kann nur positives über Thüringen sagen;)

    Melly

  2. Total schön! 🙂 Ich finde vor allem das erste Bild Hammer! Hier möchte man nicht leben? Pfiff! Wie leichtsinnig von allen Menschen auf dieser Welt, nicht in Jena zu wohnen. Mal sehen, ob ich auch mal vorbeikomme 🙂

  3. In Jena habe ich meinen ersten alleinorganisierten Urlaub mit meiner besten Freundin verbracht. Wir waren frischgebackene 16 und haben die große Freiheit genossen. Am schönsten waren die Berge um Jena herum. Wir hatten gar keine Wanderung eingeplant aber dann liefen wir den ganzen Tag an und auf den Bergen entlang, genossen die Natur und die herrliche Aussicht. Und vom Bahnhofsnamen waren wir auch stark beeindruckt. Die Stadt wird mir immer in Erinnerung bleiben.

    Liebe Grüße.

  4. Danke für den Post! Ich ziehe bald wegen des Studiums nach Jena. Ich war dort schon vor ein paar Jahren und fand es dort richtig super! Nur die Entfernung gefällt mir nicht. 300 km bis zum Heimatort! -___-

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