Tipps zur Bildgestaltung

Dieser Post ist zwar ganz schön unweihnachtlich, aber er ist trotzdem Teil des Adventskalenders auf Coras Blog. Dort geht es um Fotografie und Grafikdesign, und da ich so gern fotografiere und das auch (noch) mehr auf meinem Blog zeigen möchte, dachte ich, ich nehme mit einem Tutorial teil. Wenn es euch gefällt und/oder weiterhilft, sagt mir Bescheid, dann erstelle ich vielleicht das eine oder andere weitergehende Tutorial. Und denkt daran, auch die anderen Türchen zu öffnen! Morgen geht es bei Laureen weiter und übermorgen bei Stef 🙂

Gute Fotos erzählen Geschichten, heißt es. Und egal, ob wir unser neuestes Oufit oder den Urlaubsstrand ablichten, wir möchten damit immer eine Geschichte erzählen. Manchmal hat die mehr, manchmal weniger Inhalt, aber immer ist sie die Intention, die dahinter steht, dass wir überhaupt unsere Kamera zücken und ein Foto machen. Der Sinn der Bildgestaltung ist es, diese Geschichte, also diese Aussage des Bildes, so gut rüberzubringen wie möglich, die fotografischen Mittel so zu nutzen, dass die Bildaussage so gut wie möglich unterstrichen wird.

Das klingt vielleicht beim ersten Lesen ein bisschen kompliziert, ist aber im Prinzip relativ simpel. Eigentlich geht es darum, welche Einstellungen in Kamera und Nachbearbeitung welche Wirkung auf die Betrachter unserer Bilder auswirken. Wissen wir darüber Bescheid, können wir uns nämlich bei jedem Foto fragen „Was will ich aussagen?“ und die Antwort dann bewusst umsetzen. Und wenn man das ein paar Mal gemacht hat, geht einem das ins Blut über – versprochen.

Hinweis: Ich habe keine professionelle Ausbildung als Fotografin oder Ähnliches hinter mich gebracht. Alles, worüber ich hier schreibe, ist eigene Erfahrung gepaart mit dem, was ich mir mit Hilfe von Internetseiten, Büchern und einem Fotokurs in der Schule selbst beigebracht habe. Ich interessiere mich sehr für die Wirkung und Analyse von Bildern und dafür, warum einige Bilder als „schöner“ wahrgenommen werden als andere, deshalb dachte ich mir, ich teile mein Wissen mal 🙂
Alle verwendeten Fotos stammen von mir.

Unser Kopf ist daran gewöhnt, Bilder im Querformat zu sehen, denn der Großteil der Fotos sind in diesem aufgenommen. Auch das Sichtfeld unserer Augen ist ja mehr oder weniger ein Querformat, genauso wie Computer- oder Fernsehbildschirme. Deswegen wirken Bilder im Querformat auf den Betrachter ruhig und „normal“. Er kann sich in Ruhe auf das Bild konzentrieren, sich alles ansehen und hat das Gefühl, dass die ganze Breite einer Szene abgebildet wurde. Ist ein Bild dagegen im Hochformat abgelichtet, suchen unsere Augen ganz automatisch nach dem, was sich links und rechts vom Motiv befindet. Wir haben das Gefühl, jemand versteckt etwas von uns.

Das muss aber nichts Negatives sein – im Gegenteil, der Betrachter muss sich mit dem Bild intensiver beschäftigen. Beim „normalen“ Querformat reicht ein kurzer Blick, für ein Hochformat (vor allem beispielsweise bei Landschaftsaufnahmen, die fast immer im Querformat aufgenommen werden) benötigt der Betrachter länger, um es in sich aufzunehmen. Den gleichen Effekt kann ein quadratisches Format haben, es wirkt ungewöhnlich und neu.

Vielleicht habt ihr die verschiedenen Begriffe der Perspektive schon aus dem Kunstunterricht gehört. Bei der Normalperspektive befindet sich die Kamera auf gleicher Höhe mit dem Aufgenommenen, also quasi auf „Augenhöhe“. Fotografiert ihr ein Model, heißt das quasi, dass ihr einfach die Kamera hochnehmt und das Foto macht – bei Kindern oder Tieren bedeutet Augenhöhe für euch andererseits, dass ihr in die Knie gehen müsst. Die Vogelperspektive bedeutet Fotografieren von oben herab. Dadurch wirken Motive klein und teilweise sogar gestaucht. Die Froschperspektive bedeutet anders herum, dass von unten nach oben fotografiert wird. Motive wirken so lang gezogen und groß, teilweise sogar bedrohlich. Einen Baum oder ein Gebäude von weit unten zu fotografieren, kann so tolle Effekte hervorrufen. Bei Menschen würde ich allerdings immer eine Normal- oder eine leichte Vogelperspektive empfehlen, da dies „vorteilhafter“ wirkt. Es gibt aber bei der Wahl der Perspektive eigentlich keine Regeln – probiert ein bisschen herum und macht ruhig mal ein paar ungewöhnliche Bilder.

Klar, in einem Foto sollte das scharf sein, was interessant ist und im Mittelpunkt steht, und der Rest möglichst unscharf oder verschwommen. Schließlich ist zu viel sichtbarer Hintergrund einfach störend, wenn man eine Blume oder ein Portrait aufnehmen will. Aber manchmal kann das, was unscharf ist, auch interessant sein, eine Ergänzung oder Erklärung zum Motiv. Spannend ist manchmal auch, in welchem Teil des Bildes die Unschärfe und die Schärfe sich befinden.
Unser Auge wird auf einem bestimmten Foto immer auf bestimmte Teile des Bildes gelenkt. Das kann durch Linien und geometrische Formen (siehe Punkt 4) geschehen, oder einfach durch das Format des Bildes, zum Beispiel lenkt ein quadratisches Bild unsere Augen automatisch auf die Mitte des Bildes. Befindet sich in dem für unsere Augen wichtigsten Teil des Fotos eine Unschärfe, kann das auf den Betrachter verwirrend und störend wirken – oder, richtig eingesetzt, das Interesse wecken.

Im Foto vom Billardtisch liegt die Schärfe auf der Billardkugel am Tisch. Der Arm samt Queue ist zwar abgebildet, aber unscharf, und erweitert somit die Szene: Man sieht genau, dass die Kugel nicht einsam auf dem Tisch liegt, sondern gerade jemand spielt, und das Bild wirkt um einiges interessanter, als wenn nur die Kugel abgebildet wäre.

Gezielte bzw. gewollte Unschärfe kann auch spannend sein – bewegt man die Kamera während der Aufnahme, entsteht Bewegungsunschärfe, die das Foto dynamisch wirken und den Betrachter die Bewegung quasi „fühlen“ lässt. Etwas, das ich immer schon einmal ausprobieren wollte, ist das „Mitziehen“ der Kamera mit einem bewegten Motiv, wodurch das Motiv scharf und der Hintergrund bewegungs-unscharf dargestellt wird, wie beispielsweise hier.

Damit sind nicht etwa mit Photoshop oder einem anderen Programm hinzugefügte Linien und Rahmen gemeint, sondern die, die quasi natürlich auf dem Foto zu sehen sind.
Die Wirkung eures Fotos wird maßgeblich von geometrischen Formen und Linien bestimmt. Manchmal sind die auf den ersten Blick erkennbar (zum Beispiel, wenn ihr einen Zaun oder eine gespannte Wäscheleine fotografiert), manchmal so sehr Teil des Bildes, dass man sie nur unterbewusst wahrnimmt (zum Beispiel eine Linie als Horizont).
Linien sind deshalb so wichtig, weil sie den Blick des Betrachters „leiten“. Wir gucken auf das Bild und unsere Augen folgen quasi automatisch dem Verlauf der Linie. Horizontale und vertikale Linien schaffen dann eine Atmosphäre von Ruhe und Harmonie – unser Auge muss der Linie nicht wirklich folgen, da sie auf den ersten Blick erkennbar ist. Vertikale Linien hingegen führen unser Auge. Der Interessenspunkt, also der Punkt, auf den sich unser Auge konzentriert, liegt dann am Ende der Vertikalen. Baut ihr eine Vertikale bewusst in ein Bild ein, solltet ihr das berücksichtigen.

Geometrische Formen können sich durch vieles ergeben – Gullideckel, Spiralen bei Treppen, Dreiecke, die sich durch Fluchtpunktperspektiven ergeben und so weiter. Die Wirkungen sind je nach Form unterschiedlich, aber allen ist gemeinsam, dass sie das Foto konstruiert erscheinen lassen und ihm einen gewissen künstlerischen Touch geben. Wie bei den Linien solltet ihr darauf achten, die Formen nicht allzu „offen“ im Bild stehen zu lassen. Wenn ihr die beiden Fotos unten anseht, fällt auf, dass beim linken Bild der Blick dem Dreieck in die Ferne folgt, das Dreieck dort aber auch geschlossen wird. Der Betrachter bekommt das Gefühl, mitten in der Szene zu stehen und in die Ferne zu blicken. Außerdem wird der schmale Streifen Meer ganz hinten in Szene gerückt.
Auf dem Foto rechts ist das Dreieck nicht geschlossen. Schlimmer noch, dort, wo es eigentlich enden sollte, fällt durch die Fenster ein heller Streifen Licht. Der Blick folgt dem Dreieck und „fällt“ quasi aus dem Foto heraus – die Person unten rechts, die eigentlich im Vordergrund stehen sollte, wird fast schon übersehen.

 

Auf dem Bild oben fällt der Blick zuerst auf den vorn durch das hellere Licht hervorgehobenen Bereich. Dann folgt er durch das vorherrschende visuelle Dreieck der Radfahrerin – deren Bewegung wird durch das Foto quasi verstärkt. Hinten kommt der Blick in dem Bereich an, der ohnehin durch das helle Licht hervorgehoben wird. Die Linien auf der Decke, die alle zum gleichen Punkt laufen, unterstützen dies noch. Alles im Bild lässt also den Blick auf die Personen im Hintergrund zulaufen, und durch die verschiedenen geometrischen Formen wird zusätzliches Interesse geweckt.

Ähnlich verhält es sich mit Rahmen im Bild. Die können sich durch Natur oder Architektur ergeben, zum Beispiel, wenn Zweige ins Bild ragen oder durch Türbögen, Fensterrahmen, und so weiter. Ein Rahmen gibt einem Foto eine gewisse Ruhe und Stabilität, lässt es abgeschlossen und „künstlerischer“ erscheinen.

So, für heute war das erst mal genug Text! Hat euch der Beitrag gefallen, fandet ihr ihn hilfreich? Würden euch ähnliche Artikel zum Thema Fotografie interessieren, zum Beispiel zur Belichtung?

15 Gedanken zu “Tipps zur Bildgestaltung”

  1. toller Beitrag, total einfach erklärt und man kann wirklich etwas lernen, habe ich schon mal erwähnt, dass ich deinen Blog über alles liebe?
    er ist so wunderbar vielfältig und das design ist der hammer! wo hast du das her? würde mich total über eine antwort freuen ♥
    liebst, lola

  2. Bin gerade über CopyPasteLove auf deinen Blog gekommen und bin echt begeistert. Finde alles wunderschön und sehr spannend 🙂 Hast mich auf jeden Fall als Leserin überzeugt 🙂 Bin schon sher gespannt auf Neues.
    Ich habe neulich ein neues Layout erstellt, würde mich sehr über dein Urteil freuen 🙂 Link ist in meinem Namen.
    Liebste Grüße
    Natalia

  3. ich LIEBE diesen post! gerade so im umzugsfieber, dass ich kaum blogs lesen kann, aber was ich hier verpasst habe!!! man merkt richtig, wieviel mühe du dir gegeben hast…. großartig.

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