Als ich das Thema der Blogreihe gelesen hatte, musste ich mich direkt dafür anmelden. Ich mag es, wie weitläufig sich der „perfekte Tag“ interpretieren lässt und war sofort unheimlich gespannt darauf, wie die anderen TeilnehmerInnen das Thema umsetzen würden. Nur irgendwie herrschte in meinem Kopf seit der Anmeldung erst einmal Leere. Ein perfekter Tag – was kann das sein? Die bisherigen Beiträge haben meistens einen klaren Ablauf für einen tollen Tag beschrieben. Doch meiner Meinung nach gibt es einfach zu viele Möglichkeiten, einen Tag perfekt zu verbringen. Ein Ausflug mit den besten Freunden kann genauso schön sein wie den ganzen Tag zu zweit im Bett zu liegen. Morgens aus Vorfreude um sieben aus dem Bett springen oder doch bis mittags dösen und danach ausgedehnt frühstücken? Abends exzessiv feiern oder lieber mit dem Laptop auf der Couch gammeln? Beides schön, und manchmal hat man eben mehr Lust auf das eine oder das andere.Außerdem gehört zu einem perfekten Tag auch noch eine gewisse Portion Spontaneität dazu, oder? Die Dinge, von denen man noch den Rest seines Lebens erzählt, sind schließlich genau die Schnapsideen, auf die man abends nach einer Flasche Wein zu viel kommt. Deswegen habe ich mir mal ein paar Gedanken gemacht, wie ein normaler für mich zu einem perfekten Tag werden kann. Egal, was ich vorhabe.
Schaut doch bitte auch bei den anderen Beiträgen vorbei, eine Übersicht findet ihr hier. Gestern hat übrigens Lillian ihren perfekten Tag präsentiert, und das mit wunderschönen Fotos. Morgen geht es dann bei Yonas weiter.

Die Seminartexte sind noch nicht fertig gelesen? Anstatt hier am See sollte man eigentlich gerade besser in der Bibliothek sitzen, das interessante Buch gegen den Uni-Wälzer eintauschen? Und in der WG-Küche stapeln sich sowieso die schmutzigen Teller? Heute mal egal. Schlechtes Gewissen hat an meinem perfekten Tag so rein gar nichts verloren. Denn es wird auch wieder der Moment kommen, in dem ich Lust darauf habe, mich mit Wissenschaftstheorie oder Landwirtschaft zu beschäftigen, genauso wie der Moment, an dem mich die Motivation
zum Putzen packt. Und an meinem perfekten Tag mache ich genau das, worauf ich Lust habe, egal, was es ist, ohne darüber nachzudenken, was ich eigentlich gerade tun sollte.

Im Hier und Jetzt zu leben, ist manchmal eine größere Herausforderung, als man denken möchte, aber an meinem perfekten Tag möchte ich es probieren. Luka hat auf ihrem Blog unheimlich schön darüber geschrieben. Zuhören, ohne daran zu denken, was man gleich antworten wird. Den Moment als solchen in sich hinein lassen, aufsaugen, verstehen, nutzen und ganz einfach leben. Das tun, was man gerade möchte, sich selbst verstehen und besser kennen lernen, ohne sich von Konventionen leiten zu lassen. Klingt fast ein bisschen philosophisch, oder?

Ein doofer Spruch, aber es steckt ganz viel Wahrheit darin. Denn warum sagen wir „Nein“ zu Dingen, die wir eigentlich möchten? Weil sie unsinnig sind, vielleicht zu teuer, ungesund, gefährlich oder kindisch, oder eher, weil uns andere genau das glauben machen möchten. Klar – einige Sachen sind wirklich gefährlich, und ich habe in meinem Leben auch schon Dinge getan, auf die ich rückblickend eher weniger stolz bin. Aber grundsätzlich lernt man mit jeder Erfahrung dazu, und ohne die negativen Erlebnisse wäre ich nicht, wer ich heute bin. Deshalb möchte ich an meinem perfekten Tag Ja sagen, vor allem zu den herrlich unsinnigen, blöden, kindischen, lustigen, unüberlegten Dingen, zu denen mir manchmal der Mut fehlt. Ja zur Ehrlichkeit mit mir selbst und anderen, ja zu Gefühlen und zur Leidenschaft, ja zum nächtlichen Einbrechen ins Schwimmbad und ja zum alleine abgehen auf der Tanzfläche, wenn keiner mitmachen will. An meinem perfekten Tag möchte ich alles aufsaugen und austesten und hinterher sagen können: Das hat mich weiter gebracht.

Noch so etwas, was sich viel leichter sagen als tun lässt. An meinem perfekten Tag möchte ich versuchen, auf mein Herz zu hören anstatt auf andere. Ich denke nicht, dass mir das Machen so schwer fallen wird, schließlich bin ich eigentlich ein recht spontaner Mensch und mache oft Dinge, ohne vorher groß darüber nachzudenken. Aber an meinem perfekten Tag möchte ich es schaffen, mir hinterher nicht den Kopf darüber zerbrechen zu müssen, was andere Menschen wohl von mir gedacht haben. Viel zu oft versuche ich, dem zu entsprechen, was anderen gefallen könnte, ich suche nach Aufmerksamkeit und habe Angst, dass mich jemand nicht mögen könnte. Diese Gedanken möchte ich an meinem perfekten Tag komplett zur Seite schieben. Wer freiwillig Zeit mit mir verbringt, wird mich schließlich so mögen, wie ich bin – und wer das nicht tut, auf den kann ich auch verzichten.

Ist euch schon mal aufgefallen, dass auf den besten Partys ein Foto- und Video-Verbot herrscht? Der Grund dafür ist wohl meistens, dass man sich ungezwungener verhält, wenn man keine Angst haben muss, dass die abendlichen Exzesse morgen auf Facebook landen. Ein positiver Nebeneffekt: Jeder Moment wird ausgekostet und innerlich abgespeichert, denn eine Möglichkeit zur Wiederholung oder zur Verlängerung gibt es nicht. Klar ist es schön, von einem tollen Tag auch mal Fotos zu haben, die man später wieder in die Hand nehmen kann. Aber mein perfekter Tag soll so beeindruckend sein, dass er mir ohnehin für immer im Kopf bleiben wird – ganz ohne Fotos oder Videos.

Einen Text wie den heutigen habe ich vorher noch nicht geschrieben, und ich hoffe, er hat euch gefallen und vielleicht ein bisschen zum Nachdenken gebracht. Ich beschäftige mich momentan viel mit mir selbst, mit dem, was ich vom Leben möchte und erwarte und damit, was Glück für mich bedeutet. Deswegen kann es gut sein, dass ihr noch ähnliche Texte von mir zu lesen bekommt. Das Foto stammt übrigens aus Jena, die Zettel hängen inzwischen an verschiedenen Orten und ich nehme mir immer etwas mit – love, sun, happiness und auf jeden Fall ein Lächeln 🙂
Das ist mal eine andere Sichtweise auf einen "perfekten Tag" und sie gefällt mir wirklich gut. Wenn alle Punkte, welche du so treffend beschrieben hast, zutreffen würden, dann wäre es wohl auch ganz egal, wie man so einen Tag verbringen würde. Wichtig ist doch, mit wem. Ob mit sich selbst, der Familie oder Freunden.
Meine perfekten Tage sind meist die, die ich mit meiner Schwester zusammen verbringe. (:
Danke 🙂 Ja, das denke ich auch! Mit den tollsten Leuten macht schließlich sogar ein langweiliger Uni-Tag Spaß 🙂
Dein Text hat mir unglaublich gut gefallen. Ich finde, das sind Punkte, die man eigentlich häufiger auch im Alltag berücksichtigen könnte, nicht nur, wenn man darauf abzielt, einen perfekten Tag zu verbringen 😉
Nur her mit weiteren Texten dieser Art, ich freu mich mich drauf!
Danke 🙂
Ja, ich bemühe mich momentan auch, ein bisschen was davon umzusetzen. Schließlich sollten ja irgendwann alle Tage perfekte Tage werden.
Vielleicht reicht es ja schon, einen Punkt umzusetzen, um sagen zu können "Hey, war ein toller Tag!"
Wirklich toll was du hier geschrieben hast 🙂
Liebe Grüße
Ja, das denk ich auch 🙂 Oder die einzelnen Punkte zumindest ein bisschen.
Danke!
Finde deinen Text echt klasse, du hast vollkommen Recht 🙂
Mal habe ich es lieber den Tag auszuschlafen und nur Fern zu schauen und mal möchte ich einen Tag lang nur mit den Besten unterwegs sein. Wie schon gesagt, der perfekte Tag kann so weitläufig interpretierbar sein^^
Lieben Gruß,
Nikki
Hehe ja, das stimmt 🙂
Danke!
Sein perfekter Tag klingt sehr gut! Man sollte sich öfters mal solche Tage gönnen… LG…
Am besten jeden Tag 🙂
Der Beitrag ist so super geworden, ich liebe so lange Texte von dir ,weil sie mich immer zum Nachdenken bringen, mir aus der Seele sprechen und so wunderschön philosophisch teilweise sind. Also freue mich auf jedenfall auf mehr Texte dieser Art, die ich dann alle ganz brav lesen werde ;).
Finde auch alle Punkte, die du genannt hast wichtig, denn das ist wirklich ein perfekter Tag. An normalen Tag, achten wie einfach viel zu sehr darauf, was die Norm von uns möchte. Man versucht perfekt zu sein, keinen Fehler zu machen und anderen zu Gefallen, aber das hindert uns letztendlich ja auch daran, mal auszubrechen und etwas zu erleben ;). Und ich persönlich gehöre ja eh zu der Sorte "Denker", weil ich mir echt über alles stundenlang den Kopf zerbrechen könnte. War schon als kleines Kind so und das ist echt nicht gut ,weil ich mir manchmal so vor komme, als würde ich dadurch die besten Momente vielleicht verpassen und viel zu stur versuchen perfekt zu sein ;).
Ui, das freut mich sehr zu hören 🙂 Vielen Dank!
Mir geht es aber genauso, was das Denken angeht, ich denke auch ständig darüber nach, was andere Menschen von mir halten und interpretiere in jeden Satz, den mir jemand sagt, immer endlos viel hinein… Das möchte ich auf jeden Fall ändern, um ein bisschen sorgenfreier und glücklicher leben zu können.
ich LIEBE diesen post. durch und durch. {und mein herz hüpfte als ich meinen namen dort sah}.
ich liebe, dass es in deinem texz kaum um dinge geht, die man tut. sondern viel mehr, wie man den tag für sich erlebt.
da steht nicht "ich brauche sonne" oder "ich brauche ein riesiges frühstück". das ist so weise und so großartig.
ich glaube ich bin auch deshalb so euphorisch und mitgerissen, weil ich dir in jedem punkt so sehr zustimmen kann. ein perfekter tag für mich müsste diese dinge auch beinhalten – vielleicht würde ich beim fotoverbot ein auge zudrücken 😉 denn ich finde es immer schade, wenn wirklich nur die erinnerung bleibt.
dieser post weckt ganz viele erinnerungen in mir an perfekte tage – tage mit vielen kleinen mankos, aber in mir drin war alles so glücklich, dass es mir perfekt erschien.
ich glaube diese tage muss ich in meinen blog auch nochmal zum leben erwecken, damit ich sie nie vergesse. 🙂
tausend dank für diesen post!
Es freut mich sehr, dass dir mein Post gefällt. Schließlich warst du ein bisschen Inspirationsquelle bzw. Vorbild dafür 🙂
Nach deinem Post über das Zweifeln hstte ich fast sowas in der Art zum Thema "perfekter Tag" von dir erwartet – und es ist einfach wunderschön, dabeizusein und irgendwie miterleben zu dürfen, wie aus dem Zweifeln so positive Gedanken entstehen.
Danke für´s Teilen!
LG
Christiane
Hehe, stimmt, da kann man eine kleine Verwandlung erkennen 😉
Freut mich sehr, dass der Post gefällt!
Du hast einen super guten und total wahren Text über den perfekten Tag verfasst!!! Den werde ich bestimmt noch einige Male durchlesen,wenn ich mich mal wieder nach einem perfekten Tag sehne!! 🙂
Ich wünsche dir,dass du ab und zu so perfekte Tage hast und soe total geniessen kannst!
Liebe Grüsse Alizeti
Wow, dankeschön! Freut mich sehr, dass der Post gefällt 🙂
Toller Text, der wirklich zum nachdenken anregt.
Gerade das mit dem Foto-Video-Verbot ist interessant, für mich nur leider sehr schwer einzuhalten.
Anneke ♥
Danke 🙂
Ja, für mich auch, vor allem momentan fange ich wieder an, mehr Alttagssachen zu dokumentieren, Smartphone sei dank 😉
Sehr schöner Text, da kann ich den anderen nur zustimmen 🙂
Das mit dem Foto-Verbot wäre in meinem Freundeskreis wahrscheinlich undenkbar (ich studiere ja Medien und Kommunikation und irgendwie haben da sehr viele eine Spiegelreflex :D)
liebe Grüße,
Petra
PS: Hast du meine E-Mail eigentlich bekommen? 🙂
Danke 🙂
Haha, okay. Bei mir wird dann eher mit dem Smartphone fotografiert 😉
Gefällt mir richtig gut! Wunderschön geschrieben. SO ähnlich wollte ich meinen Post zu der Reihe auch gestalten- bis jetzt der beste Post dieser Reihe!
Gerade wegen solcher Texte mag ich deinen Blog sehr gerne! Du hast eine tolle Art zu schreiben 🙂