Mein Lieblingsbuch

Jennifer Jäger hat eine Blogparade gestartet, und bei so tollen Projekten bin ich natürlich immer gerne dabei! Außerdem hatte ich bereits vor, etwas über Bücher zu schreiben, nur noch nicht den richtigen Anstoß dazu – hier ist er also 🙂 Wer sich anschließen möchte, hat noch bis zum 12. März Zeit, seinen Artikel zum Thema „Mein Lieblingsbuch“ zu veröffentlichen.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich momentan nicht allzu viel lese. Bei Büchern habe ich einen recht eng gefassten Geschmack und es gibt nur sehr wenig, das mir gefällt. Noch dazu muss ein Buch einfach perfekt zu meiner Stimmung passen. Ich kann nicht Hemingway lesen, wenn ich gut drauf bin, und genauso wenig zu Paolo Coelho greifen, wenn mir das Lesen gerade sinnlos erscheint. Das macht es mir ziemlich schwierig, ein Buch mit mehr als fünfzig Seiten zu lesen.

Das ist der Grund, warum ich Kurzgeschichten liebe. Tolle Kurzgeschichten kann ich wieder und wieder lesen – immer, wenn sie gerade zu meiner Stimmung passen. Und am besten gefallen mir die Kurzgeschichten von Haruki Murakami. Ich besitze drei Bände von ihm, von denen ich einzelne Geschichten bestimmt schon mehr als zehnmal gelesen habe.

Mein absoluter Liebling der drei ist „Der Elefant verschwindet“. Das Thema „Verschwinden“ zieht sich hier durch das ganze Buch. Immer passiert etwas Unerklärliches, was auch auf den zweiten und dritten Blick nicht erklärt werden kann. Was man eben einfach akzeptieren muss. Und was die Menschen, die mit dem Verschwinden in Verbindung stehen, total aus der Bahn wirft, aus ihrem Alltag, von dem sie jetzt erst erkennen, dass sie sich in diesem ohnehin nie so richtig wohl gefühlt haben. Danach ist alles wie vorher, aber doch ein bisschen anders.

„[Das Besondere an seinen Texten ist,] dass Murakami den glatten Boden vor den Füßen seiner blassen Angestellten aufreißt, sie kurz ins Nichts starren lässt, um mit dem nächsten Satz alles wieder schön zu verfugen – als wäre nichts gewesen.“ – Süddeutsche Zeitung

Irgendwie ist das, was den Protagonisten passiert, immer etwas sehr Persönliches. Versuchen sie, anderen Menschen zu erklären, was mit ihnen passiert, ergeben sich seltsame, unwirkliche Situationen. Und ganz ähnlich geht es mir, wenn ich versuche, den Inhalt der Geschichten zusammenzufassen.

Die Geschichten sind surreal und meistens fast ein bisschen märchenhaft. Viele haben eine parabelartige Botschaft – so lassen sich die Bücher oberflächlich zwar leicht lesen, aber wer ein bisschen hinter die Kulissen blickt und sich wirklich auf die Texte einlässt, wird nochmal in eine ganz andere Welt eintauchen.

In „Der Elefant verschwindet“ gibt es drei Kurzgeschichten, die mich wirklich beeindruckt haben. Aus diesen möchte ich euch ein paar Auszüge zeigen:

In „Scheunenabbrennen“ trifft der Protagonist einen Mann, der ihm erzählt, dass er manchmal Scheunen abbrennt. Natürlich nur solche, die nicht mehr gebraucht werden und die kein großes, gefährliches Feuer verursachen können. Er verschüttet Benzin, wirft ein Streichholz und schaut sich das Ganze aus einiger Entfernung mit einem Fernglas an. Am Ende des Gesprächs verrät er dem Protagonisten, dass er bald eine Scheune ganz in dessen Nähe abbrennen würde. Und der Protagonist bekommt das einfach nicht mehr aus dem Kopf – jeden Morgen läuft er alle Scheunen der Umgebung ab, aber alle stehen noch, bis zum Ende.

In „Der Elefant verschwindet“ – verschwindet ein Elefant. Ist er geflohen, wurde er entführt? Der Protagonist ist der Letzte, der den Elefanten gesehen hat. Die Bewohner des Vorortes, in dem der Elefant lebte, rätseln, doch alles macht keinen Sinn. Er ist eben verschwunden. Eigentlich ganz einfach, oder?

In „Schlaf“ leidet eine Frau unter Schlaflosigkeit. Oder, richtig gesagt, sie schläft nicht. Seit 17 Tagen nicht mehr. Andere Symptome hat sie nicht, es geht ihr nicht schlecht, sie ist nicht müde. Sie schläft nur einfach nicht. Und hat nachts Zeit für andere Dinge. In der ersten Woche liest sie dreimal „Anna Karenina“. Ihr Alltag kommt ihr plötzlich so einfach vor, sie erledigt ihn mechanisch, und stellt fest, wie bedeutungslos er zuvor war.

Kennt ihr die Geschichten? Wenn nein, wie wirken sie auf euch durch meine Beschreibung?

6 Gedanken zu “Mein Lieblingsbuch”

  1. Ich habe bis jetzt nie Kurzgeschichten von Murakami gelesen, nur Romane. Ich wusste nicht mal, dass er so viele geschrieben hat. Die Inhalte klingen wirklich faszinierend, ich sollte mir wohl mal so einen Band zulegen. (:

  2. Ich mag solche Geschichten, in die man eintauchen kann, die Stoff zum Nachdenken und Philosophieren liefern. Offenbar sind die Kurzgeschichten von Murakami (kannte sie bisher nicht) dafür bestens geeignet.
    LG
    Christiane

  3. Die Geschichte klingt echt interessant. Allerdings muss ich jetzt mal eine ganz dumme Frage stellen und vielleicht weißt du da ja besser Bescheid als ich: Ich sehe total oft auf Blogs, dass Leute z.B. Bücher vorstellen und dafür wie du Fotos vom Buch & Cover machen. Mein Freund meinte dann letztens zu mir, dass es eigentlich verboten ist sowas zu fotografieren genau so wie Dinge, wo man die Mare sofort erkennt, wie z.B. iPods. Und meistens hat man bestimmt Glück, aber man natürlich auch das pech haben kann dann einen Brief vom Anwalt zu kriegen. Ich bin jetzt total verwirrt und weiß nicht mehr was stimmt 😀 Weil wenn das stimmt, welche Fotos soll man dann noch nehmen wenn man einen Buchtipp schreibt? Ich dachte immer sowas wäre okay wenn man das Foto selbst gemacht hat… Vielleicht weißt du Bescheid wegen des Themas? :

  4. ich bin leider keine so große philosophie-freundin 🙂
    mir ist das alles immer iwie zu 'hoch' und zu schräg . aber ich finde deine beschreibungen gut .. und die idee mit den fotografierten buchseiten ist echt lustig . bin mir vorgekommen als würd ich das buch selber lesen 🙂

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